Publikation Geschichte - Parteien- / Bewegungsgeschichte - Deutsche / Europäische Geschichte Ansichten zur Geschichte der DDR

Band V. Herausgegeben von Jochen Cerny, Dietmar Keller und Manfred Neuhaus

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Enthält

  • Vorwort (S. 7)
  • Dieter Wittich: Ideologische, methodische und pragmatische Aspekte des Berichtes der Enquete-Kommission (S. 9-18)
  • Stefan Bollinger: »Geschichtsaufarbeitung« - Machtinstrument oder Erkenntnishilfe? Einige Anmerkungen (S. 19-28)
  • Günter Benser: Bundestagsdrucksache 12/7820 - auch methodisch ein Dokument voller Widersprüche (S. 29-40)
  • Harald Neubert: Die Vorgeschichte der deutschen Zweistaatlichkeit im internationalen Bedingungsgefüge (Thesen) (S. 41-48)
  • Jürgen Hoffmann: Deutschlandpolitik als bundesdeutsche Einbahnstraße. Nachtrag zu einem defizitären Kapitel des Abschlußberichtes (S. 49-68)
  • Hans Jürgen Friederici: Das Thema »Antifaschismus« im Enquete-Bericht - Kritische Anmerkungen (S. 69-76)
  • Jörn Schütrumpf: Einige ungeplante und trotzdem nicht vermeidbare Bemerkungen zu Hans Jürgen Friederici (S. 77-80)
  • Manfred Weißbecker: Nachdenken über den Antifaschismus (S. 81-98)
  • Ernst Wurl: Die »SED-Diktatur«. Überlegungen im Kontext einer Kritik des Begriffst aus dem Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages (S. 99-122)
  • Walter Friedrich: Regierte die SED ständig gegen die Mehrheit des Volkes? (S. 123-148)
  • Volkmar Schöneburg: Rechtsstaat versus Unrechtsstaat? Vier Argumente gegen eine Schwarz-Weiß-Klassifikation (S. 149-162)
  • Bernd Okun: Inwieweit ist der Herbst 1989 »identitätsstiftend« für das vereinte Deutschland? Einige Überlegungen (S. 163-168)
  • Autorenverzeichnis (S. 169-170)
  • Inhaltsverzeichnis für die Bände I-V (S. 171)

Vorwort:

Mit dem Bericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages »Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland «'liegt nunmehr das Ergebnis zweijährigen Bemühens von Parlamentariern und Experten um eine politische Bewertung der DDR-Geschichte vor. Das Resultat ist - von welchem Standort her es auch bewertet wird - als ein offizielles Dokument des Bundestages zur Kenntnis zu nehmen, welches das Deutungsraster für DDR-Geschichte in der konservativ dominierten Öffentlichkeit der
Bundesrepublik prägen wird.

Die Veranstalter des im vorliegenden Band dokumentierten Kolloquiums stehen dafür, diesem Versuch. Deutungsmacht über einen bedeutsamen Teil deutscher Geschichte zu gewinnen, von linken Positionen aus entgegenzutreten.

Nicht die Substanz des Berichtes ist es, die das provoziert. Diese ist vergleichsweise mager. Sachlich-fachlich bleibt der Bericht in Teilen weit unter dem - nicht erst neuerdings erreichten - Niveau der Forschung in Ost-wie Westdeutschland. Wohl aber muß einer politischen Instrumentalisierung der Geschichte entgegengewirkt werden, deren verheerende Wirkungen den Herausgebern dieses Bandes vom SED-Geschichtsbild her nur allzugut vertraut sind. Mit dem Bericht wird der Versuch unternommen, die DDR-Geschichte zu entsorgen und gleichzeitig jedwede Kritik an den vermeintlichen Siegern der Geschichte zu blockieren. Die tendenzielle Reduktion der DDR-Geschichte auf die Geschichte des DDR Unrechts und der penetrante Vergleich von NS-Staat und DDR führen objektiv zu einer Entlastung der konservativen Eliten von der Schuld an der Machtergreifung des Hitlerfaschismus. Das wird flankiert durch den Geschichtsrevisionismus der Nationalkonservativen, die die Normalität des NS-Regimes entdecken und mit dessen Historisierung die Einmaligkeit der NS-Verbrechen einebnen.

Der jüngste Akt dieser konservativen Geschichtspädagogik war unlängst zum 50. Jahrestag des Attentats auf Hitler zu erleben. Wie einst die SED den kommunistischen Widerstand zum einzigen und wahren Widerstand stilisierte, war dies nun umgefärbt von konservativer Seite zu erleben. Mit Ehrabschneidung und Ausgrenzung des kommunistischen Widerstandes wurde das Ziel verfolgt, die antifaschistische Legitimation der DDR noch nachträglich zu zerstören und den konservativen Widerstand verspätet als einen identitätsstiftenden Keim für das wiedervereinigte Deutschland erscheinen zu lassen. Dagegen wehrt sich linkes politisches wie historisches Selbstverständnis.

Gleichzeitig verlangt es, in der kritisch-selbstkritischen Analyse der Vergangenheit nicht nachzulassen. Diese Analyse hat erst begonnen. Sie wird die Linke noch Jahrzehnte beschäftigen. Doch scheinen sich - nicht zuletzt im Ergebnis des Drucks der politischen Gegner wie andererseits der Wahlerfolge der PDS - Tendenzen der Unlust und der offenen Ablehnung einer kritischen Sicht auf die eigene Geschichte zu verstärken. Demgegenüber muß der antistalinistische Konsens, der den Wandel und die Erneuerung in der PDS prägte, gewahrt und vertieft werden. Auch dazu will der vorliegende Band beitragen.

PDS/Linke Liste im Deutschen Bundestag und Rosa-Luxemburg-Verein e.V. Leipzig, Berlin 1994. 178 S.

Kostenbeitrag: 3,00 Euro / für Mitglieder 2,50 Euro

Bestellungen bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen unter: info@rosalux-sachsen.de, Tel: 0341-9608531

Diese Publikation wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushalts.