Publikation Erinnerungspolitik / Antifaschismus - Rosalux International - Krieg / Frieden - Osteuropa - Good Night Far Right Putins Antifaschismus-Mythen

Wie Russland den «Antifaschismus» als Rechtfertigung für den Krieg in der Ukraine missbraucht

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Reihe

luxemburg beiträge

Autorin

Anastasia Spartak,

Erschienen

März 2025

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Wladimir Putin nimmt in Moskau während der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des Sieges über Hitlerdeutschland die Parade der Ehrengarde ab, 9.5.2020.
Wladimir Putin nimmt in Moskau während der Feierlichkeiten zum 75. Jahrestag des Sieges über Hitlerdeutschland die Parade der Ehrengarde ab, 9.5.2020.
 
 

 

 

Foto: IMAGO / ZUMA Press Wire

Am 24. Februar 2022 kündigte der russische Präsident Wladimir Putin den Start einer «besonderen Militäroperation» in der Ukraine an. Das offizielle Kriegsziel, so Putin bestehe darin, die Ukraine «zu entmilitarisieren und zu entnazifizieren». Sein Sprecher Dmitri Peskow erklärte noch am selben Tag: «Die Ukraine soll befreit und von Nazis, deren Unterstützern und Ideologie gesäubert werden.»

Anastasia Spartak ist eine Journalistin und antifaschistische Aktivistin aus Russland.

Russische Medien stellen Parallelen her zwischen den Vorgängen an der Ostfront des Zweiten Weltkriegs (1941–1945), der in Russland als Großer Vaterländischer Krieg bezeichnet wird, und sprechen von russischen Soldaten als Antifaschisten und von Ukrainern als Nazis. «Wie 1945 wird der Sieg unser sein», schrieb Putin am 9. Mai 2022. Russische Soldaten in der Ukraine verwenden sowjetische Symbole. Sie tragen Abzeichen mit Hammer und Sichel, befestigen rote Fahnen auf Panzern, erneuern zerstörte Lenin-Denkmäler in besetzten ukrainischen Städten und platzieren die rote Fahne – in Nachahmung der Flaggenhissung vom 1. Mai 1945 auf dem Reichstagsgebäude – auf staatlichen Verwaltungsgebäuden in der Ukraine als Zeichen der Inbesitznahme des Territoriums.

Diese Analyse zeigt auf, wie Russland Elemente des Antifaschismus zur Rechtfertigung des Krieges gegen die Ukraine einsetzt. Dabei soll zum einen der gezielte Gebrauch der Worte «Nazis» und «Faschisten» in Russland untersucht und zum anderen der Frage nachgegangen werden, auf welche tatsächlichen Ereignisse sich Putin und die herrschende Klasse beziehen, wenn sie den Begriff des «Antifaschismus» zur Festigung der eigenen Macht und zur Legitimation eigener außenpolitischer Ziele missbrauchen.

So wie russische Oligarchen sich sowjetisches Vermögen aneigneten, machte sich die Russische Föderation auf zynische Weise den Antifaschismus der Sowjetunion zu eigen. Russland geriert sich als Bollwerk gegen den Faschismus, und der «Tag des Sieges», den Russland am 9. Mai feiert, ist zum wichtigsten Feiertag des Landes geworden. Nachdem Putin an die Macht gekommen war, durften vom Kreml gesteuerte rechtsextreme Gruppierungen gleichberechtigt neben den neu gebildeten antifaschistischen Jugendorganisationen existieren. Auf der internationalen Bühne der UNO setzt sich Russland gegen die Verherrlichung des «Nazismus» ein, während es sich mit europäischen Parteien der extremen Rechten verbündet.

In diesem Text geht es nicht um die Ukraine und der ukrainische Nationalismus soll nicht beschönigt werden. Ziel dieses Beitrags ist vielmehr, die Mythen der russischen Propaganda zu dekonstruieren, um so die ideologische Rechtfertigung für den Krieg gegen die Ukraine offenzulegen.

Übersetzung von Sabine Voß und André Hansen für Gegensatz Translation Collective.