Publikation International / Transnational - Afrika - Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Kapitalismusanalyse Südafrikas Regierung sucht Wege aus der Krise

Standpunkte International 18/2011 von Armin Osmanovic.

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Reihe

Standpunkte international

Autor

Armin Osmanovic,

Erschienen

Dezember 2011

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Südafrika hat sich von der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise 2008–2009 noch nicht erholt, da droht der südafrikanischen Volkswirtschaft durch die Eurokrise, die Wachstumsschwäche in den USA und eine Verlangsamung der wirtschaftlichen Entwicklung in China ein neuerlicher Wirtschaftsabschwung, der weiter Arbeitsplätze kosten könnte. Die sich verschärfende Krise in der Europäischen Union, Südafrikas Haupthandelspartner, hat offenbar schon negative Auswirkungen, denn das Wachstum der südafrikanischen Wirtschaft verlangsamt sich. Im ersten Quartal 2011 war das Bruttoinlandsprodukt von Afrikas größter Volkswirtschaft noch um 4,5 % gewachsen. Im zweiten und dritten Quartal 2011 wuchs es um nur noch 1,3 bzw. 1,4 %. Südafrikas Wachstumsziel liegt bei 7 %.

Fünf Millionen neue Arbeitsplätze will die ANC-Regierung in den nächsten zehn Jahren schaffen und die Massenarbeitslosigkeit endlich von fast 25 auf 15 % drücken. Für das laufende Jahr 2011 rechnet die südafrikanische Regierung angesichts der globalen Rahmenbedingungen nur noch mit einem Wachstum von 3 %. Nächstes Jahr könnte es noch weniger werden, sollte sich die Krise in Europa weiter verschärfen. Damit rückt das Ziel der ANC-Regierung, fünf Millionen Arbeitsplätze schaffen zu wollen, immer mehr in weite Ferne.

Jung und arbeitslos auf Dauer

Von Arbeitslosigkeit überdurchschittlich betroffen sind in Südafrika vor allem junge und schlecht ausgebildete SüdafrikanerInnen. Diese Bevölkerungsgruppen finden kaum Zugang zum formellen Sektor und sind daher überdurchschnittlich häufig arbeitslos bzw. müssen sich nicht selten mit schlecht bezahlten und unsicheren Gelegenheitsjobs durchschlagen oder werden von ihren Familien mitversorgt. Und jedes Jahr kommen 500.000 neue Arbeitssuchende hinzu – die meisten von ihnen ohne Aussicht auf eine Beschäftigung im formellen Sektor – da viele von ihnen über mangelhafte Bildung verfügen.

Bei der Masse der – jungen – Arbeitslosen handelt es sich auch 17 Jahre nach Ende der Apartheid um schwarze SüdafrikenerInnen. Bei dieser Gruppe beträgt die Arbeitslosenrate fast 30 %. Bei den Weißen ist sie seit 1994 nur leicht von drei auf etwas mehr als vier Prozent gestiegen. Hauptursache für die hohe Arbeitslosigkeit unter schwarzen Südafrikanern ist deren deutlich schlechteres Bildungsniveau, denn bis heute wirkt die sogenannte «Bantu-Education» der Apartheid nach, als das weiße Südafrika deutlich weniger Geld für die Bildung der nicht-weißen Bevölkerungsgruppen bereit gestellt hatte. Die staatlichen Schulen, welche die überwiegende Mehrheit der schwarzen Südafrikaner besucht, bieten bis heute trotz gestiegener staatlicher Bildungsetats weit schlechtere Bildungsangebote, als dies die privaten Schulen tun, die überdurchschnittlich von weißen Kindern und Jugendlichen besucht werden.

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