Publikation Bildungspolitik - Studienwerk Ehemaligenstudie

Befunde zur Studien- und Promotionsförderung der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Studie von Frank Kleemann, Ingo Matuschek und Steffen Niehoff.

Information

Reihe

Studien

Autor*innen

Frank Kleemann, Ingo Matuschek,

Erschienen

Dezember 2012

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Nur online verfügbar

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Das Studienwerk der Rosa-Luxemburg-Stiftung unterstützt seit über zehn Jahren Einzelpersonen im Hinblick auf materielle wie ideelle Förderung von Studium oder Promotion. Enge Kontakte zu den StipendiatInnen sowie die Selbstverwaltung der Geförderten sind neben regelmäßigen Angeboten wie z. B. Ferienakademien wichtige Kennzeichen dieser Förderung. Um diese Anstrengungen zu bilanzieren, hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung die vorliegende Studie in Auftrag gegeben, die zum einen eine Analyse der bisherigen Förderung im Hinblick auf die Förderziele und zum Anderen den Berufseinstieg und ‑verlauf der Geförderten fokussiert.

Erkenntnisse sollten auch dazu gewonnen werden, wie Förderinstrumente wirken und wahrgenommen und inwieweit dadurch stetige Bindungen zur Rosa-Luxemburg- Stiftung bzw. ihrem politischen Umfeld begünstigt werden. Zentral sind die Fragen danach, ob und in welchem Umfang die Ziele der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Bezug auf die Förderung von Studierenden und DoktorandInnen erreicht werden und wie nachhaltig dies ist, auch in Bezug auf das politische Engagement der StipendiatInnen und ihr Interesse an einer Alumni- Arbeit.

Die Befragung von Ehemaligen ist ein relativ seltenes Unternehmen im Kontext der Studienwerke der unterschiedlichen politischen Stiftungen. Die vorliegende Studie ist dabei keine klassische Evaluationsstudie, wie sie für den Bereich des Studienwerks der Rosa-Luxemburg-Stiftung bereits im Hinblick auf die ideellen Fördermaßnahmen vorliegt (Hany 2010), noch ist sie, wie für die Hans-Böckler-Stiftung erstellte Studien über deren Förderungspraxis, eine vergleichende Untersuchung von kurz zuvor Geförderten, HochschuldozentInnen und VertrauensdozentInnen (Enders 2005) oder ein Längsschnitt über zurückliegende Kohorten von Geförderten (Frohwieser et al. 2009). Vielmehr sollten entsprechend der oben angeschnittenen Fragestellungen vertiefende Erkenntnisse zur Arbeit des Studienwerks der Rosa-Luxemburg-Stiftung auch jenseits der Werturteile der Befragten gewonnen und aufbereitet werden. Im Einzelnen wurden folgende Themenkomplexe erfasst:

  • Realisierung der Ziele der Rosa-Luxemburg-Stiftung bezüglich ihrer Förderung, spezifischer Zielgruppen und des politischen Engagements
  • Wege zum Studium sowie Verlauf von Studium bzw. Promotion
  • Übergänge von der Hochschule in den Beruf
  • Wahrnehmung der materiellen und ideellen Förderung
  • Bewertung der materiellen und ideellen Förderung
  • Gesellschaftspolitisches Engagement und Vernetzung vor, während und nach der Förderung.

Mit diesem Themenkanon spannt sich der Bogen von der Orientierungsphase der Befragten vor der Bewerbung über den Eintritt in die Förderung und die Aktivitäten innerhalb dieser Phase bis hin zum Studien- bzw. Promotionserfolg und den daran gegebenenfalls anschließenden Übergang in den Beruf sowie die Konsolidierung darin. Neben diesem Verlauf sind jedoch auch außerberufliche soziale und politische Aktivitäten erfasst.

Die Erhebung basiert auf einer Online-Befragung aller über BMBF-Mittel geförderten ehemaligen StipendiatInnen der Rosa-Luxemburg-Stiftung sowie ergänzenden qualitativen Einzel- und Gruppeninterviews. Die aus Mitteln des Auswärtigen Amts geförderten ausländischen StipendiatInnen wurden nicht in die Erhebung einbezogen. Für die Online-Befragung lagen dem Studienwerk der Rosa-Luxemburg-Stiftung 947 E-Mail-Adressen von Ehemaligen vor. 40 davon erwiesen sich als nicht mehr gültig. Von Vertretern des Studienwerks kontaktiert und zur Teilnahme an der Online-Befragung auf einem externen, von INAG administrierten Server aufgerufen wurden letztendlich 907 Ehemalige. Nicht nachvollziehbar ist allerdings, wie viele der an die vorliegenden Adressen zugestellten E-Mails auch tatsächlich von den Adressaten zur Kenntnis genommen wurden. Von den insgesamt 907 kontaktierten haben sich insgesamt 299 Ehemalige, also knapp ein Drittel (32,9 Prozent), an der Befragung beteiligt; 211 davon sind ehemalige StudienstipendiatInnen und 77 ehemalige PromotionsstipendiatInnen; die übrigen 11 wurden sowohl während des grundständigen Studiums als auch während der Promotion gefördert. Letztere wurden in der Befragung nicht separat für Studien- und Promotionsphase befragt, sondern als PromotionsstipendiatInnen behandelt. Insgesamt gaben also sieben Zehntel der im Sample erfassten Befragten über Ihre Studien- und drei Zehntel über ihre Promotionsförderung Auskunft. Die Studie kann als repräsentativ für die Gesamtheit der bis zum Erhebungszeitpunkt geförderten StipendiatInnen angesehen werden (s. genauer Kap. 1); nach Angaben des Studienwerks sind in den Datenbanken 73 Prozent der Geförderten als ehemalige StudienstipendiatInnen erfasst, der Rest als PromotionsstipendiatInnen. Die einzige Einschränkung besteht in einer Unterrepräsentanz von TeilstipendiatInnen (= ca. 20 Prozent im Sample) bzw. Überrepräsentanz von VollstipendiatInnen (= ca. 60 Prozent im Sample): real haben seit 2009 knapp 50 Prozent ein Vollstipendium erhalten, 30 Prozent ein Teilstipendium und weitere 20 Prozent sind ideell gefördert worden (Büchergeld). Auch diesbezüglich lassen die vorhandenen Daten des Studienwerks keinen genaueren Vergleich zwischen Erhebung und Grunddaten zu, da spezifizierte Daten früher nicht erhoben wurden. Die benannte Unschärfe erscheint daher als hinnehmbar.

Im Folgenden werden Ergebnisse der Befragung der ehemals geförderten Studien- bzw. PromotionsstipendiatInnen in kommentierter Form vorgestellt. Das zielt darauf, die unmittelbaren Verteilungen durch qualifizierende Einordnungen zu erhellen und mögliche Interpretationsspielräume durch eine Darstellung bloßer Ziffern zu verknappen. Das dient auch der Vorbereitung weitergehender differenzierender multivariater Analysen, die für jeweilige Ergebnisse unternommen werden. Soweit statistisch relevant (signifikante Differenzen im Mittelwert, zumeist als Häufigkeiten dargestellt), werden Unterschiede nach spezifischen Genusgruppen gesondert ausgewiesen. Die Darstellung stützt sich dabei auch auf Interviews, die im Vorfeld der Befragung wie auch im Anschluss daran geführt wurden. Dabei handelt es sich zum Einen um 5 Einzelinterviews mit ehemaligen StipendiatInnen, in denen es explorativ um das Gewinnen inhaltlicher Aspekte für die Erstellung des Fragebogens ging. Zum Anderen wurden im Nachgang der quantitativen Befragung weitere 5 Gruppendiskussionen durchgeführt, in denen besonders interessierende Befunde zur Diskussion gestellt wurden. Die Interviews wurden verschriftlicht und insgesamt mit den Mitteln Rekonstruktiver Sozialforschung ausgewertet. Die so gewonnenen Einsichten sind in die Kommentierung der quantitativen Daten eingeflossen; im Bericht selbst sind an verschiedenen Stellen illustrative Auszüge aus den Interviews aufgeführt, die einen vertiefenden Einblick in die Perspektiven der Ehemaligen erlauben.

Die Studie wurde von einem Beirat der Rosa-Luxemburg-Stiftung begleitet. Die Autoren möchten an dieser Stelle Prof. Dr. Chris Brückner als Vertreterin der VertrauensdozentInnen der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Dr. Dr. Peter Ullrich als Vertreter der Ehemaligenvereinigung ROSAlumni sowie Dr. Hella Hertzfeld und Moritz Blanke als Vertreter/innen des Studienwerks für ihre konstruktiven Hinweise, Ratschläge, Kommentare und Rückmeldungen danken.