Auch die Ungleichverteilung des gesellschaftlichen Reichtums ist auf einem historischen Höhepunkt. Sich über den Globus erstreckende Austeritätspolitiken und Strukturanpassungsprogramme treten als Lösung auf, verschärfen aber die Probleme. Der Name der Zeit? Unklar. Post-alles, Interregnum, WELTKRISENPOLITIK.
Geopolitische Konstellationen verschieben sich. Der Niedergang des American Empire wird seit Jahrzehnten von den einen ersehnt, den anderen befürchtet. Mit China, Indien und Brasilien tauchen nicht nur neue ökonomische Akteure, sondern auch neue Machtzentren auf. Die aktuellen Kriege reflektieren imperiale Ambitionen. Welche Rolle spielt die Bundesrepublik in dieser Weltumordnung? Längst ist sie kein politischer Zwerg mehr: Gestützt auf ihre ökonomische Macht und gestärkt durch die neoliberale Krisenbearbeitung, ist Deutschland auf dem heftig umkämpften Weg zum politischen Riesen.
In der Sprache der Geopolitik fällt es oft schwer, jenseits der Staatenkonkurrenz um Einflusssphären zu denken. Auch deshalb ist es schwierig, linke Antworten auf «außenpolitische» Fragen zu formulieren. Soziale Spaltungen, Kräfteverhältnisse und Akteure innerhalb der Nationalstaaten geraten aus dem Blick. Warum fällt es der Linken so schwer, in bewaffneten Konflikten die Perspektive der Subalternen einzunehmen, statt sich häufig identitär und bekenntnishaft auf eine Seite der Konfliktparteien zu schlagen? Warum sind die Alternativen zur herrschenden Re-Militarisierung von Außenpolitik so schwach?
LuXemburg 3/2014 fragt nach Einstiegen in Friedenspolitiken mit friedlichen Mitteln. Wie lassen sich Konflikte beheben oder verhindern, lange bevor Gewalt eskaliert? Wie können Projekte regionaler Integration, sozial-ökologischer Entwicklung, Konversion und des Ausbaus sozialer Infrastrukturen dazu beitragen, globale Konflikte zu entschärfen? Am Ende ist klar: Linke Außenpolitik kann nur Teil eines umfassenden Transformationsprojekts sein: «alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist».
Inhalt:
Welt denken
- Wer hört die Subalterne? Ein Rück- und Ausblick
Von Gayatri Spivak - Weltumordnung
Wie die Konturen des Neuen allmählich sichtbar werden
Von Mario Candeias - Hegemony in the Making
Wie Deutschland seine ökonomische Macht politisch wendet
Von Rainer Rilling - American Decline?
Wie sich das Empire reorganisiert
Von Ingar Solty - Fracking, Freedom, Freihandel
Wie die Weltenergieordnung umgebaut wird
Von Malte Daniljuk - BRICS: Aufstieg des Südens oder Neuordnung der Eliten?
Warum sich weniger ändert, als man denkt
Von Achin Vanaik - Interview: «… als gehe es um die Wahl zwischen zwei Zivilisationen»
Gespräch über Brüche und Perspektiven in der Ukraine
Mit Vladimir Ischchenko
Kriege führen
- Mit Sicherheit mehr Verantwortung?
Wie der Diskurs um ›human security‹ militärisch gewendet wird
Von Corinna Hauswedell - DEBATTE: Responsibility to Protect
Warum die ›Schutzverantwortung‹ problematisch ist
Von Wolfgang Obenland und Jan van Aken - Drohnenkriege
Warum Big Data tödlich sein kann
Von Norbert Schepers
Einstiege finden
- 20 Jahre Völkermord in Ruanda
Welche Konsequenzen sich für die zivile Konfliktbearbeitung ergeben
Von Jörn Jan Leidecker - Ohnmächtige OSZE
Was von ihr geblieben ist
Von Nadja Douglas - INTERVIEW: Aufarbeitung – Fehlanzeige
Gespräch über Gewalt gegen Frauen in Sri Lanka
Mit Shreen Abdul Saroor - Ebola als Brennglas
Warum soziale Infrastrukturen die Lösung sind
Von Andreas Wulf - Was ist linke Migrationspolitik?
Warum globale Bewegungsfreiheit ethisch geboten und strategisch notwendig ist
Von Fabian Georgi - «…sich nicht zu beteiligen!»
Warum Zivilklauseln ein Erfolgsmodell sind
Von Nicole Gohlke - Vom langen Ende der Friedensforschung
Wie ihr Gesellschaftskritik abhanden kam
Von Werner Ruf - «Außenpolitisch nicht mehr vertretbar»
Warum das PKK-Verbot abgeschafft gehört
Von Ulla Jelpke - Eine Perspektive der Subalternen
Wie die Linke Außenpolitik verhandelt
Von Raul Zelik
Abseits
- Poesie eines kurzen Lebens
Von Xu Lizhi - NAME DER ZEIT: Transkapitalismus mit neofeudalen Strukturen
Von Hans-Jürgen Krysmanski - Die Welt verändern, das Leben ändern
Von Thomas Seibert - Ausweis her! New York City führt ein kommunales Personaldokument ein
Von Alina Mogilyanskaya - KONTROVERS: Partizipation und Demokratie
Mit Isabell Lorey und Alex Demirovic
Fotostrecke I: Fette Beute – Reichtum zeigen
Ausstellung des MGK Hamburg
Fotostrecke II: Bilder aus Rojava
Von Birgit Haubner
LUXEMBURG ONLINE
- Neue Energie für Amerika
Von Michael T. Klare - Ukraine: Geschichte einer forcierten Spaltung
Von Philipp Kreutzer - Wo steht die zivile Konfliktbearbeitung?
Von Christine Schweitzer - Eine neue Klimabewegung
Von Naomi Klein - In Kürze: UNASUR: Regionale Integration als Kriegsursachenbeseitigung
Von María Diaz - Wofür kämpft Kobanê?
Von Metin Yegin - INTERVIEW: Podemos – Ausdruck einer Notwendigkeit
Mit Pablo Iglesias - Elf Thesen zu Podemos
Von Raul Zelik
Jetzt kostenlos abonnieren, auch als E-Abo:
www.zeitschrift-luxemburg.de/abonnement/