Publikation International / Transnational - Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Staat / Demokratie - Amerikas Abpfiff

Eine kritische Bilanz der Fußball-WM 2014. Analyse von Thomas Fatheuer und Christian Russau.

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Reihe

Analysen (Archiv)

Autor*innen

Thomas Fatheuer, Christian Russau,

Erschienen

November 2014

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Im Oktober endete in Brasilien ein langes politisches Jahr: Bei den Präsidentschaftswahlen wurde mit einer denkbar knappen Mehrheit von 51,64 Prozent Amtsinhaberin Dilma Rousseff wiedergewählt, das knappste Ergebnis der letzten Jahrzehnte. Begonnen hatte das lange Jahr im Juni 2013, als während des Confederations Cup zur allgemeinen Überraschung Millionen BrasilianerInnen auf die Straße gingen und protestierten. Und dazwischen lag die WM – genauer gesagt: die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ der Männer. Das größte Medienevent des Planeten ist so sehr wie noch nie in den Strudel unruhiger Zeiten geraten und selbst zum Gegenstand von Protesten geworden, dass das Modell Fifa-WM Brasilien wohl nicht unbeschadet überstanden hat. Aber hat die WM auch die Wahlen in Brasilien beeinflusst? Viele hatten geglaubt, dass ein Ausscheiden der seleção zu einer Niederlage der Präsidentin bei den Wahlen führen könnte. Das ist nicht geschehen – die Präsidentin mag für vieles verantwortlich sein, aber die Mannschaft hatte Trainer Luiz Felipe Scolari aufgestellt, nicht sie.

Die WM hat allerdings auch nicht dazu beigetragen – ob in Sieg oder Niederlage –, die Nation zu einen. Selten ist ein Wahlkampf in Brasilien so polarisierend und hasserfüllt geführt worden wie der des Jahres 2014. Die politische Polarisierung hat stattdessen ihren Teil dazu beigesteuert, dass die exorbitanten Ausgaben für die WM nicht mehr durch einen nationalen Konsens getragen wurden – wie etwa bei der WM in Deutschland oder sogar noch in Südafrika. Kurz vor der WM befürchtete eine Mehrheit der BrasilianerInnen sogar eher negative Auswirkungen des Megaevents.

Nun verlief die WM ohne große Proteste und unter massiver Präsenz der Sicherheitskräfte weitgehend reibungslos – wenn auch sportlich für Brasilien desaströs. Trotzdem sind die Fragen gültig geblieben, die im Vorfeld der WM aufgeworfen wurden. In einer noch vorläufigen Bilanz wollen wir eine erste genauere Schadensbesichtigung unternehmen: Was hat die WM für die BrasilianerInnen gebracht, was für den Fußball? Hat sie tatsächlich – wie versprochen – Entwicklungsimpulse für das Land setzen können? Wer sind die Verlierer, wer sind die Gewinner dieser WM?

Inhalt:

  • Zwischen Protesten und Triumphalismus – die WM als politischer Streitfall
  • Geschäfte, Repression und Proteste – eine Bilanz
  • Schneeballeffekt oder Gentrifizierung?
  • Infrastruktur – Versprechungen und Wirklichkeit
  • Die Fifa-WM – weniger Demokratie wagen
  • Keine Massenproteste – aber allgemeine Unruhe
  • Die anderen Proteste – der Hass der Elite
  • Die WM der Repression
  • Nach der WM ist vor Olympia

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Mehr im Online-Dossier Fußball: Widerstand und Utopie