Publikation Ungleichheit / Soziale Kämpfe - Arbeit / Gewerkschaften - Gesellschaftliche Alternativen - Gesellschaftstheorie - Kämpfe um Arbeit Wettbewerbspakte und linke Betriebsratsopposition

Fallstudien in der Automobilindustrie.

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Reihe

Buch/ Broschur, Verlagskooperation

Autor

Daniel Behruzi,

Erschienen

Oktober 2015

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So hat sich das Szenario einer »nachindustriellen Gesellschaft « (Bell 1975) als maßlos übertrieben herausgestellt. Im Nachgang zur Krise 2008/2009 ist stattdessen von einer »Renaissance der Industrie« (Schumann 2013: 8) die Rede. Dörre (2013: 190) hält es gar für möglich, dass »in den entwickelten Kapitalismen des Nordens auf eine Phase globalisierungsgetriebener Deindustrialisierung eine Periode des Insourcing und der Neoindustrialisierung folgt«. Zumindest für Deutschland – das als »Industriegesellschaft par excellence« (Baethge 2011: 152) gilt – kann die weiterhin hohe Bedeutung der Industrie und damit der industriellen Arbeiterschaft kaum in Abrede gestellt werden. Obwohl sich die Arbeitskonflikte, wie dargestellt, in Richtung des Dienstleistungssektors verschoben haben, kommt der Industrie in Bezug auf die Klassenverhältnisse aufgrund ihrer ökonomischen Rolle und ihrer Großbetriebestruktur auch in Zukunft eine wichtige Rolle zu. Zumindest »dürfte es für die Entwicklung der fortgeschrittenen Kapitalismen von großer Bedeutung sein, wie sich die Arbeiterschaft in sozialen Auseinandersetzungen verhält« (Dörre 2013: 192).

Die Automobilindustrie war nicht nur Leitbranche der kapitalistischen Ökonomie des 20. Jahrhunderts (Kuczynski 2009). Sie spielt auch bis heute eine zentrale Rolle, sowohl für die technologische Entwicklung und die Veränderung der Produktions- und Arbeitsorganisation als auch für die Arbeitsbeziehungen in Deutschland (Sandig 2008: 140, Haipeter/Banyuls 2007: 373).1 Aus Gewerkschaftssicht hat die Branche eine »Flaggschiff-Funktion« (Haipeter/Lehndorff 2005: 107). Während die gewerkschaftlichen Strukturen in vielen anderen Bereichen erodieren oder nie vorhanden waren, sind sie – zumindest in den Stammbelegschaften der Autokonzerne – zwar ebenfalls geschwächt, aber weitgehend intakt. Gerade hier lässt sich deshalb untersuchen, wie die Beschäftigtenorganisationen mit veränderten Rahmenbedingungen und Unternehmensstrategien umgehen.

(Aus der Einleitung)

 

Inhalt

Vorwort
Einleitung

Teil 1: Forschungsstand und theoretische Prämissen
1. Gewerkschaftliche Repräsentationskrise und Umbrüche des Tarifsystems
1.1 Gewerkschaften in der Defensive
1.2 Erosion des Tarifsystems ..

2. Automobilindustrie
2.1 Bedeutung der Autobranche
2.2 Kapitalkonzentration, Internationalisierung und Überkapazitäten

3. Machtressourcenansatz

4. Gewerkschaften und Solidarität

5. Betriebliche Wettbewerbsbündnisse
5.1 Definition
5.2 Entstehung und Verbreitung
5.3 Inhalte
5.4 Reziprozität
5.5 Beschäftigungs- oder Wettbewerbsbündnisse?
5.6 Umbau oder Erosion des Tarifsystems?
5.7 Legitimitätsprobleme infolge Betrieblicher Wettbewerbsbündnisse

6. Der Betriebsrat
6.1 Entstehung, rechtliche Grundlagen und Verbreitung
6.2 Betriebsrat als Parlament der Arbeit
6.3 Betriebsratstypologien

7. Fallauswahl und methodische Vorgehensweise

8. Ausgangsthesen

Teil 2: Fallstudie
Betriebliche Wettbewerbs bündnisse und fragmentierte Belegschaftsvertretung bei Daimler

1. Hintergrund
1.1 Ökonomische Lage und strategische Ausrichtung des Daimler-Konzerns
1.2 Die Standorte Untertürkheim und Sindelfingen
1.3 Die IG Metall in den Daimler-Werken Untertürkheim und Sindelfingen
1.4 Linksopposition im Daimler-Werk Untertürkheim

2. Standortvereinbarungen Daimler
2.1 Standortkonflikt in Untertürkheim 1996
2.2 Exkurs: Konflikt um die Kürzung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall 1996
2.3 Konflikt um die »Zukunftssicherung 2012« im Jahr 2004
2.4 Krisenkorporatismus im Betrieb: Vereinbarungen bei Daimler 2009/2010
2.5 Standortkonflikt um C-Klasse in Sindelfingen im Dezember 2009

Teil 3: Fallstudie
Betriebliche Wettbewerbsbündnisse und fragmentierte Belegschaftsvertretung bei Opel

1. Hintergrund
1.1 Wirtschaftliche Entwicklung
1.2 Unternehmensstrategien
1.3 Die Standorte Rüsselsheim und Bochum
1.4 Beschäftigtenvertretung in Bochum
1.5 Beschäftigtenvertretung in Rüsselsheim

2. Betriebliche Wettbewerbsbündnisse bei Opel
2.1 Standortkonflikt 2004/2005
2.2 »Zukunftsvertrag 2016« bei Opel Bochum
2.3 »Mastervertrag Drive! 2022« und angekündigte Schließung des Bochumer Werks
2.4 Fazit

Schlussteil

1. Materielle Folgen Betrieblicher Wettbewerbsbündnisse
2. Diskussion der Ausgangsthesen
2.1 Ökonomiethese
2.2 Reziprozitätsthese
2.3 Beschäftigungsthese
2.4 Verlässlichkeitsthese
2.5 Kooperationsthese
2.6 Machtausweitungsthese
2.7 Wettbewerbsfähigkeitsthese
2.8 Exklusionsthese
2.9 Übertarifthese
2.10 Ressourcenthese
2.11 Kritikfokusthese
2.12 Parlamentsthese
2.13 Legitimitätsthese
2.14 Stärkungsthese
2.15 Appellthese
2.16 Handlungsoptionsthese
2.17 Deutungshoheitsthese
3. Fazit und Ausblick
3.1 Relevanz und Grenzen der vorliegenden Empirie
3.2 Parlament der Arbeit
3.3 Legitimitätsdefizite und linke Opposition
3.4 Gegentendenzen zu Legitimitätsverlusten
3.5 Machtressourcen
3.6 Exklusive Solidarität

Literatur und Quellen
1. Verwendete Literatur
2. Quellen und Dokumente (in Originalfassung)
3. Betriebszeitungen und Flugblätter
4. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

Die gesamte Publikation im PDF.


Daniel Behruzi ist freier Journalist und schreibt unter anderem für die Tageszeitung junge Welt, die Zeitschrift Lunapark21 und verschiedene ver.di- Publikationen. Er promovierte 2015 im Fach Soziologie bei Prof. Klaus Dörre an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine gekürzte Fassung der Dissertation.
 

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Daniel Behruzi
Wettbewerbspakte und linke Betriebsratsopposition
Fallstudien in der Automobilindustrie
Eine Veröffentlichung der Rosa-Luxemburg-Stiftung
424 Seiten | 2015 | EUR 29.80
ISBN 978-3-89965-679-4