Der vorliegende Band ist ein Kompendium fundierter neuerer Forschungen zu Rosa Luxemburgs basisdemokratischem Konzept, unter Einbeziehung ihrer Lenin-Kritik, sowie zu ihrem politischen Wirken in den Jahren 1913 bis 1919 und damit auch zur Vor- und Gründungsgeschichte der KPD (Spartakusbund). Die Rolle der Massen bei Rosa Luxemburg, die Propagierung und Durchführung von Massenaktionen bzw. von Massenstreiks in der Vorkriegs-, Weltkriegs- und Revolutionszeit werden eingehend untersucht. Ein Themenkreis ist den normalerweise so gut wie unbekannt bleibenden Helferinnen und Helfern gewidmet. Hierzu gehören die Darstellung einer Kollektivbiographie des Berliner Spartakushelferkreises aus den Jahren 1915 bis 1918 anhand der aus Reichsgerichtsakten gewonnen biographischen Daten und ein Vergleich mit der Kollektivbiographie der Spartakusführung sowie die biographischen Skizzen von Mathilde Jacob, Fanny Jezierska, Eduard Fuchs und Julius Gerson, ohne deren Unterstützung eine politisch herausragende Persönlichkeit wie hier Rosa Luxemburg nicht die volle Wirksamkeit hätte entfalten können.Gestützt auf reichhaltigem, häufig neu erschlossenem Quellenmaterial - z. B. aus dem früheren Zentralen Parteiarchiv der SED und aus dem Bereich Oberreichsanwalt beim Reichsgericht, beide Bestände jetzt im Bundesarchiv Berlin, sowie aus dem Moskauer RGASPI, aber auch aus westlichen Archiven wie z. B. Hoover Institution in Stanford, IISG Amsterdam, Sozialarchiv Zürich, AsD der FES Bonn - kann der Verfasser eine Reihe von neuen Forschungsergebnissen vorlegen. So beispielsweise über die kritische Haltung eines Großteils der Spartakusführung zur bolschewistischen Revolutionspolitik, über die Zusammenarbeit der Spartakusgruppe mit den revolutionären Obleuten, über die Finanzierung der Spartakusflugblätter im Januarstreik 1918 durch linksbürgerliche Pazifisten, über die Art der Kontakte der russischen Botschaft in Berlin 1918 zur Spartakusgruppe und zu den revolutionären Obleuten (Waffenbeschaffung) sowie über die widersprüchliche, wechselhafte Haltung Rosa Luxemburgs in den Berliner Januarunruhen 1919. Die 12 im Band enthaltenen Aufsätze waren bisher über verschiedene Konferenzbände und wissenschaftliche Zeitschriften verstreut und werden durch diesen Sammelband für die Forschung leichter zugänglich gemacht. Sie wurden überarbeitet, korrigiert, ergänzt bzw. wesentlich erweitert. Durch die deutliche thematische Schwerpunktbildung gewinnt die Aufsatzsammlung einen monographischen Charakter.
Inhaltsverzeichnis:
1. Rosa Luxemburgs Demokratiekonzept
2. Rosa Luxemburgs Kritik an Lenins ultrazentralistischem Parteikonzept und an der bolschewistischen Revolutionspolitik in Russland
3. "Das gefährliche Wort". Die Stellung der SED zu Rosa Luxemburg
4. Die revolutionäre Ungeduld. Rosa Luxemburg und ihre Verbindung zu den Massen (August 1914 bis Dezember 1918)
5. Die ratlose Rosa. Die KPD-Führung im Berliner Januar¬aufstand 1919. Legende und Wirklichkeit
6. Rosa Luxemburgs Engagement für den politischen Massenstreik. Zwei bisher unveröffentlichte parteiinterne Ansprachen vom Sommer 1913
7. Spartakusgruppe, revolutionäre Obleute und die politischen Massenstreiks in Deutschland während des Ersten Weltkrieges
8. Führung und Basis des Rosa-Luxemburg–Karl-Liebknecht-Kreises (Spartakusgruppe), 1915 – 1918. Biographien und soziale Zusammensetzung
9. Mathilde Jacob - Mehr als Rosa Luxemburgs Sekretärin! Mit dem Text von 2 Briefen M. Jacobs an Clara Zetkin, Januar/März 1919
10. Der Einfluss Clara Zetkins auf die Spartakusgruppe (1914-1919)
11. Fanny Thomas-Jezierska (1887-1945).Von Rosa Luxemburg zu Gramsci, Stalin und August Thalheimer – Stationen einer internationalen Sozialistin
12. Julius Gerson und Eduard Fuchs, die Spendensammler für die Flugschriftenagitation der Spartakusgruppe – Verbindungen zwischen Linkssozialisten und bürgerlichen Pazifisten
Ottokar Luban: Rosa Luxemburgs Demokratiekonzept
Ihre Kritik an Lenin und ihr politische Wirken 1913 – 1919
Rosa-Luxemburg-Forschungsberichte, H. 6
Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen Leipzig, Dezember 2008
GNN Verlag Sachsen/Berlin
ISBN 978-3-89819-301-6
Broschür, 313 S., 14,50 €
Ottokar Luban, Historiker aus Berlin, ist Mitglied der Internationalen Rosa-Luxemburg-Gesellschaft (IRLG)