Netzwerktreffen Neudietendorf 2004

3. Treffen des Jugendbildungsnetzwerkes in Neudietendorf bei Erfurt

Ronald Höhner Vom 3. bis 5. Dezember hat sich im thüringischen Neudietendorf das Jugendbildungsnetzwerk zur Projektentwicklung für 2005 getroffen. Zum einen wird das Netzwerk anknüpfend an 2003 wieder eine Trägertagung zu linker Jugendbildung ausrichten. Zum zweiten soll eine internationale Zusammenarbeit mit Initiativen aus Osteuropa und Lateinamerika konzeptionell begleitet auf den Weg gebracht werden. Und zum dritten geht es um die Weiterentwicklung von Methoden und Modulen für eine kapitalismuskritische Bildungsarbeit. Diese Projekte werden von Arbeitsgruppen, in denen jeweils verschiedene Träger autonom zusammenarbeiten, realisiert. Auf dem Treffen wurde der jeweilige Arbeitsauftrag diskutiert und festgelegt. Bei der Tagung zu Jugendbildung werden am 16. und 17. April 2005 geförderte Träger, TeamerInnen und Stiftungsverbund gemeinsam Perspektiven linker Bildungsarbeit entwickeln. Es wird um linke Thematiken, Methoden, Zielgruppen und auch Qualitätskriterien gehen. Darüber hinaus soll auf der Tagung eine öffentliche Positionierung im Bildungsdiskurs erarbeitet werden. Besonders alarmierend ist aus Netzwerksicht die zunehmende Diktion „wichtiger“ Themen durch den Staat, indem einerseits institutionelle Förderungen durch thematische Programme ersetzt werden und andererseits die Mittel für Bildung insgesamt weiter absinken und zugleich ein so genannter Qualitätsdiskurs geführt wird, der sich eher an Controlling als an Bildungsziele anlehnt. All dies steht für das Netzwerk in direktem Zusammenhang mit der Ausformung einer Informationsgesellschaft, in der Wissen zur überlebensnotwendigen Ware konstruiert wird. Für das Netzwerk stellt insofern die Bildung ein wichtiges Thema dar, welches in der Linken kaum eine Rolle spielt. Das soll sich ändern. Die Auslandsarbeit wird mit der Teilnahme von NetzwerklerInnen beim Weltsozialforum in Brasilien und einem Workcamp in Russland konkrete Anfänge nehmen. Dabei steht die Partnersuche und Vernetzung sowie eine perspektivische Projektplanung im Vordergrund. Das Netzwerk geht dabei konzeptionell über die Information, den Erfahrungsaustausch und punktuellen gemeinsamen Widerstand hinaus. Das Netzwerk möchte durch internationale Arbeit linke Diskurse zu globalen Themen auch global weiterbringen. Dazu zählen insbesondere die Konstruktion von Europa sowie die Migrationsdebatte, die Auseinandersetzungen um Bildung und die praktische Kritik einer globalisierten Wirtschaft, die zunehmend eine Gewinner-Verlierer-Konstellation verwischt und damit neue Widerstandsstrategien erfordert. Zudem soll ein Beitrag nach innen zur „Relativierung deutschzentrierter Diskursprioritäten“ geleistet werden. Als Stichwort sei hier die höchst unterschiedliche Bedeutsamkeit etwa der Auseinandersetzung mit Antisemitismus gegenüber der Sozialen Frage in Kreisen der Linken genannt. Jedoch ist zentrales Kriterium der Arbeit, dass Internationale Arbeit immer an die Bildungsarbeit hier im Inland anknüpfungsfähig bleibt. Wie das alles konkret aussehen kann, wird in der Entwicklung künftiger Projekte sicher noch kontrovers aber spannend diskutiert werden. Das Netzwerk versteht sich nicht nur als thematischer Interessenverbund sondern auch als politisches Projekt. Im nun beschlossenen Selbstverständnis wird dies so umschrieben. „Wir wollen gleichberechtigt handeln, hierarchiearm entscheiden und uns mit unseren unterschiedlichen Mitwirkungsvoraussetzungen (be)achten.“ So kam das Treffen bspw. ohne Abstimmungen oder andere, sonst übliche Verfahren zur „Effektivierung“ des Arbeitsprozesses aus. Am Ende des Prozesses stand dann aber ein Ergebnis, mit dem sich alle identifizieren können und das keine Ausgrenzungen produziert hat. Dies ist bei den höchst unterschiedlichen thematischen Interessen, Arbeitsweisen und auch Bildungsansätzen im Netzwerk wirklich nicht selbstverständlich. In der Art unserer Zusammenarbeit liegt die „Stärke schwacher Bindungen“.

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