Brief an Clara Zetkin

Dezember 1918

Liebste Klara!

     Ich war so glücklich über die Nachricht, daß es Dir besser geht. Ein schwerer Stein fiel mir vom Herzen, und ich konnte nochmal so frisch an die Arbeit gehen. Jetzt warte ich wieder sehnlichst auf Nachrichten, wie es Dir weiter geht.

     Die Arbeit hier entwickelt sich famos. Das Nähere wird Dir in bester Weise Freund Münzenberg erzählen. Auch aber meine und unsere Auffassung in den wichtigsten Fragen.

     Sobald Du auf dem Damm bist, reden wir aber die Arbeit. Wir sind hier dabei, unter anderem die Frauenarbeit und Bildungsarbeit zu gründen. Es geht leider noch schwach, Käte D[uncker] ist sehr krank und wenig aktionsfähig. Und sonst haben wir keine Kräfte!

     Ich selbst bin so im Trubel, daß ich keine Zeit habe zu denken, wie es mir geht. «C'est la révolution.» Wenn ich Dich nur gesund weiß, dann geht es mir glänzend.

     Tausend Grüße für Euch alle in Eile.

     Ich umarme Dich herzlichst
     Deine RL


Zitiert nach Rosa Luxemburg: Gesammelte Briefe, Bd. 5., August 1914 bis Januar 1919, Berlin, S. 423-424.