25 Jahre Rosa-Luxemburg-Stiftung

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung feierte im November 2015 ihr 25-jähriges Bestehen.

«Sie ist in ganz vielen Fragen nicht im Mainstream und das ist gut so.»

Der P.Ostbahnhof Club auf dem Gelände am Ostbahnhof, in dem normalerweise Konzerte stattfinden, ist nicht ganz der Ort, den man sich für einen Festakt dieser Art vorstellt – und dennoch eine sehr treffende Wahl. In unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Grundstück, auf dem bis 2018 der Neubau der Rosa-Luxemburg-Stiftung entstehen soll, wurde das 25jährige Bestehen gefeiert. Als einzige der parteinahen Stiftungen hat die Rosa-Luxemburg-Stiftung bislang keine eigenen Räume. In dem groß angelegten Planungswettbewerb werden dieser Tage die eingereichten Entwürfe gesichtet, von denen letztlich einer realisiert wird.

Am Festakt selbst nahmen am Freitagabend rund 400 Gäste teil. Geladen waren Botschafter, Landtags- und Bundestagsabgeordnete, Organisationen und Verbände, Vertreter weiterer politischer Stiftungen sowie Mitglieder, Mitarbeiter und Kooperationspartner der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Die Vorstandsvorsitzende Dr. Dagmar Enkelmann eröffnete den Abend mit einer Rede, in der sie die beachtliche Leistung der Gründungsväter und -mütter würdigte und die Entwicklung der Stiftung seither hervorhob. Ein Ziel, für das sich die Stiftung mit ihren Angeboten zur politischen Bildung einsetze, sei ein Europa der Gemeinsamkeiten. Dabei sei «alternativlos» das Wort der Kanzlerin – nicht das der Stiftung. Diese entwickle soziale Alternativen zu den herrschenden Verhältnissen.

An diesem Ziel festzuhalten, das mahnte auch Hans-Ulrich Jörges vom Stern. In seinem Grußwort erinnerte er die Stiftung und die ihr nahestehende Partei daran, im Sinne eines demokratischen Sozialismus und nicht links-sozialdemokratisch zu handeln. Der Sozialismus könne nur dann gesellschaftlich errungen werden, wenn die Eigentumsfrage gestellt werde. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung könne ihren Namen zudem mit Stolz tragen. Es gebe schließlich nicht allzu viele unbefleckte linke Namen – Rosa Luxemburg sei einer von ihnen.

Auf dem Podium präsentierten sich mit Dr. Jane Angerjärv, Thomas Händel, Jan Korte, Gün Tank und Dr. Evelin Wittich «5 Gesichter aus 25 Jahren Rosa-Luxemburg-Stiftung». Florian Weis, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Stiftung (und das «6. Gesicht» der Stiftung), moderierte die Diskussion. Evelin Wittich gab einen Einblick zur Gründungsphase der Stiftung im Jahr 1990, die sie maßgeblich mit begleitet hat. Jane Angerjärv, beschrieb ihren Weg zur Stiftung und die Förderziele des Studienwerks, in dem sie tätig ist. Thomas Händel trug Aspekte zur politischen Bildung für den dritten Bildungsweg bei. Einblicke in die Geschichts- und Erinnerungspolitik gab Jan Korte anhand seines Buches «Kriegsverräter», in dem er Kontinuitäten des Antikommunismus beschreibt. Gün Tank erläuterte Anforderungen und Erfahrungen aus der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten und Formen ihrer Selbstorganisation.

Auf dem Festakt vorgestellt wurde der Jubiläumsband  «Ich lebe am fröhlichsten im Sturm», aus dem hier die ersten Beiträge sowie eine Stiftungschronik veröffentlicht werden. Die Autorinnen und Autoren informieren über das Selbstverständnis und über die Arbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung im In- und Ausland – ergänzt durch Dokumente und Fotos aus 25 aufregenden Jahren.

Musikalisch wurde der Abend begleitet von den griechischen Musikern «Lizeta Kalimeri & Friends». Der Abend klang bei Klavierklängen aus.

Rahmenprogramm:

Im Rahmen des Festprogramms verlieh die Stiftung am 26. November in der Berlinischen Galerie den Hans-und-Lea-Grundig-Preis. In Erinnerung an die antifaschistischen Dresdner Künstler Hans Grundig (1901–1958) und Lea Grundig (1906–1977) vergibt die Rosa-Luxemburg-Stiftung die Auszeichnung für künstlerische, kunstwissenschaftliche und kunstvermittelnde Leistungen.

Am 27. November gab das Zentrum für Internationalen Dialog und Zusammenarbeit (ZID) einen Einblick in die vielfältige Auslandsarbeit der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Vier VertreterInnen von Partnerorganisationen in vier Kontinenten sprachen zu einigen der zentralen Themen unserer internationalistischen Arbeit: Flucht und Migration, Transformationen, Ernährung und Welthandel sowie Extraktivismus. 

  • Dagmar Enkelmann / Florian Weis
  • Gregor Gysi
  • Bernd Riexinger / Katja Kipping

Ermutigung zum demokratisch-sozialistischen Handeln

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung ist zu einer Ansprechpartnerin der pluralen Linken in Deutschland und weltweit geworden

Nicht zufällig, wenn auch in einer gewissen Weise paradox wirkend, existiert die »Rosa-Luxemburg-Stiftung – Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e.V.« fast ebenso lange wie das vereinigte Deutschland. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat ihre Ursprünge in den Wende- und Erneuerungsprozessen der DDR und der SED sowie der ihr nahestehenden wissenschaftlichen Einrichtungen. Sie entstand aus dem Bedürfnis, demokratisch-sozialistische Impulse aus dem durch Zentralismus und fehlende Beteiligungsmöglichkeiten bedingten Scheitern des staatssozialistischen Versuches zu erneuern. Gleichzeitig sollte unter den Bedingungen des vereinigten Deutschlands die Suche nach einer nichtkapitalistischen Alternative offengehalten werden.

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Ort qualifizierter Debatten

Die Stiftung hat sich in 25 Jahren zu einer öffentlich wahrgenommenen Institution entwickelt

Ich blicke auf die Anfänge der Stiftung. Sie gehen auf die Gründung des Vereins »Gesellschaftsanalyse und politische Bildung e.V.« zurück. Es war eine Zeit der Ausgrenzung. Sozialistisch orientierte Bildungsarbeit? Und das sollte auch noch förderungswürdig werden? Auch war in den ersten Jahren äußerst unklar, wie die Stiftung aussehen soll. Die Stiftung war lange Zeit fast vollständig auf ehrenamtliche Mitarbeit angewiesen und ist das in wesentlichem Umfang noch immer. Diese ist sogar notwendig, um den Austausch mit der Gesellschaft zu ermöglichen. Eine umfangreiche öffentliche Förderung setzte erst ein, als die PDS in Fraktionsstärke in den Deutschen Bundestag einzog. Damit waren ein Aufwuchs an angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die Vergabe von Studien- und Promotionsstipendien und Auslandsbüros möglich.

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Transformation hin zu einem lustvollen Sozialismus 2.0

Bei der Suche nach neuen Formen gesellschaftlicher Demokratie ist die Rosa-Luxemburg-Stiftung ganz besonders gefragt

Die lange Zeit anachronistisch klingende Alternative Rosa Luxemburgs – »Sozialismus oder Barbarei« – drängt sich der Linken angesichts gesellschaftlicher Brutalisierungstendenzen und der innerhalb des Kapitalismus entstandenen und blockierten Möglichkeiten gesellschaftlicher Emanzipation neu auf: sozialistische Demokratie oder postdemokratischer Krisenkapitalismus?

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung arbeitet seit 25 Jahren an der Herausbildung einer Grundströmung des demokratischen Sozialismus. Allein das ist in Deutschland angesichts der verheerenden Nachwirkungen des Nationalsozialismus, aber auch des Erbes des Antikommunismus im Westen und des Demokratiemangels des realen Sozialismus in der DDR, ein Grund zu feiern. Für die neoliberalen und rechtskonservativen Teile der Elite ist die Etablierung einer demokratisch-sozialistischen Stiftung weiter ein Dorn im Auge. Umso mehr ist den vielen engagierten Wegbereiterinnen und Wegbereitern zu danken, die die Stiftung über die Jahre beharrlich aufgebaut und gestärkt haben!

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