Sachbericht zur Konferenz »De/Konstruktionen von Okzidentalismus«

Eine geschlechterkritische Intervention in die Herstellung des Eigenen am Anderen; Konferenz des Graduiertenkollegs "Geschlecht als Wissenskategorie" vom 21. bis 23. Juni 2007 an der Humboldt Universität zu Berlin

Maja Figge, Sven Glawion, Konstanze Hanitzsch, Sonja Palfner De/Konstruktionen von Okzidentalismus. Eine geschlechterkritische Intervention in die Herstellung des Eigenen am Anderen
Konferenz des Graduiertenkollegs "Geschlecht als Wissenskategorie" vom 21. bis 23. Juni 2007 an der Humboldt Universität zu Berlin Die kritische Hinterfragung der Neukonstruktion von 'Abendländischkeit' im Sinne eines Kritischen Okzidentalismus war Dreh- und Angelpunkt der Konferenz. Gender-kritische postkoloniale Theorien wurden hier auf die angeblich unüberbrückbaren Differenzen zwischen 'Europa'/'dem Westen' und 'dem Orient'/'dem Osten' angewandt, wobei diese beiden geographischen Räume während der Konferenz wiederholt als imaginär bzw. konstruiert verworfen und nur in Anführungszeichen verwendet wurden. Das Vorbereitungsteam der Konferenz, die unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele Dietze stattfand, bestand aus Promovierenden des Graduiertenkollegs "Geschlecht als Wissenskategorie" und Prof. Dr. Edith Wenzel. Claudia Brunner, Elahe Haschemi Yekani, Daniela Hrzán, Jana Husmann-Kastein, Carsten Junker, Karolina Krasuska, Beatrice Michaelis und Simon Strick hatten ein ehrgeiziges Programm zusammengestellt, in dem unterschiedlichste Stimmen zu den Themen Wissen/Glauben, Dogma /Demokratie, Fremdmachen/Othering, Hegemonie/Interventionen, Feminismus /Patriarchat, Whiteness/Occidentality, Nation/Religion, Public Sphere/(Geo)Politics zu Wort kamen sowie außerhalb dieser als Panel aufgeteilten Themenbereiche die Tage von fünf Keynotes eingerahmt wurden. Am Donnerstagabend begann die Konferenz nach einer Begrüßung durch Christina von Braun (Berlin) mit dem Videoprogramm "Nicht(s) zeigen" – kuratiert von Nanna Heidenreich (Berlin/Trier). Hier wurde anhand von fünf Kurzfilmen (von Karø Goldt, Shelly Silver, Maya Schweizer, Ayşe Erkmen) der Gegensatz zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit im Hinblick auf Erkenntnis einer Wahrheit vorgeführt. Yasemin Yıldız (Urbana-Champaign) sprach in ihrem Vortrag über die diskursive Verschränkung der Begrifflichkeiten 'falsche Toleranz' und 'falsche Schuld' (im europäischen, aber vor allem deutschen Kontext) und arbeitete u.a. heraus, dass die Diskussionen um den Islam die Auseinandersetzung mit sexueller Gewalt gegen Frauen häufig verhindere. Am Freitagmorgen standen der europäische Orientalismus und der europäische Antisemitismus im Mittelpunkt. Gabriele Dietze (Berlin/Graz) verwies mit ihrem Begriff des 'inneren Okzidentalismus' auf die Verinnerlichung des Fremden zur Konstituierung des Eigenen, des hegemonialen, westlichen, weißen, männlichen Ichs.
Lisa Lampert-Weissig (San Diego) untersuchte in ihrem Vortrag wie die Begriffe 'Frau' und 'Jude' das Modell einer christlichen Identität bestimmten. Dabei bezog sie sich auf Texte von Paulus und den Kirchenvätern und zeigte dabei auf, dass die Konstruktion eines christlichen, maskulinen Selbst bis heute normativ universelle Gültigkeit hat und eine wichtige Rolle bei der Konstruktion des Eigenen und des Fremden spiel(t)e. Im Panel Wissen/Glaube folgte sodann ein Vortrag zu dem Thema "Geschichten des Möglichen. Gelehrte Frauen und Männer in mittelalterlichen Reformbewegungen" von Christina Lutter (Wien), in dem sie kritische Anfragen an den christlichen Normativitätsdiskurs über Wissen und Geschlecht und seiner Reproduktion in der Geschichtswissenschaft stellte. Von der Beobachtung ausgehend, dass 'Norm' und 'Realität' differente Größen sind, konnte sie auf die Beiträge intellektueller, geistlicher Frauen im Kontext der hochmittelalterlichen religiösen Reformbewegungen und damit auf die "Möglichkeitsräume" von Frauen hinweisen, die in der Geschichtsschreibung übersehen wurden. Isabell Lorey (Berlin) arbeitete in ihrem Vortrag die christliche Figur der Immunisierung heraus und bezog sich dabei auf Michel Foucaults Auseinandersetzungen mit den drei großen Seuchen des Mittelalters: Lepra, Pest und Pocken, die für Foucault mit Ausschlusspraktiken, Disziplinierung und Gouvernementalität verbunden sind. Dabei stellte sie das Abendmahl als Immunisierungspraxis heraus. Kritisch wurde hier darauf verwiesen, dass ihre Lesart der neutestamentarischen Texte der Logik einer spezifischen und hegemonialen Auslegungstradition folgte und besonders die Beiträge jüdischer Theologie übersah. Waltraud Ernst (Hildesheim) bildete mit ihrem Vortrag "Das Erotische zwischen 'Zivilisation' und 'Evolution'" den Abschluss dieses Panels und fokussierte dabei die Eurozentriertheit der Wissenschaft. Dem sich vor dem Hintergrund des Darwinismus entwickelnden Ziel, die Sinne des Mannes evolutionär zu 'verfeinern', korrespondierte – so die Referentin – mit der Konstruktion der Europäerin als "passiver Katalysator des abendländischen Fortschritts" und der fantasmatischen Sexualisierung kolonialisierter Frauen. Zeitgleich begann das Panel Dogma/Democracy mit dem Beitrag "Besitzstand und Behauptung: Die phallische Demokratie" von Nanna Heidenreich (Berlin/ Trier) und Serhat Karakayalı (Frankfurt/Main). Darin entwarfen sie die These, dass Demokratie, Meinungsfreiheit und liberale Grundordnung in den Ländern des Nordwestens ihren Sinn aus ihrem Einsatz gegen den Anderen beziehen und so die Existenz einer schwul-lesbischen Subkultur oder der 'emanzipierten Frau (ohne Kopftuch)' zum demokratischen Besitz wird. Ausgehend davon fragten sie danach, was unter dieser Voraussetzung aus demokratischen Kämpfen (wie z.B. Feminismen) um Rechte wird, und hoben strategisch den "kritischen Moment", unmittelbar bevor Kämpfe hegemonial werden, hervor. Antje Hornscheidt (Berlin) arbeitete in ihrem Beitrag ausgehend vom Konzept des Kritischen Okzidentalismus implizite diskursive Strategien der Normalisierung einer weißen, westlichen, europäischen Position heraus. Im Anschluss an die These, dass sich seit der Änderung des Staatsbürgerschaftsgesetzes in Deutschland im Jahr 2000 eine Verschiebung hin zur Betonung religiöser Differenz, eines 'muslimischen' Anderen, als selbstbestätigende Strategie ausmachen lässt, fragte sie danach wie religiöse und ethnische Identitätskonstruktionen ineinander verwoben werden. Abschließend stellte Tanja Spies (Kassel) in ihrem Beitrag "Geschlecht – Ethnizität – Hybridität: Überlegungen jenseits öffentlicher Debatten zur 'Ausländerkriminalität'" erste Ergebnisse ihrer empirischen Untersuchung zu Selbstverortungen jugendlicher Straftäter mit Migrationshintergrund vor. In der anschließenden Diskussion wurde die Frage aufgeworfen, ob die Begriffe 'deutsch' und 'okzidentalistisch' als austauschbar zu denken seien und brachte so die doch sehr verschiedenen Beiträge wieder zusammen. Im Panel Fremdmachen/Othering begann Stanislawa Paulus (Lüneburg) mit einem spannenden Einblick in die deutsche Fernsehlandschaft und der dort stattfindenden Konstruktion des Fremden im Eigenen anhand von Ausschnitten unter anderem aus der Fernsehdokumentation "Fremde Nachbarn". Sie konnte herausarbeiten, dass sich hier die so genannten Geheimnisse der Anderen angeeignet wurden, der/die anderen 'erklärt' wurden, um so ein Bild des Eigenen herzustellen. Sabine Berghahn (Berlin) und Petra Rostock (Berlin) stellten dann ihre Arbeit zu dem EU-Projekt "Veil" (Values Equality and Differences in Liberal Democracies) vor. Sie untersuchen darin die 'Kopftuchdebatten' in ihrer Widersprüchlichkeit in acht EU-Ländern. "Unerwünschte Patriarchen und die Dialektik des Globalen" lautete der Titel des Vortrags von Helmut Krieger (Wien), indem er Wissen und Repräsentationssysteme mit der Dekonstruktion von Okzidentalismus verband. Die Begrifflichkeit "Dialektik des Globalen" wurde vermehrt kritisiert, weil er darauf verweist, dass es eine Auflösbarkeit gebe, es müsse aber eher darum gehen, Widersprüche auszuhalten.
Im Panel Hegemonie/Interventionen hatten sich die OrganisatorInnen eine "Sichtung und Diskussion von Versuchen, Neo-Rassismen und die symbolische Produktion von Okzidentalismus im politischen und medialen Feld zu theoretisieren" (Haschemi Yekani 2007), vorgenommen. Schwerpunkt bildete die Thematisierung künstlerischer Interventionen. Bestritten wurde das Panel von Alexandra Karentzos (Trier) mit ihrem Beitrag "Neu-Besetzungen. Ironisierungen des Okzidentalismus in der Kunst Parastou Forouhars", von Kea Wienand (Trier/ Oldenburg) über "Olaf Metzels 'Türkenwohnung' – künstlerische Intervention in einen 'deutschen' Okzidentalismus?" und im Abschluss von Kien Nghi Ha (Berlin) mit seinem Vortrag "Das deutsche Integrationsregime als koloniale Pädagogik". Die Moderation übernahm Nanna Lüth (Berlin). Der Blick auf künstlerische Praktiken fügte einen interessanten Stein zum Mosaik des Tagungsthemas hinzu. Die im Einzelnen spannenden Beiträge schafften es allerdings leider – auch aufgrund der Zeitknappheit – nicht, gemeinsame Querfäden im Spannungsfeld zwischen Hegemonien und Interventionen zu legen. Den Abschluss dieses Tages bildete der Vortrag von Jasbir Puar (New Brunswick): Sie untersuchte in ihrem Vortrag mit dem Titel "Terrorist Assemblages: Homonationalism in Queer Times" die Zusammenhänge zwischen nationaler Identität, muslimisch zugewiesener Identität und homosexuellen Begehrensstrukturen. Der letzte Tag begann mit der Keynote von Rey Chow (Providence) "'Human' in the Age of Disposable People: Humanism, Globalization, and the Chinese Film 'Blind Shaft'". Hier wurde 'Verwandtschaft' mit Gewalt, Arbeitsverhältnissen und Globalisierung in Beziehung gesetzt. Im Panel Feminismus/Patriarchat stellte Jana Husmann-Kastein (Berlin) in ihrem Intro die Notwendigkeit der Hinterfragung eines universellen Feminismus mit der notwendigen Kritik am patriarchalen Islamismus in Beziehung. Anette Dietrich (Berlin) setzte sich in ihrem Vortrag mit der Konstruktion der starken, weißen Frau in der Fremde auseinander und analysierte dieses Konstrukt anhand der Zeitschrift des "Bunds für Mutterschutz". Dabei arbeitete sie die Vorstellung der Rolle der bürgerlichen Frau in den Kolonien als Kontrollinstanz und Kulturbewahrerin heraus. Abgrenzend zu Ansätzen, die darauf verweisen, wie weiße Frauen ihre Emanzipation in den Kolonien durchsetzen konnten, betonte sie die aktive Beteiligung von Frauen an kolonialrassistischer Ausbeutung. Nazlı Hodaie (München)  stellte anhand des Karikaturenstreits, der Papstrede und der Idomeneo-Oper Selbst- und Orientwahrnehmungen in der deutschen Presse dar. In Bezug auf die Karikaturen wurde der kritische Hinweis geäußert, dass die (jüdischen) Opfer der Selbstmordattentäter, die auf den Karikaturen zu sehen waren, in der Kritik an den Karikaturen verschwanden. Daniela Marx (Göttingen) griff zu Beginn ihres Vortrags auf den Eröffnungsvortrag von Yasemin Yıldız zurück. Sie zeigte in ihrem Beitrag verschiedene "feministische Rettungsideologien" auf, die sich aus unterschiedlichsten Argumentationen zusammensetzten: z.B. Islamisten seien Faschisten und der islamische Feminismus sei ein Scheinfeminismus. Sie verwies dabei auf die Bezugnahme auf so genannte "Erfahrungsexpertinnen" – auf die Yıldız auch in ihrem Vortrag hingewiesen hatte – auf die sich bezogen wird, um die eigene Sache zu rechtfertigen. Dabei ging es auch hier erneut um die Begriffe 'falsche Toleranz' und 'falsche Schuld' (der Deutschen). Diese letzten Aspekte griff Jana Husmann-Kastein in der Diskussion noch einmal auf und verwies darauf, dass diese Argumentation des Islams als Faschismus einer "Überwindungsgeschichte der Deutschen" gleichkommt. Das Panel Whiteness/Occidentality verschob den Fokus etwas und lenkte den Blick auf die kritische Auseinandersetzung mit Weißsein als hegemonialer Norm. Kristin Ørjasæter (Århus) begann mit ihrem Beitrag, in dem sie am Beispiel der digitalen Fotoserie "Aftermath" der norwegischen Künstlerin Vibeke Tanberg das Zusammenspiel von Feminismus und Rassismus und die Rolle weißer Frauen nach dem Kolonialismus diskutierte. In der Diskussion wurde die Wichtigkeit betont, die Betrachterposition und die sich daraus ergebenen unterschiedlichen Ergebnisse in die Analyse der Bilder mit einzubeziehen. Anschließend fragte Ina Kerner (Berlin) nach den Potentialen und Grenzen der verschiedenen (insbesondere auch feministischen) Ansätze kritischer Weißseinsforschung im deutschen bzw. europäischen Kontext und schlug vor, statt der "Bewusstmachung von Privilegiertheit", vermehrt auch epistemische und vor allem institutionelle Aspekte von Rassismus in den Blick zu nehmen. Das Panel Nation/Religion wurde als Fortsetzung vom Panel Wissen/Glaube verstanden. Hier ging es darum, die Konstruktion des Okzidents als 'weiß und christlich' zu verunsichern und über den kritischen Fokus auf das als 'anders' Hergestellte und Ausgeschlossene die Fragilität des vermeintlich 'Eigenen' in den Blick zu bekommen. Sigrid Köhler (Münster) zeigte u.a. am Beispiel literarischer Texte von Feridun Zaimoğlu und Yoko Tawada narrative Strategien einer De-Territorialisierung auf und verwies darüber auf die Möglichkeiten eines transkulturellen Sprechens als Intervention in die dichotome Grundstruktur des Konzepts von 'Migration' (von 'einer Kultur' in die 'andere' gehen). Angelika Neuwirth (Berlin) stellte verschiedene Theorien zur Entstehung und zum Charakteristikum des Korans dar und konnte dabei überzeugend herausarbeiten, dass der heutige Rückzug auf die vermeintliche 'Transhistorizität' des Korans selbst zu historisieren ist, da dieses Bild vom Koran nicht schon immer existierte, sondern erst in Interaktion der Buchreligionen – und im Prozess einer Emanzipation des Islam von jüdisch-christlicher Fremdbestimmung – hergestellt wurde. Susanne Lanwerd (Berlin) fokussierte schließlich die Kopplung von Säkularisierung und Moderne, die es heute ermöglicht, von einem 'Rückschritt' einer vermeintlich religiös-muslimischen Welt im Gegensatz zum 'Fortschritt' einer ebenso vermeintlich säkularisierten, westlichen Welt zu sprechen. Sie intervenierte in diese Logik, indem sie aufzeigte wie Sakralität in Säkularität übersetzt wurde und dekonstruierte damit wesentliche Selbstkonzepte des 'aufgeklärten Europas'. Das Panel Public Sphere/(Geo)Politics  begann mit dem Beitrag von Schirin Amir-Moazami (Frankfurt/Oder) "Säkulare muslimische Feministinnen in der europäischen Öffentlichkeit: Ermächtigung oder Kooptierung?", in dem sie das Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit islam-kritischer Stimmen und der problematischen Anpassung an typische Stereotype über den Islam skizzierte, innerhalb dessen die Gefahr besteht, neue Dichotomien und Formen der Unterdrückung hervorzubringen. Nicole Doerr (Florenz) zeigte, wie im Prozess der Europäischen Sozialforums (ESF) Migrantinnen und Aktivistinnen aus nicht-europäischen Ländern als weiblich 'östlich-traditionelles Anderes' konstruiert werden. Zugleich nahm sie transnationale Gegen-Allianzen innerhalb des ESF in den Blick um davon ausgehend einen Vorschlag zu einem inklusiven transnationalen und transkulturellen Diskursmodell zu entwickeln. Das Panel endete mit dem Beitrag von Manuela Boatcă (Eichstätt). Zunächst definierte sie Okzidentalismus als Diskurs von und über den Westen und zugleich als immanenten Prozess der Moderne. Ausgehend davon zeigte sie in ihrem Vortrag die Verschiebung von einer räumlichen Rassisierung im 16. und 17. Jahrhundert zu einer zeitlichen Rassisierung im 18. Jahrhundert bis heute zu einer kombinierten, zeitlichen wie räumlichen Rassisierung, die sie als Folgen des Okzidentalismus ausmachte. Fernando Coronil (Ann Arbor, Michigan), der den Begriff des Okzidentalismus geprägt hat und in seinen zahlreichen Wortbeiträgen während der Konferenz immer wieder die Wichtigkeit betonte, die Relationalität der Hervorbringungen des 'Orients' und 'Okzidents' sowie der jeweiligen Diskurse und Politiken zu denken, verwies in seiner Keynote abschließend auf ein Desiderat in gegenwärtiger postkolonialer Theorie als auch in den Konferenzbeiträgen zum Kritischen Okzidentalismus: Er vermisste den Rückgriff auf Theorien zum Imperialismus, die eine wesentliche Grundlage der Konzepte von Postkolonialität waren. Gegen diese Ausblendung versuchte er an marxistische Theorie zu erinnern und den Fokus auf globalisierte kapitalistische Herrschaft zu rehabilitieren und reetablieren. Das Ziel der Organisierenden, das Konzept des Kritischen Okzidentalismus theoretisch weiter zu entwickeln, kann nach dieser anregenden, vielfältigen und kontroversen Konferenz als erreicht gelten. Die Desiderate, Schwachstellen und Unklarheiten, die gleichermaßen zutage traten, können diese Einschätzung nur bekräftigen: Gerade diese Dynamiken und Unruhen unterstreichen den Bedarf einer weiter gehenden transdisziplinären und transkulturellen Forschung zum Kritischen Okzidentalismus.