Beschreibung
Feministische Herbstakademie 2020, 9.-11.10.2020 im Bildungszentrum Gladenbach, initiiert vom Institut für Kritische Theorie Berlin (feministische Sektion)
„Die sogenannte „Corona-Krise“ ist auch eine Krise der Hoffnung. Die Zukunft ist noch nicht geschrieben, der Ausgang ist offen. Die Pandemie funktioniert wie ein Brennglas, unter dem der normale Krisenzustand in aller Schärfe sichtbar wird. Überdeutlich haben sich die Verhältnisse als untauglich, mitunter gar tödlich, erwiesen. „Jetzt die richtigen Lehren ziehen!“, ist zum geflügelten Wort geworden. Die Krise zwingt und ermöglicht uns, Neues zu lernen. Lernen selbst führt Erfahrungen in die Krise, heißt Bilanz ziehen, ein Inventar anlegen und hinterfragen: Was wollen und brauchen wir nicht oder nicht mehr? Was können, wollen und müssen wir aufgeben? Was wollen wir bewahren und mitnehmen, um daraus Zukunft zu bauen? Dabei gehen allerlei Widersprüche auch mitten durch uns hindurch. Welche Blockierungen hindern uns daran, zu lernen? Was hält uns in den Verhältnissen fest? Wie bleiben und werden wir handlungsfähig – was nicht etwa meint, „reibungslos zu funktionieren“? Und wohin lenken wir unsere Schritte auf schwankendem Boden?
Wir wollen gemeinsam eine Sammlung anlegen der Widersprüche, in der Welt und in uns. Widersprüche sind unsere Hoffnung. Zugleich können sie auch zum Nährboden und zur „Auftreffstruktur“ werden für Rassismus und die Sehnsucht nach allzu einfachen Antworten, wie Verschwörungstheorien sie bieten. Es braucht dialektisches Denken und die Einsicht, dass eine Sache stets auch ihr Gegenteil in sich trägt. Auf der Herbstakademie wollen unsere Erfahrungen zusammenführen mit nützlicher Theorie aus kritischer Psychologie und marxistisch-feministischer Kritik.“