Themenschwerpunkte

Vier Themenschwerpunkte stellen die Grundlage der regionalen Arbeit des Büros in Tunis.

 
Entwicklung sozio-ökonomischer Alternativen

An Tunesien lassen sich die sozio-ökonomischen Herausforderungen Nordafrikas exemplarisch aufzeigen: Unter Anderem starke regionale Ungleichheiten und Arbeitslosigkeit innerhalb des Landes führten zu den Aufständen von 2010/11. Ein Großteil des öffentlichen Haushalts fließt in den Schuldendienst auf Kosten der Mittel für Gesundheit, Bildung und regionale Entwicklung. Diskussionen über Alternativen zum Neoliberalismus befinden sich noch in ihren Anfängen und sind auf kleine Expert*innenkreise beschränkt. Auch in der Linken ist Wirtschaftsexpertise gering. Der Fokus der Stiftung hierbei liegt auf den Auswirkungen der europäisch-nordafrikanischen Wirtschaftsbeziehungen und der kritischen Begleitung der geplanten Freihandelsabkommen.

Migration

Die Lebensbedingungen in den nordafrikanischen Ländern treiben viele Menschen zur Flucht. Gleichzeitig sind diese Länder für viele Geflüchtete und Migrant*innen aus anderen Regionen letzte Station vor der irregulären und gefährlichen Fahrt über das Mittelmeer nach Europa. Die Situation für die Menschen in Transit in Nordafrika ist stark verbesserungswürdig. Sie sind vielfach dem Rassismus und der Repression der Behörden ausgesetzt, die im Auftrag der Europäischen Union Grenzsicherung betreiben.

Unterstützung für eine fragmentierte Linke

In vielen Ländern Nordafrikas existierten einmal einflussreiche Parteien mit linker Tradition. Heute ist diese Szene klein und fragmentiert, aber immer noch präsent. Diese Linke ist jedoch gegenwärtig weder in der Lage, programmatische Alternativen zu neo-liberalen Systemen zu entwickeln, noch moderne Formen der Organisation anzubieten. Diese Herausforderung wird in manchen Ländern der Region von verschärfter Repression verstärkt. Andernorts, wie in Tunesien, hat sich die Linke nach Jahrzehnten im Untergrund auf Parlamentsarbeit einzustellen.

Dezentralisierung und ländlicher Raum

Sowohl wirtschaftlich als auch politisch konzentrieren sich viele Aktivitäten auf die großen urbanen Zentren in Nordafrika. Ländliche Regionen sind in vielerlei Hinsicht – infrastrukturell, wirtschaftlich, bildungspolitisch– signifikant schlechter gestellt und abgeschieden. Zusätzlich zu dieser geographischen Distanz tragen veraltete, zentralistische Verwaltungsstrukturen und –abläufe zu einer immer größer werdenden Distanz zwischen Menschen aus dem ländlichen Raum und den großen Städten bei.