Das Verhältnis der Linken zu Hannah Arendt ist mindestens ambivalent und perspektivisch ungeklärt. Ihre «Totalitarismustheorie», welche strukturelle Gemeinsamkeiten von Nationalsozialismus und «realem Sozialismus» betont, galt in Deutschland noch in den 60er und 70er Jahren auch unter antistalinistischen Linken von Grund auf fehlgeleitet. Seit dem Ende des kalten Krieges jedoch nehmen die positiven Bezüge auf Arendts Werk deutlich zu.
Arendts These, wonach ein Rätesystems die einzig verbliebene Alternative zum Parteiensystem sei, verbunden mit ihrer Würdigung Rosa Luxemburgs, werden oft als Beleg dafür gedeutet, dass Arendt doch eine im Grundsatz linke Denkerin gewesen sei. Auch scheint die anfänglich kritische Distanz zu ihrer Totalitarismustheorie einer ausgesprochen affirmativen, wenn auch thematisch oft selektiven Rezeption ihres Hauptwerks gewichen zu sein. Ihre Analyse zur Figur des «Flüchtlings» etwa, erfreut sich unter Linken mittlerweile ausgesprochen hoher Popularität. Dabei schrieb sie 1963 an Gershom Scholem: «Ich gehöre nicht zu den Intellektuellen, die aus der deutschen Linken hervorgegangen sind.»
In seinem jüngst in deutscher Ausgabe erschienenen Buch «Hannah Arendt und Martin Heidegger: Zerstörung des Denkens» (Könighausen & Neumann) bezieht der französische Philosoph Emmanuel Faye eine klare Position, indem er den Aristokratismus und Antimarxismus Hannah Arendts und ihre gedankliche Nähe zu rechten Denkern wie Heidegger und Carl Schmitt herausstellt.
Die Veranstaltung dient dazu, im Gespräch mit dem Autor der Frage nach der politischen Ausrichtung von Arendts Denken auf den Grund zu gehen.
Die Veranstaltung des Philosophischen Seminars der Universität zu Köln findet in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW statt.
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