Angesichts der von den USA ausgehenden Finanz- und Wirtschaftskrise 2008 verständigten sich Brasilien Russland, Indien und China, später auch Südafrika, die BRICS, auf eine internationale Plattform zwecks Optimierung ihres widerständigen Einflusses. Der Verteidigung ihrer Interessen folgten bald Forderungen nach Veränderungen der internationalen Wirtschaftsorganisationen, Gründung alternativer Institutionen und schließlich nach Wandel der bestehenden, vom Westen dominierten internationalen Ordnung insgesamt. Die einseitig konfrontative Positionierung des Westens im Ukraine- und Gaza/Palästina-Konflikt mit Waffenlieferungen, illegalen Sanktionen und politischer Instrumentalisierung des Dollars haben den Prozess der Formierung des globalen Südens auf Basis von souveräner Gleichheit, UNO-Charta und Völkerrecht gegenüber der demokratisch-interventionistischen «regelbasierten internationalen Ordnung» verstärkt. Die jüngste Erweiterung der BRICS auf 10 Mitglieder und das Dutzend weiterer Beitrittskandidaten belegen dies.
Nichts weniger als eine gefahrenreiche Zeitenwende, gekennzeichnet vom politisch-ökonomischen Niedergang des Westens, insbesondere Europas sowie der USA als Hegemonialmacht, hin zu einer multipolaren Ordnung stehen auf dem Spiel. Der Diskussionsabend will diesen Prozess, rund einen Monat nach dem 16 BRICS-Gipfel in Kasan, in kritischer Absicht nachzeichnen.
John P. Neelsen ist apl. Professor am Institut für Soziologie der Universität Tübingen, mit den Forschungsschwerpunkten Politische Ökonomie, Globalisierung, Nord-Süd-Beziehungen und Südostasien.
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