Wieso werden Ungleichheitsverhältnisse auch von jenen reproduziert, die sie eigentlich überwinden wollen? Basierend auf Feldforschungen an Berliner Schulen schildert Stefan Wellgraf die subtilen Ausgrenzungsmechanismen, die hinter dem Rücken der Akteur*innen politisch wirksam werden. Muslimische Jugendliche sollen »integriert« werden, doch der institutionelle Umgang mit Differenz führt zu neuen Verwerfungen. Lehrer*innen müssen Bildungshierarchien durchsetzen, ohne emanzipative pädagogische Ideale zu verraten. Schulreformen scheitern und es entstehen projektartige Formen des sozialen Engagements an »Problemschulen«, die sich jedoch in grundlegenden Widersprüchen verfangen. Dies macht deutlich, dass es nicht die einzelnen Personen sind, sondern der Ausgrenzungsapparat Schule selbst, der soziale Spaltungen verschärft – obwohl er als vorgebliches Ziel gerade deren Überwindung propagiert. Was kann man dieser systemisch angelegten Ausgrenzung entgegensetzen? Darüber wollen wir mit euch sprechen und sind gespannt auf eure Erfahrungen und Ideen.
Die Veranstaltung findet online via Zoom statt.
Autor Dr. Stefan Wellgraf hat Sozial- und Kulturwissenschaften in Frankfurt/Oder und Berlin studiert. Er forscht zu den Exklusionsmechanismen im Schulsystem und beschäftigt sich außerdem mit Migration und Populär- und Medienkultur. Wellgraf arbeitet aktuell am Institut für europäische Ethnologie der Humboldt-Universität-Berlin. Zu seinen Publikationen zählen neben zahlreichen Aufsätzen die Bücher «Hauptschüler. Zur gesellschaftlichen Produktion von Verachtung» (2012) und «Schule der Gefühle. Zur emotionalen Erfahrung von Minderwertigkeit in neoliberalen Zeiten» (2018), beide erschienen im Transcript-Verlag. Sein Buch «Ausgrenzungsapparat Schule» erschien dort 2021.
Veranstaltung des Gesprächskreises Bildungspolitk der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
Kontakt
Gesprächskreis Bildungspolitik
E-Mail: gk.bildungspolitik@rosalux.org