17. Juni 2023 Diskussion/Vortrag 100 Jahre Republik der Türkei

Podiumsgespräch über Bildungspolitik.

Information

Veranstaltungsort

Interkulturelle Denkfabrik
Marktstraße 138
20357 Hamburg

Zeit

17.06.2023, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Soziale Bewegungen / Organisierung

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100 Jahre Republik der Türkei

Im Jahre 2023 feiert die Türkei ihren 100. Gründungstag. Wir nehmen dies zum Anlass, einen Blick auf die Bildungspolitik der Türkei zu werfen. 
Sind Parallelen zu deutscher Bildungspolitik erkennbar und wie hängen die Entwicklungen mit der Deutsch-Türkischen-Beziehung zusammen?
Anders als in der föderal organisierten Bundesrepublik, wird die Bildungspolitik in der Türkei zentral gesteuert. Mit Beginn des Schuljahres 2012/2013 wurden verschiedene Maßnahmen der jüngsten Schulreform unter der AKP-Regierung umgesetzt, die seit 2002 durchgehend regiert. Der Schulreform ging die sogenannte "Vision 2023" (türkisch: Hedef 2023) als politische Vision voran: Bis zum einhundertjährigen Bestehen der Republik erstellten Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan und die AKP große Pläne,  die Türkei sollte beispielsweise bis 2023 zu den zehn stärksten Volkswirtschaften der Welt gehören. Die Bildungsreformen sind daher eng mit diesen Vorstellungen einer zukünftigen türkischen Gesellschaft verknüpft und somit sollte ein neues Schul- und Bildungssystem künftige Generationen auf den vermeintlich neu errungenen nationalen Wohlstand des Landes vorbereiten.
Ein anderes Ziel der Reformen war es jedoch, die eigene Macht über das Jahr 2023 hinaus abzusichern und über das Schulsystem direkt auf die Lehrpläne Einfluss zu nehmen. Dieser Eingriff in das Bildungssystem sollte gezielt eine neue Generation an Kindern und Jugendlichen herausbilden, die sich "dem nationalen Wohlergehen" bzw. den politischen Vorstellungen der AKP gegenüber verpflichtet fühlen.

Ist die  "Vision 2023" realisiert worden? Wie genau wirkten sich solche Umbauten auf das Bildungssystem aus? Gibt es wirklich bessere Ausbildungsmöglichkeiten oder handelt es sich hier schlicht um eine Ausweitung der politischen Einflussnahme durch die Regierung? Dies ist Thema des Abends, dabei beziehen sich die Diskutierenden sowohl auf das aktuelle Bildungssystem, als auch die historischen Kontexte.


Mit Nejla Kurul, Kemal Inal und Bilge Yörenc.


Kemal Inal, Professor, begann sein akademisches Leben 1989 als Assistent im Bereich Bildung an der Universität Ankara, kündigte während seiner Zeit am DTCF Anthropology Department und lebte 3 Jahre in Frankreich. Von 2006 bis 2007 arbeitete er am Institut für Soziologie der Abant İzzet Baysal Universität und von 2007 bis
2016 an der Fakultät für Kommunikation der Gazi Universität. Er wurde am 1. September 2016 mit dem Dekret Nr. 672 rechtswidrig entlassen und daran gehindert, an Universitäten im Ausland zu arbeiten, an denen er Arbeit fand, indem sein Pass beschlagnahmt wurde.
Zurzeit ist er in Hamburg und arbeitet an der Helmut Schmidt Universität als Gastprofessor.


Nejla Kurul, Präsidentin der Bildungsgewerkschaft, graduierte 1985 an der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Ankara, Abteilung für Bildungsmanagement und -planung.
Dreißig Jahre lang arbeitete sie als Dozentin an derselben Universität.
Sie war Vorstandsmitglied der Faculty Members Union (ÖES), die 1994 gegründet wurde, sich aber 2001 auflöste und Eğitim Sen beitrat. Sie war ein Jahr lang Gastprofessorin an der University of Wisconsin
(2000-2001) und forschte zur politischen Ökonomie der Hochschulbildung. Eine Zeit lang arbeitete sie im Hochschulbüro der Education and Science Workers Union.
Sie schrieb für Zeitungen und Online-Journalismus. Am 7. Februar 2017 wurde sie zusammen mit Hunderten seiner Kollegeinnen mit dem Gesetzesdekret Nr. 686 von der Universität verwiesen, weil sie den „Friedensaufruf“ unterzeichnet hatte. Sie wurde durch den Beschluss des Verwaltungsgerichts ihre Stelle wieder eingesetzt.
Sie ist seit 2020 Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (Egitim-Sen).

Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.

 

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