18. Juni 2022 Konzert Festival de:lux

Kultur und Musik, linke Politik und Talks in Berlin

Information

Veranstaltungsort

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Straße der Pariser Kommune 8A
10243 Berlin

Zeit

18.06.2022, 12:00 - 22:00 Uhr

Themenbereiche

Kommunikation / Öffentlichkeit, Kunst / Performance

Zugeordnete Dateien

Festival de:lux

Das erste Festival de:lux bietet einen Tag voller Kultur und Musik sowie linker Politik und Diskussionen. Kommt vorbei und macht mit.

Das erwartet euch ab 12 Uhr an verschiedenen Orten rund um und in unserem Neubau in der Straße der Pariser Kommune 8A in Berlin:

Die Uhrzeiten können sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch verschieben.

Großer Saal

14 bis 15 Uhr: Mietenstopp, Mietensteuer, Enteignung und andere «Grausamkeiten» LIVESTREAM
Eine Diskussion über Mietenwahnsinn, Vergesellschaftung und Wohnen für Alle
Der Markt regelt es nicht! Auch und ganz besonders nicht die Versorgung mit ausreichenden, angemessenen und bezahlbaren Wohnungen. Doch jede Idee und jeder Ansatz, gegen steigende Mieten vorzugehen und das Prinzip «Profit, Profit, Profit» einzuschränken, führt regelmäßig zu einem Aufschrei der Immobilienwirtschaft. Mit unseren Gästen setzen wir uns mit immer wiederkehrenden Mythen und Gegenargumenten einer fortschrittlichen, am Bedarf orientierten und demokratischen Wohnungspolitik auseinander und diskutieren die Schritte, die auf Landes- und Bundesebene unternommen werden müssten, um die Wohnraumversorgung wieder in gesellschaftliche Hand zu bekommen.

Es diskutieren:

  • Caren Lay, wohnungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
  • Dr. Ulrike Hamann, Vorständin der Wohnraumversorgung Berlin A.ö.R. und zukünftige Geschäftsführerin des Berliner Mietervereins
  • Prof. Dr. Susanne Heeg, Professorin für geographische Stadtforschung an der Goethe-Universität Frankfurt am Main und Mitglied der Expert*innenkommission des Berliner Senats zur Vergesellschaftung großer Wohnungsunternehmen
  • Moderation: Stefan Thimmel und Armin Kuhn (Rosa-Luxemburg-Stiftung)

15:30 bis 16:30 Uhr: Krieg in der Ukraine – Stimmen aus Mariupol und Cherson
Seit über drei Monaten tobt der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Millionen Menschen sind vor diesem Krieg geflüchtet, darunter auch viele Kooperationspartner der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Maryna Usmanova aus dem südukrainischen Cherson leitet die Organisation «Insha» («Die Andere»), die sich seit vielen Jahren für die Rechte von LGBTIQ in der Ukraine einsetzt. Irina Berezneva aus Mariupol arbeitete vor dem Krieg für die «Freefilmers», einer Vereinigung von Filmemachern und Kulturschaffenden aus dem Donbas. Beide mussten über Nacht Ihre Heimat verlassen und haben in Berlin Schutz gefunden.
Durch die Belagerung und weitgehende Zerstörung ist Mariupol zum Inbegriff einer unfassbaren humanitären Katastrophe und zum Symbol des Krieges geworden. Cherson wurde gleich in den ersten Tagen der Invasion von russischen Truppen besetzt, die Bevölkerung wehrt sich gegen den Versuch, dort eine russische «Chersoner Volksrepublik» ins Leben zu rufen. Aus der Stadt rauszukommen ist praktisch nicht mehr möglich, der Widerstand gegen die russische Armee wird gnadenlos unterdrückt.
Zu Beginn der Veranstaltung wird ein Videotagebuch, aufgenommen im März in Mariupol, gezeigt. Im Anschluss berichten Maryna und Irina über die aktuelle Situation in beiden Städten, die im aktuellen Krieg jeweils eine besondere Rolle einnehmen.
Sprache: Russisch-Deutsch (gedolmetscht)

  • Maryna Usmanova («Insha», Cherson)
  • Irina Berezneva («Freefilmers», Mariupol)
  • Moderation: Philipp Gliesche (Rosa-Luxemburg-Stiftung)

17 bis 18 Uhr: 13,4 Millionen – unsichtbare Armut LIVESTREAM mit Onlinefragemöglichkeit
Ein Skandal, der keine Schlagzeile macht: In Deutschland sind 13,4 Millionen Menschen von Armut betroffen. Durch die Corona-Pandemie hat sich die Situation noch weiter verschärft, die Zahl der armutsbetroffenen Selbstständigen hat sich laut Armutsbericht des Paritätischen Gesamtverbands von 9 Prozent auf 13 Prozent dramatisch erhöht. Insbesondere Alleinerziehende, kinderreiche Familien und Erwerbslose haben ein sehr hohes Armutsrisiko. Wie kommt es dazu, dass diese riesige Anzahl von Armen in einem so reichen Land wie Deutschland offenbar achselzuckend hingenommen wird und nicht skandalisiert wird? Wie können die von Armut betroffenen Menschen selbst stärker sichtbar und sprechfähig werden? Welche Organisierungsperspektiven gibt es gegen die Unsichtbarkeit von Armut?

Diese Fragen stehen im Zentrum eines Gesprächs mit:

  • Gwendolyn Stilling (Der Paritätische, Ko-Autorin Armutsbericht) und
  • Markus Ostermair (Autor, Der Sandler)

18:30 bis 19:30 Uhr: Chile in guter Verfassung?
Das Musterland des Neoliberalismus hat aufbegehrt: Von den sozialen Aufständen 2019 bis zur neuen linken Regierung von Gabriel Boric führte ein weiter Weg. Aktuell erarbeitet eine verfassungsgebende Versammlung eine neue Verfassung, die endlich die von der Militärdiktatur unter Pinochet 1980 entlassen würde. Anfang September wird es eine Abstimmung zu der neuen demokratischen Verfassung geben. Doch wie steht es um die neue Verfassung? Kann die neue Regierung tatsächlich das Leben der armen- und unterdrückten Menschen in Chile verbessern? Wie konnten feministische und soziale Bewegungen diesen gesellschaftlichen Umschwung erzeugen? Welche Rolle spielen Umweltfragen, indigene Rechte und soziale Fragen in der neuen Verfassung? Diese Fragen wollen wir mit Karina Nohales aus Chile diskutieren. Sie ist aktiv in der feministischen Organisierung CF8M, auf Arbeitsrecht spezialisierte Anwältin und derzeit Beraterin von Alondra Carrillo, einer gewählten Vertreterin in der verfassungsgebenden Versammlung.
Ute Löhning im Gespräch mit Karina Nohales (Chile)

20 bis 21 Uhr: 15 Jahre DIE LINKE – Impulse für eine Erneuerung der Partei LIVESTREAM mit Onlinefragemöglichkeit
Am 16. Juni 2022 jährt sich das Datum des Gründungsparteitags der Partei DIE LINKE zum 15. Mal. Eigentlich ein Grund zu feiern. Gehörten doch die ersten beiden Jahre zu den erfolgreichsten, wie Jochen Weichold in seiner gerade erschienenen Publikation «Der Aufstieg der neuen Partei DIE LINKE» erinnert. Hat sich die Partei DIE LINKE erschöpft, wie andere linke Parteien in Europa? Oder was wäre notwendig, damit DIE LINKE ihren politischen Gebrauchswert erneut entwickelt? Zehn Herausforderungen eines solidarischen Aufbruchs hat eine Arbeitsgruppe der Rosa-Luxemburg-Stiftung formuliert. Denn: «Eine starke Partei DIE LINKE ist möglich und wird gebraucht!»
Dagmar Enkelmann, Vorstandsvorsitzende der Rosa-Luxemburg-Stiftung, im Gespräch mit:

  • Heinz Hillebrand, Mitglied des Vorstands der Rosa-Luxemburg-Stiftung
  • Jochen Weichold, Autor
  • Janine Wissler, Vorsitzende der Partei DIE LINKE.

Kleine Bühne hinter dem Haus

12 Uhr: Eröffnung Daniela Trochowski

12:30 Uhr: Ernst-Busch Chor
1991 wurde der Verein «Ernst-Busch-Chor Berlin e.V.» gegründet. Die Geschichte des Chors reicht schon bis ins Jahr 1973 zurück, als der Veteranenchor im Rahmen der X. Weltfestspiele der Jugend und Studenten das erste Mal in Berlin auftrat. Seit 1983 trägt der Chor den Namen des kommunistischen Sängers und Schauspielers Ernst Busch. Dem Gemischten Seniorenchor gehören heute ca. 70 Sänger*innen an. Der Chor sieht sich in der Tradition der Arbeiter-Sänger-Bewegung, die ihre Wurzeln in den Befreiungskämpfen vorangegangener Jahrhunderte hat. Die Lieder von Bertolt Brecht und Hanns Eisler sind fester Bestandteil des Repertoires, welches insgesamt fast 300 Lieder in zehn Sprachen umfasst. Darin geht es vorrangig um Frieden und Solidarität, Hoffnung, Empörung, Trauer und dem Kampf um soziale Gerechtigkeit. Aber auch zeitgenössische Lieder der Lebensfreude sowie des klassischen Musikerbes gehören dazu.
Jeweils mittwochs kann man den Sänger*innen unter der künstlerischen Leitung von Daniel Selke am FMP1 während der Proben lauschen. 

13:30 Uhr: Steinlandpiraten spielen Gundermann
Patti Heidrich und Karsten Schützler fanden sich 2015 zum akustischen Duo Steinlandpiraten zusammen, um sich den Liedern des 1998 verstorbenen Gerhard GUNDI Gundermann zu widmen. Die Songs von Gundermann spiegeln die Zerrissenheit einer Ostgeneration wieder, die sich scheinbar nie richtig selbst gefunden hat. Heimatliebe, gepaart mit dem Bewusstsein, dass der Mensch seine Lebensgrundlage Natur selbst zerstört. Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit und gleichzeitig immer Auf-dem-Sprung-sein, weil es Angst vor Bindung oder einfach etwas Besseres noch geben könnte. Im Laufe der Zeit hat sich das Spektrum der Steinlandpiraten erweitert. Zu ihrem Repertoire gehören heute Songs von Brecht/Weill ebenso wie von Friedrich Holländer.

15 Uhr: Red Swing Trio
Das Berliner Trio nimmt uns mit auf eine musikalische Zeitreise von den Roaring Twenties bis zu den Swinging Sixties des vergangenen Jahrhunderts. Inspiriert von den Größen des Swing und Jazz wie Django Reinhardt und Duke Ellington präsentiert das Red Swing Trio einen ihren markanten Sound auf der Hofbühne und lädt zum Verweilen und Zuhören ein. 

  • Steven Boreham: Bass
  • Mike Bergmann: Gitarre, Gesang
  • Moritz Schaller: Saxophon

16:30 Uhr: Moritz Neumeier live
Das Leben ist selten lustig. In vielen Momenten ist es nervig, anstrengend, niederschmetternd, traurig, zermürbend, blutdruckerhöhend, langweilig und vor Allem normal. Und aus genau diesen Momenten macht Moritz Neumeier Stand Up Comedy. Sein Humor hat amerikanisches Vorbild. Also weniger flache Gags, keine lustigen Hüte und kein Versteckspiel hinter einer einstudierten Rolle. Er sagt Sachen, die weh tun. Oft überschreitet er die Grenze der politischen Korrektheit - immer macht es Spaß ihm dabei zuzuhören. Es gibt so viele Themen, die jeder kennt und bei denen man nicht auf den Gedanken kommt zu lachen. Sei es die strukturelle Benachteiligung von Frauen, der neue Nationalismus, plötzlicher Kindstod oder der Zoo.
Neumeier ist ehrlich, böse, zynisch und manchmal verletzend. Natürlich auf positive Art. Worte, die gehört werden wollen. Ein Mann, den man gesehen haben muss.

18 Uhr: Samar Ensemble
«Durch Musik taucht man in unterschiedliche Welten ein, wie ein Schlüssel, der unterschiedliche Türen öffnet», sagt die Musikerin Valentina Bellanova in einem Interview. Sie ist Teil des Samar Ensembles, einer reinen Frauenband. Die fünf Musikerinnen spielen Musik aus den Kulturen des Mittelmeerraums und des Nahen Ostens. Gegründet 2018 als Projekt an der Fachhochschule Potsdam begeistert die Band durch Instrumentenvielfalt. Sie spielt eine Mischung aus klassischen arabischen, kurdischen und türkischen Liedern und thematisiert Integration und die Rolle von Frauen in ihrer Musik.
Die Musikerinnen: Berivan Ahmad (Schlagzeug), Dima Daoud (Kanun), Valentina Bellanova (Ney), Iman Ben-Slimane (Oud) und Raghoud Kassar (Cello)

19:30 Uhr: Nashi44
Ihre Musik bezeichnet Nashi44 selbst als Asian Berlin Pussy Power. Sie rappt aus der Perspektive einer jungen vietnamesisch-deutschen Frau aus Neukölln und prangert dabei mit Wortwitz eine ignorante weiße Mehrheitsgesellschaft an. Ihre Texte sind starke und empowernde Statements gegen (antiasiatischen) Rassismus und Sexismus, in denen sie ihre Erfahrungen verarbeitet. Die Musik-Videos zu ihrer im März 2022 erschienenen EP «Asia Box» verlassen den Raum mit einem Knall und passen auf keinen Fall in nur eine Box. Wir sehen eine selbstbewusste Frau, die es schafft den klassischen Gangsta-Rap weiblich zu konnotieren und visuell mit Klischees abzurechnen.

20:30 Uhr: Apsilon
Antikapitalismus auf Trapbeat, Storytelling inspiriert von Kendrick Lamar und Straßenrap ohne Gangstar-Plattitüden. Apsilon bringt mit seiner Debüt-EP «Gast» neuen politischen Rap einer Generation, deren Realität durch #BlacklivesMatter, Hanau und einer Kontinuität der rassistischen Diskriminierung seit der Großelterngeneration geprägt ist. Die tiefe Stimme von Apsilon stellt den Alltag von Çay, Köfte und Basketball lässig neben feinsinnige Beobachtungen zur Klassengesellschaft und Polizeigewalt. Rapkunst vom Feinsten aus Moabit, geradlinig, zornig und mit Haltung. 

Bibliothek

13 bis 14 Uhr: Jörn Schütrumpf: Paul Levi, Gesammelte Schriften   
«Mein in den 1970er-Jahren gewecktes Interesse an Paul Levi wurde zur Passion», sagt Jörn Schütrumpf. 
Paul Levi (1883 – 1930) war Rechtsanwalt und 1914 Partner von Rosa Luxemburg, arbeitete 1916/17 in der Schweiz mit Karl Radek und Lenin zusammen. 1919 bis 1921 Vorsitzender der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), wurde er im April 1921 nach seiner öffentlichen Kritik an der Putschtaktik der Vereinigten Kommunistischen Partei Deutschlands (VKPD) aus der Partei ausgeschlossen. Levi war 1922 bis 1930 Führer des linken Flügels in der SPD und starb bei einem Unfall. Im Karl Dietz Verlag Berlin hat Schütrumpf sieben Bände «Gesammelte Schriften, Reden und Briefe» von Paul Levi herausgegeben, der zu den vergessenen großen Intellektuellen aus dem deutsch-jüdischen Bürgertum zählt.
Uwe Sonnenberg im Gespräch mit Jörn Schütrumpf.

14:30 bis 15:30 Uhr: Jonas Engelmann «Dahinter. Dazwischen. Daneben.»
«Ich muss von irgendwo anders in dieses Universum gekommen sein, weil ich ein totaler Außenseiter bin», hat der afroamerikanische Saxofonist Johnny Griffin einmal erklärt.
Unser Kollege in der Rosa-Luxemburg-Stiftung Jonas Engelmann hat in seinem Buch zahlreiche biografische Skizzen von Menschen gesammelt, die als Sonderlinge gelten. In den Porträts der Künstler*innen werden kulturelle Konzepte präsentiert, die völlig aus ihrer Zeit gefallen scheinen, in Konflikt zum kulturellen oder politischen Konsens standen oder schlicht zu fremdartig waren, um ein breites Publikum zu finden. Jonas Engelmann zieht dabei keine Grenzen zwischen Hochkultur und Popkultur, Comic, Literatur, Wissenschaft, bildender Kunst oder Film: Elfriede Jelinek steht gleichberechtigt neben Jeffrey Lewis, Björk neben Calvin & Hobbes. Das Buch versammelt in den letzten Jahren entstandene Texte über Aby Warburg, Zora Neale Hurston, Jean Améry, Eva Hesse, Franz Jung, Nella Larsen, Witold Gombrowicz, Tove Jansson, Sun Ra, Jandek, Julie Doucet, Boris Lurie, Raymond Federman und viele andere.
Lesung mit Jonas Engelmann aus: «Dahinter. Dazwischen. Daneben.» Von kulturellen Außenseitern und Sonderlingen, Ventil Verlag, Mainz 2021

16:30 bis 17:30 Uhr: Elisa Aseva: «Über Stunden»     
«Elisa Aseva liest sich wie Worte an den Wänden. Ganz selbstverständlich», so beschreibt es das Internetmagazin 54books.
Ihre Gedichte werden vertont und auf Twitter in Bots verwandelt. Ihre Poesie ist unmittelbar, ihre Statements zeigen klare Kante und gerät sie ins Erzählen, endet es viel zu früh. Ihre Posts entstehen in Mittagspausen oder Feierabendsituationen und bleiben im Rohzustand, veröffentlicht auf Facebook. Sie war zu Gast beim Internationalen Literaturfestival Berlin 2020, ehe überhaupt ein Buch von ihr erschienen ist. Als Vertreterin der neuesten digitalen Literaturen hat sie eine leidenschaftliche Anhängerschaft. «Über Stunden» ist die fein komponierte Sammlung ihrer besten Posts, denen man sich überlassen kann, um ihnen über Tage nachzuhängen.
Lesung mit Elisa Aseva aus «Über Stunden» Posts, Weissbooks (Verlag), 2021

18 bis 19 Uhr: Daniel Schulz: «Wir waren wie Brüder»
«Ein ebenso wichtiges wie wuchtiges Buch über den Naziterror nach der Wende, über eilig zurückgelassene Kirschgärten in Brandenburg und Söhne, deren Väter plötzlich Versicherungen verhökern.» Dmitrij Kapitelman
Er ist zehn, als in der DDR die Revolution ausbricht. Während sich viele nach Freiheit sehnen, hat er Angst: Vor den Imperialisten und Faschisten, vor denen seine Lehrerinnen ihn gewarnt haben. Vor dem, was kommt und was er nicht kennt. Wenige Jahre später wird er wegen seiner langen Haare von Neonazis verfolgt. Gleichzeitig trifft er sich mit Rechten, weil er sich bei ihnen sicher fühlt. So sicher wie bei Mariam, deren Familie aus Georgien kommt und die vor gar nichts Angst hat. Doch er muss sich entscheiden, auf welcher Seite er steht. «Wir waren wie Brüder» ist eine drastische Heraufbeschwörung der unmittelbaren Nachwendezeit – und ein nur allzu gegenwärtiger Roman über die oft banalen Ursprünge von Rassismus und rechter Gewalt.
Über diese und die tatsächlichen gewaltvollen Folgen von rechter Gewalt und Rassismus spricht Anika Taschke mit Autor Daniel Schulz.

19:30 bis 20:30 Uhr: Feuerwerk gegen das Patriarchat – eine szenische Lesung
Musik, Texte und Videos wild zusammengeschnippelt zu einer Collage gegen das Patriarchat. Uns geht es hier nicht darum, die richtigen feministischen Codes zu lehren, mit denen sich dann profiliert werden kann. Wir wollen, dass unsere Tränen zusammen auf die Buchseiten von Bell Hooks und Laury Penny tropfen. Wir wollen, dass wir uns in den Armen halten und dem Patriarchat ganz mies in den Rücken fallen. Wir wollen neugierig, zweifelnd, unterwegs scheiternd und immer wieder neu hinterfragend, aber gemeinsam und mutig vorwärts stolpern.
Mit Janis Walter, Katharina Vitt, Ann-Katrin Lebuhn und Fabian Blunck.

Terrassen 1. Obergeschoss Straßenseite und Hofseite

Ab 12 Uhr: Ort für Begegnung und Gespräche
Café, Sitzgelegenheiten, Essen, Siebdruck (bitte Tshirs etc mitbringen), Musik ...

Raum 0.01

13 bis 18 Uhr: Kinderbetreuung und Kinderprogramm mit CABUWAZI
CABUWAZI, der Chaotisch Bunte Wanderzirkus, das ist ein magischer Ort und eine kleine eigene Welt, in der Kinder ihren Alltag mal vergessen und sie selbst sein können. Das ist ganz viel Bewegung und Abwechslung. Das ist Freundschaften finden, zusammen Zirkus machen und eigene Shows entwickeln. Das ist Neues kennenlernen, vor Publikum in der Manege auftreten und natürlich: Spaß haben!

Raum 0.02

12 bis 18 Uhr: Ausstellung «10 Views on Migration»
Die Ausstellung präsentiert unterschiedliche Sichtweisen junger afrikanischer Filmemacher*innen auf Migration innerhalb und außerhalb des Kontinents. Zehn kurze Dokumentarfilme erzählen Aus- und Einwanderungsgeschichten aus ungewohnten Blickwinkeln. Die Akzente liegen dabei auf Perspektiven und Erfahrungen, die sich jenseits vom Mainstream in der deutschen Berichterstattung bewegen. So finden zum Beispiel die Dimensionen der Migration innerhalb von Afrika selten internationale Beachtung.
Alle Filme können individuell über die ausliegenden Tablets angeschaut werden. Ergänzt wird jeder Film durch zusätzliche Informationen über Kontext, Hintergründe, Inhalt und Daten auf dem begleitenden Banner. Das Filmprojekt «10 Views on Migration» ist ein Gemeinschaftsprojekt der vier Afrikabüros (in Tunis, Dakar, Johannesburg und Dar es Salaam) der Rosa-Luxemburg-Stiftung. 
Kuratorin der Ausstellung ist die Projektmanagerin im Afrika Referat Hildegard Kiel. Sie steht von 14 bis 15 Uhr für Gespräche zur Verfügung.

Raum 0.04/0.05

13 bis 14 Uhr: «Die Polizei: Helfer, Gegner, Staatsgewalt.»
Neben Polizeigewalt und Rassismus thematisiert die «Inspektion einer mächtigen Organisation» auch mangelnde Fehlerkultur und Transparenz innerhalb polizeilicher Strukturen und kommt zu dem Schluss, dass ein Wandel der Polizei schleunigst nachzuholen ist, damit sie ihren Aufgaben in unserer Gesellschaft angemessen nachkommen kann. Tobias Singelnstein fordert eine breite Studie zu Rechtsextremismus und Rassismus in der Polizei, um endlich eine fundierte gesellschaftliche Debatte führen zu können. Der Forschungsstand in Deutschland beläuft sich dazu auf einige wenige regionale Studien aus den 1990er Jahren, die der Relevanz der Problematik kaum Rechnung tragen.
Der Polizeiforscher und Kriminologe Tobias Singelnstein, Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht und Kriminologie an der Goethe Universität Frankfurt am Main, hat gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Benjamin Derin dieses Buch verfasst.
Simin Jawabreh ist in der abolitionistischen Bewegung aktiv, sie kritisiert auf Demonstrationen und bei Instagram die rassistische Struktur von Polizei und Gefängnissystemen und fordert ein radikales Umdenken. Sie hat sich neben der aktivistischen Praxis auch wissenschaftlich mit der Polizei und möglichen Alternativen auseinandergesetzt.
«Die Polizei: Helfer, Gegner, Staatsgewalt.» ist 2022 im Econ Verlag erschienen.
Tobias Singelnstein im Gespräch mit Simin Jawabreh

14 bis 15 Uhr: Simon Strick: «Rechte Gefühle»
Dem Faschismus geht es gut – er ist Meme, Konsumgut und Gefühlswelt geworden. Seine Gewaltträume und Männerphantasien finden im Netz ein perfektes Biotop. Rechte Agitator*innen schaffen marktfähige Gefühlsmuster, die von YouTube und den Parlamenten bis auf die Straße reichen. Sie bauen anziehende Gegenrealitäten – und gewinnen damit Wahlen, Follower*innen und Publikum. Von GamerGate bis Halle, «großer Austausch» bis «Corona-Lüge» - Simon Strick untersucht die affektiven Strategien rechter Akteur*innen. Zahlreiche Analysen zeigen, wie sie Gefährdungsgefühle für Weiße und Männer populär und anschlussfähig machen: Dieser Faschismus spricht die Sprache der Risikogesellschaft und manipuliert effektiv demokratische Öffentlichkeiten. Distanzierung ist kein Mittel gegen diese rechte Gefühlsrevolution. Auf Rechte Gefühle muss kollektiv und affektiv geantwortet werden.
«Rechte Gefühle», Affekte und Strategien des digitalen Faschismus, ist 2021 im Transcript Verlag erschienen.
Katharina Pühl im Gespräch mit Simon Strick

15:30 bis 16:30 Uhr: (Un)mögliche Bildungswege: Stipendium bei Rosa-Luxemburg-Stiftung
Die Rosa-Luxemburg-Stiftung fördert Menschen mit linken Biographien und zu einem hohen Anteil mit Migrationsgeschichte oder mit nicht-akademischem Hintergrund. Wir geben Einblicke in unsere Förderkriterien, das Auswahlverfahren, stipendiatische Mitgestaltung und unser ideelles Förderprogramm sowie unseren Leitgedanken eines partizipatorischen Bildungsansatzes.
Im Gespräch mit Stipendiat*innen werden die Stipendienprogramme des Studienwerks der Rosa-Luxemburg-Stiftung vorgestellt.

17 bis 18 Uhr: Die tödlichste Grenze der Welt
Ein Kapitel aus dem «Der Atlas der Migration»
Im vergangenen Jahr sind über 2000 Menschen bei dem Versuch, Europa über das Mittelmeer zu erreichen, ertrunken. Seit 2014 die italienische Rettungsmission «Mare Nostrum» durch die EU beendet wurde, sind über 24.000 Menschen auf dem Mittelmeer ertrunken.
Durch eine zivilgesellschaftliche Bewegung konnten im selben Zeitraum zehntausende Menschen aus akuter Seenot gerettet werden. Aktuell aber häufen sich Prozesse gegen Seenotretter*innen und Geflüchtete wegen angeblicher Schlepperei. Vor Gericht stehen aktuell unter anderem Crews von Rettungsorganisationen wie «Jugend rettet» und immer wieder einzelne Geflüchtete, weil sie Boote gesteuert haben. Der Vorwurf lautet meist «Beihilfe zur illegalen Migration» und die Gerichte sprechen teils Urteile von bis zu 180 Jahren Gefängnis.
Anika Taschke spricht mit:

  • dem Journalisten Christian Jakob, Autor unserer Publikation «Atlas der Migration»
  • dem Geflüchteten Hamid, der auf Lesvos mehrfach kriminalsiert und inhaftiert wurde sowie
  • Mahtab, deren 68 Jahre alter krebskranker Vater seit September 2021 in Griechenland im berüchtigen Kordyallos-Gefängnis sitzt und dessen Verfahren am 21. Juni beginnt.

19:30 bis 20:30 Uhr: Maximilian Becker: «Das Klima des Kapitals»
Der Zwang zur Profitmaximierung untergräbt nach Marx permanent die Quellen allen gesellschaftlichen Reichtums: Natur und Arbeit. Exzessiver Raubbau durch kommerzielle Landwirtschaft, massive Verschmutzung von Luft, Boden und Wasser durch die Industrie und rapide ansteigende Erderwärmung infolge enormen Energieverbrauchs haben fatale Folgen für das globale Klima. Ein Green New Deal wird bestenfalls zur Modernisierung des Kapitalismus führen, jedoch keinen Ausweg aus der Klimakrise aufzeigen. Produktion, Verteilung und Konsum nach menschlichen Bedürfnissen wie auch ein respektvoller Umgang mit der Natur erfordern daher einen Bruch mit der kapitalistischen Logik. Marx konnte zwar die aktuelle Klimakrise nicht vorhersehen, aber sein Werk liefert wichtige Anregungen für aktuelle Diskussionen um einen wünschenswerten Stoffwechsel von Mensch und Natur.
«Das Klima des Kapitals» ist 2022 im Karl Dietz Verlag Berlin erschienen und enthält verschiedene Beiträge.
Ein Autor ist Maximilian Becker. Er ist Aktivist für Klimagerechtigkeit und Mitglied im Parteivorstand der LINKEN.

Raum 8.16

16 bis 17 Uhr: Das Leben vergesellschaften!
Feministische Kämpfe um Sorgepolitiken in Chile
In Chile stellen feministische Bewegungen die Systemfrage: 30 Jahre nach dem Ende der Diktatur und der Erhebung des Neoliberalismus in Verfassungsrang fordern sie eine «Vergesellschaftung des Lebens». Kämpfe um die Bedingungen der sozialen Reproduktion waren ausschlaggebend für die Revolte im Oktober 2019. Die Prekarisierung der Lebensbedingungen lässt eine neue Art von Klassenkonflikten sichtbar werden, die jenseits von Kämpfen um Lohnarbeit das Verbindende ins Zentrum stellen. Sie adressieren das falsche Ganze, die Art und Weise wie die soziale Reproduktion in dieser Gesellschaft organisiert ist.
Auch in Europa zentrieren sich feministische Kämpfe in den letzten zehn Jahren um Fragen von Care-Arbeit und Sorge-Verhältnissen. In der Pandemie wurde «Systemrelevanz» neu buchstabiert. Was strukturell privatisiert, an Frauen delegiert und ins häusliche abgeschoben ist, rückt auch hier ins Zentrum der öffentlichen Auseinandersetzung. Allein die politischen Antworte sind völlig unzureichend und lassen sowohl die hierarchischen Geschlechterverhältnisse, als auch die gewaltvolle globale Arbeitsteilung in diesem Feld außer Acht.
Mit Karina Nohales wollen wir über konkrete Perspektiven einer Vergesellschaftung des Lebens diskutieren. «Wie sich eine Politik gestalten lässt, die die alltägliche Notwendigkeiten adressiert, aber das Verlangen nach dem ganz Anderen nicht erstickt ist die strategische Herausforderung eines sozialistischen Feminismus.»
Wie könnte dies aussehen? Wie können feministische Bewegungen die Sozialisierung von Sorgearbeit vorantreiben? Wie kann die Ebene lokaler Politik eine Rolle spielen und ein Umbau der Institutionen angeschoben werden?

Caro Kim und Barbara Fried (Rosa-Luxemburg-Stiftung) im Gespräch mit Karina Nohales (Chile)

Raum 1.03

Ab 12 Uhr durchgehend offen: Erlebnisraum und Installation: «L!NX», die neue Arts des Lernens
L!NX ist da! Am 18. Juni gehen wir online mit der neuen digitalen Lernplattform der Rosa-Luxemburg-Stiftung – Der Ort für junge Selbstlerner*innen und Multiplikator*innen, die sich kritisches Grundlagenwissen über die wichtigsten politischen und sozialen Debatten multimedial und interaktiv aneignen wollen.
Komm zum Erlebnisraum und entdecke L!NX auf einer Reise durch die Geschichte einiger der wichtigsten feministischen Kämpfe der Geschichte. Neben dieser analogen Installation, kannst du in der digitalen Version von L!NX dein Wissen in verschiedenen Online-Challenges testen! Entdecke gemeinsam mit uns in einem coolen Ambiente durch vielfältige Quizze und Videos den Feminist History Walk und betrete den spannenden Planet Linx!

Hausführungen

Starts: 12:30 / 13:30 / 14:30 Uhr: Einblicke – Ausblicke
Erkundung des neuen Stiftungsgebäudes mit den Stationen: Bibliothek, Klinkenprojekt, Kunst, Büroräume, Blick über die Stadt – mit den Architekten das Hauses Max Nalleweg.
Treffpunkt vor dem Haus, Dauer 45 min   

Die Pflicht zum Tragen einer Mund-Nasen-Schutzmaske beim Betreten des Gebäudes ist derzeit aufgehoben. Eine 3G-Nachweispflicht entfällt. Die Rosa-Luxemburg-Stiftung empfiehlt dennoch ihren Gästen das Tragen einer Maske, um sich und anderen einen sicheren Besuch der öffentlichen Veranstaltungen zu ermöglichen.

Informationen zur Barrierefreiheit von Veranstaltungen:
www.rosalux.de/barrierefreiheit

Standort

Kontakt

Henning Obens

Bereichsleiter Politische Kommunikation, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 177