9. September 2018 k.A. Brundibar

Aufführung der Kinderoper im Rahmen des Festivals Verfemte Musik

Information

Veranstaltungsort

Großes Haus des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin
Alter Garten 2
19055 Schwerin

Zeit

09.09.2018, 15:00 - 17:00 Uhr

Themenbereiche

Erinnerungspolitik / Antifaschismus, Kunst / Performance

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Die Kinderoper Brundibár, 1938 von Hans Krása komponiert, wurde 1941 im jüdischen Kinderheim in Prag uraufgeführt. Nach Krásas Deportation 1942 ins Ghetto Theresienstadt schrieb er die Partitur nach einem Klavierauszug nach, da er diese nicht hatte mitnehmen können. Hier wurde die Oper 55 Mal aufgeführt und gab den teilnehmenden Kindern ein Stück Normalität und Freude zurück. Die Rollen mussten immer wieder neu besetzt werden, da viele der Darsteller in Vernichtungslager deportiert wurden.

Der Nazi-Propagandafilm, Theresienstadt – Ein Dokumentarfilm aus dem jüdischen Siedlungsgebiet, der lange Zeit unter dem zynischen Titel „Der Führer schenkt den Juden eine Stadt“ kursierte, verwendet einen Ausschnitt aus der Oper, um zweifelnden Leuten vorzutäuschen, wie normal und glücklich die Deportierten lebten. Hans Krása und fast alle Ausführenden wurden kurz darauf in Auschwitz ermordet.

Die Aufarbeitung der vergessenen Kinderoper begann Ende der 1970er Jahre, als die Benediktinerschwester Veronika Grüters auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie zufällig auf den Stoff der Oper stieß. Sie rekonstruierte eine Fassung von Brundibár in tschechischer und hebräischer Sprache und konnte so 1985 die erste Aufführung in Deutschland verwirklichen. Die Übersetzung der Oper ins Deutsche erfolgte 1992.

Eine Kooperation des Konservatoriums Schwerin mit dem Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, ermöglichte 1996 die Brundibár-Aufführung in Israel. 85 Schülerinnen und Schüler, dazu Lehrer und Musiker waren vom 4. – 11. Februar 1996 in Israel zu Besuch. Auf dem Programm standen 2 Aufführungen der Kinderoper Brundibár. Die Besucher, zumeist ältere, deutschstämmige Überlebende des Holocaust, waren gerührt und ergriffen über das feinfühlige Engagement der Kinder.

1997 wurde Brundibár in Schwerin aufgeführt. Wer konnte damals ahnen, dass dieses Projekt bis heute die Arbeit zur Holocaust-Erinnerung prägen würde? Mittlerweile wissen wir sehr viel mehr über das ehemalige Ghetto und Konzentrationslager Theresienstadt sowie das Schicksal der Kinder und der vielen ermordeten Menschen. Viele Zeitzeugen, die aktiv bei den Aufführungen beteiligt waren haben uns in Schwerin besucht. Nur wenige von ihnen stehen heute noch als Gesprächspartner zur Verfügung. 2016 gab es im Rahmen des Festivals Verfemte Musik Schwerin ein gemeinsames Wiedersehen mit den damals Beteiligten. Diese Wiederbegegnung inspirierte uns, eine Wiederaufführung zu veranstalten.

Zur Premiere am 09. September 2018 hat Zvi Cohen, der als Kind bei den Aufführungen in Theresienstadt mitgewirkt hat, sein Kommen zugesagt.

Am Projekt Brundibár 2.0 beteiligen sich etwa 100 Kinder und Jugendliche des Jugendsinfonieorchesters Schwerin, der Chorklassen des Goethe-Gymnasiums Schwerin und das Mecklenburgische Staatstheater Schwerin. Das Regieteam besteht aus der erfahrenen Theaterpädagogin Nele Tippelmann (Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin), Carola Nicklich und Anne Holst (Goethe-Gymnasium) und dem Leiter des Jugendsinfonieorchesters Schwerin, Stefan Kelber.

Die Rosa-Luxemburg-Stiftung MV zählt seit einigen Jahren zu den Förderern des Festivals Verfemte Musik.

Eintrittspreise: 15 € / 10 € ermäßigt / 5 € für Jugendliche unter 16 Jahren

 

 

Standort