6. Juni 2019 Diskussion/Vortrag Die Figur der (,queeren‘) ,Femme‘ als produktive Irritation und Form des Scheiterns im ,queeren‘ und ,feministischen‘ Aktivismus in Deutschland

mit Svenja Spyra (München)

Information

Veranstaltungsort

Peter-Weiss-Haus
Möckelsaal
Doberaner Str. 21
18057 Rostock

Zeit

06.06.2019, 18:00 - 19:30 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse

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Die feministische Theoretikerin Rosemary Hennessy definiert Feminismus „als Ensemble von Debatten, kritischen Ereignissen, sozialen Kämpfen und emanzipatorischen Bewegungen (...), das die patriarchalen Geschlechterverhältnisse, die alle Menschen beschädigen, und die unterdrückerischen und ausbeuterischen gesellschaftlichen Mächte, die insbesondere Frauenleben formen, begreifen und verändern will.“ (Hennessy 2003: 155) Die Literatur der letzten 30 Jahre repräsentiert eher eine  Präferenz ‚maskuliner‘ und ‚androgyner‘ Verkörperungen als strukturelle Voraussetzung von Teilhabe, am ,queeren‘ und ,feministischen‘ Aktivismus in Deutschland (vgl. z.B. Hark 1989, Engel 1996, Schader 2004, Fuchs 2009a,b). Dies erschwert oder verunmöglicht die Sichtbarkeit und Lebbarkeit (,queerer‘) ,Femme‘-ininität als Teil aktivistischer Bewegungsstrukturen (vgl. ebd.). Mit der Philosophin und Queer-Theoretikerin Judith Butler (1991) lässt sich diesen Ausführungen an die Seite stellen, dass ,feministische‘ Zielsetzungen und Repräsentationsansprüche zu scheitern drohen, wenn sie die konstitutive Macht nicht anerkennen und berücksichtigen, in deren Rahmen sich ,feministische‘ Subjekte bilden (vgl. ebd.: 20). Das diesem Beitrag zugrunde liegende Promotionsprojekt arbeitet an den Schnittstellen von Körpersoziologie, Wissenssoziologie und Geschlechterforschung und erörtert am Beispiel (,queerer‘) ,Femme‘-ininität, wie aktivistische Zugehörigkeit und Repräsentation(en) verhandelt werden. Im Kontext des Butlerschen Konzepts der Performativität betrachtet der Beitrag affektive, körperliche und ästhetische Praktiken als performative Akte und Teil von Subjektivation. Fokussiert werden insbesondere Aspekte der Irritation und des Scheiterns, die sich in der Figur der (,queeren‘) ,Femme‘ manifestieren. Betrachtet wird, wie die Verhandlung komplexer, reflexiver Gemeinschaften via körperbezogener, visueller Grenzziehungen vollzogen wird. Aufgezeigt werden Bezugspunkte der Konfiguration von Subjektivität und Gemeinschaft im Kontext von Wissen, Irritation und Akten des Scheiterns. Diese werden als konstitutiv mit politischen Kämpfen um Emanzipationsbestrebungen verschränkt betrachtet (vgl. Nay 2017: 18f.).

Das hier skizzierte Projekt adressiert sowohl eine individuelle, als auch eine kollektive Ebene, in Rückkoppelung an die soziale (Geschlechter-)Ordnung. Die Studie arbeitet mit Gruppendiskussionen, die durch themenzentrierte Interviews ergänzt und beide mittels der Dokumentarischen Methode ausgewertet werden.


Die Veranstaltung ist Teil der interdisziplinären Ringvorlesung 'Theaters of Failure – Szenarien des Scheiterns' der AG Gender & Queer Studien an der Universität Rostock und beschäftigt sich mit Queer-Epistemologischen Perspektiven auf das Scheitern von emanzipatorischen Bestrebungen.

Mehr Infos:
https://www.uni-rostock.de/fileadmin/uni-rostock/UniHome/Vielfalt/Gender_Queer_AG/flyer_sose_19.pdf

Standort