Diskussion/Vortrag mit Cuno Brune-Hägele (Geschäftsführer ver.di-Bezirk Stuttgart)
Wenn vom 11. September die Rede ist, dann fällt vielen zuerst 9/11 New York ein. Aber der 11. September hat noch eine andere Bedeutung. Am 11.September 1973 putscht das chilenische Militär gegen die demokratische Regierung unter Präsident Salvador Allende. 3200 Menschen verschwanden oder wurden hingerichtet, 80 000 inhaftiert, 200 000 flohen aus politischen Gründen ins Ausland. General Pinchot errichtete eine Militärdiktatur mit faschistischen Zügen. Chile wurde in den Folgejahren zum Laborversuch des Neoliberalismus. Der Putsch des Militärs unter Pinchot war der Sieg der «Gegenrevolution». Die sogenannten Chicago Boys konnten ihr Wirtschaftskonzept, das bereits am 12.September, also ein Tag nach dem Putsch veröffentlicht wurde umsetzen. Naomi Klein schreibt in ihrem Buch Schocktherapie, «die Vorschläge … ähnelten verblüffend jenen in Milton Friedmans Kapitalismus und Freiheit: Privatisierung, Deregulierung und Einschnitte bei den Sozialausgaben – die Dreifaltigkeit des freien Marktes.» «Chile, Lab Test for a Theorist», so wurden die Chicago Boys, Friedman und von Hayek gefeiert. Doch wenn man genau hinschaut, dann war Chile (nach Naomi Klein) «eine sich wechselseitig stützende Allianz von Polizeistaat und Großunternehmen …, die gegen die abhängig Beschäftigen Krieg führten und dabei ihren Anteil am gesellschaftlichen Wohlstand kräftig erhöhten.»
Cuno Brune-Hägele ist Geschäftsführer des ver.di-Bezirk Stuttgart.