Die vielgestaltigen erbitterten, oft heißblütig geführten Auseinandersetzungen im Umkreis und in der Folge des Reformationsgeschehens fanden in der zeitgenössischen Literatur ein lebhaftes Echo. Bevorzugte Genres waren Flugschriften, Pamphlete, Dialoge, Sprüche und Satiren. Die Verfasser bedienten sich bevorzugt volkssprachlicher stilistischer Mittel, die sich für den öffentlichen Vortrag der Texte vor einem leseunkundigen Publikum besonders eigneten. Unerbittlichkeit und Schärfe der Attacken auf den jeweiligen Gegner stellten ein literaturgeschichtliches Novum dar. Die Wogen im sogenannten Streitschriftenkrieg seit 1517 schlugen hoch, weil es aus Sicht der Lager zu beiden Seiten Luthers sowie aus dessen eigener Perspektive um hochbedeutsame Fragen dogmentheoretischer, kirchengeschichtlicher und letztlich auch sozialer sowie politischer Art ging. Am Beispiel dreier herausragender zeitgenössischer Werke vermittelt der Vortrag ein Bild vom literarischen Pro und Kontra um die Gestalt des Reformators.
Horst Langer, Jg.1938, Prof. Dr. phil. habil, Literaturwissenschaftler und Hochschullehrer i. R. (Universitäten Greifswald, Kraków/Polen und Osnabrück). Hauptarbeitsgebiete in Forschung und Lehre bis Mitte der 70er Jahre: deutsche Literatur in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sowie Literatur der DDR; seit Mitte der 70er Jahre deutsche Literatur der Frühen Neuzeit im internationalen Kontext.
Thematische Schwerpunkte: Literatur im Jahrhundert der Reformation; Theorie und Geschichte der literarischen Satire; Geschichte der Literatur in Pommern.
Vielfältig tätig als Publizist und Herausgeber.