17. April 2023 Diskussion/Vortrag Kommunismusforschung heute

Zum Stand der Stalinismusaufarbeitung

Information

Veranstaltungsort

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Saal
Straße der Pariser Kommune 8A
10243 Berlin

Zeit

17.04.2023, 18:00 - 20:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Parteien- / Bewegungsgeschichte, Osteuropa, Zentralasien

Zugeordnete Dateien

Kommunismusforschung heute
Solowezki-Stein: Gedenkstein für die Opfer der politischen Repressionen in der UdSSR und insbesondere der Stalin-Zeit. Das Mahnmal wurde am 30. Oktober 1990 in Moskau auf dem Lubjanka-Platz nahe der Zentrale des damaligen sowjetischen Geheimdienstes KGB (in der Stalin-Zeit NKWD) eingeweiht. CC BY-SA 2.0, Andy House, Moskau/Russland, via Wikimedia Commons

Vor 70 Jahren starb Josef Stalin. Das willkürliche und massenhafte Foltern und Morden endete zwar, aber erst mit dem Ende der Sowjetunion wurde es möglich, mit Zeitzeug*innen und in Archiven die Verbrechen dieser Zeit historisch aufzuarbeiten.

Die Mechanismen des «Großen Terrors» Ende der 1930er Jahre wurden sichtbar, ebenso politische Hintergründe aus dem Kreml. Den Millionen Opfern des «Archipel Gulag» konnten Gesichter gegeben werden. Mit jedem Forschungsergebnis wurde untermauert, dass der Stalinismus verbrecherisch gegen die Idee des Sozialismus gerichtet war. Für die Zukunft der Menschheit bietet er keine gesellschaftliche Alternative.

Im Laufe der letzten drei Jahrzehnte jedoch änderte sich in Moskau die Geschichtspolitik. Die historische Rolle Stalins wurde teils relativiert, eine scheuklappenfreie Aufarbeitung ist seit einigen Jahren nicht mehr erwünscht. Wichtigen Erinnerungsinitiativen wie Memorial wurde die Arbeit zunehmend erschwert, selbst Historiker*innen wurden zu «ausländischen Agenten» gestempelt.

Seit dem 24. Februar 2022 sind sämtliche Wissenschaftskontakte zu Russland gekappt. Der Zugang zu den Archiven hat sich erheblich erschwert. Russische Historiker*innen sind nicht nur ihre westeuropäischen Forschungsbeziehungen weggebrochen, sie befinden sich zudem in einer Kriegssituation, die das Sagbare noch weiter einschränkt. Für westliche Kommunismusforscher*innen ist diese Entwicklung nach der Coronapause der nächste schwere Rückschlag, der die Forschungsarbeit zusätzlich erschwert – und in der Ukraine werden durch russische Angriffe wertvolle Archivbestände zerstört. Wie können die Quellen gesichert werden?

Wir sprechen mit drei renommierten Wissenschaftlerinnen über den Stand der Aufarbeitung und mögliche Perspektiven heute:

  • Dr. Irina Scherbakowa, Germanistin und Kulturwissenschaftlerin, Gründungsmitglied von Memorial. Die Menschenrechtsorganisation mit Sitz in Moskau wurde 2021 in Russland liquidiert und 2022 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Scherbakowa hat nach Kriegsbeginn Russland verlassen.
  • Prof. Dr. Susanne Schattenberg, Professorin für Zeitgeschichte und Kultur Osteuropas an der Universität Bremen, Direktorin der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen
  • Dr. Katja Makhotina, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Geschichte Osteuropas der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, 2015 Promotion zum Thema «Fragmentierte Erinnerungen: Der Zweite Weltkrieg in sowjetischen und postsowjetischen Erinnerungskulturen Litauens»
  • Moderation: Dr. Wladislaw Hedeler, Historiker, Übersetzer und Publizist, Berlin

Eine Veranstaltung von Helle Panke e.V. in Kooperation mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Zeitschrift Berliner Debatte Initial.

Eintritt: 2 Euro

Standort

Kontakt

Helle Panke e.V. – Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin

Telefon: 030 47538724