Die Wählerschaft der Linken ist zunehmend akademisch geprägt. Nach einer überdurchschnittlichen Unterstützung bis 2013 ist der Anteil der Wähler*innen der Linken unter den Beschäftigten in der Produktion und im Dienstleistungssektor deutlich zurückgegangen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Autor Carsten Braband hat die politischen Gemeinsamkeiten und Spaltungen innerhalb des linken Potenzials untersucht und die Chancen einer politischen Orientierung an klassenspezifischen Perspektiven ausgelotet.
Die Studie geht der Frage nach, wer die Linke wählen könnte und warum. Grundlage ist der Datensatz der German Labour Election Study (GLES). Es werden die gesellschaftspolitischen Einstellungen von Linke-Sympathisant*innen untersucht und die Themen Migration, Klimapolitik, Außenpolitik, Sozial- und Umverteilungspolitik in ihrer Komplexität beleuchtet. Mit dem Ergebnis: In allen Feldern gibt es konsensfähige Positionen, auf die sich die meisten einigen können. Konfliktträchtig und triggernd sind hingegen Teilfragen in bestimmten gesellschaftspolitischen Feldern.
Demgegenüber stehen Verlustpositionen: Neben universellen Bürgergelderhöhungen betrifft dies mit der Migrations- und Friedenspolitik zwei Felder, die im aktuellen politischen Kontext für viele Menschen wahlentscheidend sein dürften. Migrationspolitisch sind dies das Ziel der globalen Bewegungsfreiheit laut Grundsatzprogramm der Linken sowie generelle Abschiebestopps und friedenspolitisch (unilaterale) Abrüstungspositionen. Diese kosten ungeachtet möglicher Zielgruppenfokussierungen Wählerstimmen, weil sie tendenziell einer großen Mehrheit der potenziellen Linke-Wähler*innen Gründe geben, die Partei nicht zu wählen. In diesen Verlustpositionen liegt ein Grund für die elektorale Krise der Linken auf der Meinungsebene.
Zu den potenziellen Gewinnpositionen für Die Linke zählen: Mietenregulierung, Mindestlohn, Preisobergrenzen, Reichensteuer; Fachkräftezuwanderung und Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten; die grundsätzliche Notwendigkeit der Klimatransformation; sowie verstärkte diplomatische Bemühungen im Ukraine-Krieg.
Eröffnung:
- Heinz Bierbaum, Rosa-Luxemburg-Stiftung
Podiumsgespräch:
- Carsten Braband, der Autor der Studie, ist Sozialwissenschaftler. Er beschäftigt sich mit politiksoziologischen Fragestellungen und der Wählerschaft linker und rechtspopulistischer Parteien;
- Pauline Jäckels ist Politik-Redakteurin bei der Tageszeitung nd .
Die Veranstaltung wird auch als Livestream übertragen.
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Kontakt
Ines Schwerdtner
Rosa-Luxemburg-Stiftung
E-Mail: Ines.Schwerdtner@rosalux.org