10. Mai 2019 Tagung/Konferenz Transformationsforschung und der Strukturwandel in der Lausitz/Łužyca

Workshop mit in der Lausitz/Łužyca angesiedelten Transformationsforscher*innen

Information

Veranstaltungsort

Wendisches Haus
August-Bebel-Str. 82
03046 Cottbus/Chóśebuz

Zeit

10.05.2019, 10:30 - 17:30 Uhr

Themenbereiche

Sozialökologischer Umbau, Partizipation / Bürgerrechte

Zugeordnete Dateien

Workshop mit in der Lausitz/Łužyca angesiedelten Transformationsforscher*innen zum Austausch über den Strukturwandel als gesellschaftlichen Transformationsprozess und zur Profilierung sozial- und kulturwissenschaftlicher Transformationsforschung in der Lausitz/Łužyca

Kooperation mit dem Sorbischen Institut und Kolleg*innen der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg, des TRAWOS-Instituts, des IÖR, des IASS sowie der Zukunftswerkstatt Lausitz

Aufgrund begrenzter Platzkapazitäten ist eine Anmeldung erforderlich, bitte per E-Mail an: cottbus@bbg-rls.de



Im aktuellen Diskurs zum Strukturwandel in der Lausitz/Łužyca erscheint dieser aus vordergründiger Betrachtung eher als ein technisches als ein gesellschaftliches Problem. Die Debatte fokussiert sehr darauf, als zukunftsweisend angedeutete Technologien zu fördern, technologieorientierte Unternehmen zu unterstützen und neue Spitzentechnologien marktfähig zu machen. Zugleich geht diese Denkweise einher mit der Erwartung, dass zumindest einige der Technologien zentral gesteuert in der Region verbreitet werden und das damit auch die wirtschaftlichen Probleme der Lausitz/Łužyca gelöst werden. Eine darüberhinausgehende Perspektive auf den Strukturwandel als einen gesellschaftlichen Transformationsprozess, der alle Bereiche und Akteure der Region umfasst, findet man nur in Ansätzen. Zum einen ist die Gesellschaft in der Debatte um den Strukturwandel auffällig abwesend und zum anderen fällt das sehr reduzierte Verständnis von Landschaft auf, die bestenfalls noch als Energielandschaft Erwähnung findet. Zumindest die Sorben/Wenden werden in der Debatte in letzter Zeit gelegentlich als – kulturtouristisches – Alleinstellungsmerkmal benannt.

Die weitgehende Abwesenheit der gesellschaftlichen und – jenseits der Energiefrage – ökologischen Dimensionen der Transformation in den Strategiedokumenten drückt sich ferner aus in der Eindimensionalität gesellschaftlicher Zielsetzungen (Industrielle Wertschöpfung), dem Fehlen einer politischen Steuerungsperspektive und der limitierten Bearbeitung von Fragen der Bürgerbeteiligung und zivilgesellschaftlichen Engagements sowie der Nutzung endogener Entwicklungspotentiale in anderen Sektoren. Sie findet ihren Niederschlag nicht zuletzt auch im Mangel an Überlegungen hinsichtlich einer längerfristig angelegten sozial- und kulturwissenschaftlichen Begleit- und Evaluationsforschung.

In einer umfassenden sozial- und kulturwissenschaftlichen Perspektive ist der Strukturwandel der Lausitz/Łužyca in Ursachen und Folgen kein rein technisch-ökonomisches Problem, sondern eine gesellschaftliche Transformation,

  • die mit einer Identitätskrise einhergeht, in der über das regionale Selbstverständnis verhandelt wird und verhandelt werden muss,
  • in der die Verteilung von Chancen und Lasten zwischen sozialen Gruppen sowie Stadt und Land neu bestimmt werden, und
  • wo das regionale Industrie-paternalistische, politische Regime aufbricht und sich regionale Governancestrukturen neu ordnen.

Dieser Wandel ist eingebettet in übergeordnete gesellschaftliche Prozesse (und Kämpfe) des Übergangs in eine postindustrielle Gesellschaft, der Globalisierung, der Ökologisierung usw. In einer solchen Sichtweise geht es nicht nur darum, Ursachen und Folgen von Veränderungen zu benennen, sondern gesellschaftlichen Wandel selbst als Prozess zu analysieren, d.h. die Fähigkeit (oder das Unvermögen) von Akteursgruppen zu verstehen, Ressourcen in ihrem Interesse zu mobilisieren; Handlungsoptionen und -barrieren sowie Unsicherheiten und Risiken zu identifizieren und sich gegenseitig verstärkende oder ausschließende Dynamiken wahrzunehmen. In diesem Sinne müssen Sozial- und Kulturwissenschaften selbst als Ressource regionaler Entwicklung gelten, die nicht nur die gesellschaftlichen Entwicklungen – im Sinne eines Monitorings – beobachten und ein Instrumen-tarium bereit stellen, diese auch zu bewerten, sondern zugleich daran mitwirken, Reflexionswissen für und mit den handelnden Akteuren auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu schaffen und damit im besten Falle die endogene Problemlösungskapazität der Region zu erhöhen.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen ist es das Ziel, zunächst mit in der Region angesiedelten Trans-formationsforscher/innen und Arbeitsgruppen ins Gespräch zu kommen und Möglichkeiten der Vernetzung und Profilierung sozial- und kulturwissenschaftlicher Transformationsforschung in der Lausitz/Łužyca zu erörtern.

 

Programm:

10:30 Begrüßung

10:45 1. Runde: Austausch über Forschungsprofile und laufende Transformationsforschungen

13:00 Mittagessen

14:00 2. Runde: Diskussion zur Rolle der Transformationsforschung im Akteurs(gruppen)gefüge des Strukturwandels

15:30 Kaffeerunde

16:00 3. Runde: Ausloten von Ideen zur Vernetzung und Profilierung

17:30 Ende

 

Organisation und Kontakt:

Daniel Häfner (RLS Brandenburg, Regionalbüro Cottbus & BTU-CS): daniel.haefner@b-tu.de

Dr. Fabian Jacobs (Sorbisches Institut): jacobs@serbski-institut.de

Dr. Lutz Laschewski (BTU-CS & Sorbisches Institut): lutz.laschewski@b-tu.de

Standort

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg

Telefon: +49 331 8170432