Das Verhältnis der Linken in den kapitalistischen Zentren zur Peripherie war oftmals zwiespältig: Einerseits wurde antikolonialer und antiimperialistischer Widerstand begrüßt und unterstützt, andererseits wurden die Befreiungskämpfe des globalen Südens mit eigenen Projektionen überfrachtet. Wenn man schon selbst bei der Umsetzung eigener politischen Utopien wenig erfolgreich war, sollten es eben die Anderen richten. Der Blick auf die Peripherie blieb so auch in kolonialen Klischees befangen.
Die Berliner Jour Fixe Initiative hat sich dieser Problematik angenommen und in einer Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Kreolische Konstellationen“ das Verhältnis von altem Internationalismus und modischem Postkolonialismus ausgelotet. Inzwischen liegen die Vorträge dieser Reihe in Buchform vor. Dieses Buch werden Elfriede Müller (Berlin) und Margot Tuzina (Berlin) im moderierten Gespräch vorstellen.
Die Gruppe jour fixe initiative Berlin diskutiert seit 1997 über historische und aktuelle Fragestellungen der Linken und hat mittlerweile 14 Bände zu ihren Diskussionsreihen herausgebracht. Neben einer Einführung in die Gruppe wird es um die Beiträge des Buches gehen, die von praktischen Verschränkungen zwischen Rassismus und Antisemitismus über (möglicherweise gescheiterte) realsozialistische Versuche, die Verhältnisse neu zu ordnen bis hin zu den Einsichten von Theoretikern wie C.L.R. James reichen. Dieser war nicht nur Journalist, Kultur- und Sportkritiker aus Trinidad, sondern auch organisierter Marxist. Von vielen anderen Kommunist:innen seiner Zeit unterschied er sich dadurch, dass er nicht einfach die in Europa entstandenen Doktrinen blind übernahm, sondern einen eigenen – die Berliner Jour Fixe Initiative nennt es: kreolischen – Blick auf die politische Emanzipationsgeschichte warf. Sein bekanntestes Buch „Die schwarzen Jakobiner“ (2022 im Dietz-Verlag erschienen) handelt vom Sklavenaufstand in Haiti zur Zeit der Französischen Revolution – einer lange vergessenen Episode, die aber wie kaum eine andere den Widerspruch der westlichen Vorstellung universeller Menschenrechte mit der kolonialen Praxis aufzeigt. Und darüber wollen wir reden.
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