---------- Die Bildungsreise ist bereits ausgebucht ---------
Am 17. Oktober 2019 versammelten sich am Märtyrerplatz einige dutzende Bürger:innen, um gegen Einsparpolitik und Messenger-Steuern zu protestieren. Binnen weniger Tage verbreiterte sich der Protest wie ein Lauffeuer und wurde zu einer der größten Massenproteste in der jüngeren Geschichte des Landes mit breiten gesellschaftlichen Forderungen. Der Widerstand richtet sich gegen die sozialen Folgen der verheerenden Wirtschaftskrise, gegen den über Jahre gewachsenen korrumpierten Konfessionalismus, aber auch gegen die zunehmende konfessionelle Aufteilung des Libanon, die das Land spaltet und die politischen wie kulturellen Konflikte verschärft. Nicht nur Menschen im Libanon trieb es auf die Straßen, sondern auch große Teile der libanesischen Diaspora in ihren jeweiligen Städten. Hunderttausende demonstrierten unter dem Motto «killon yani killon» („Alle heißt alle“), sie forderten die endgültige Abschaffung des nepotistischen Klientelismus, mit dessen Hilfe die politischen Eliten gemeinsam seit der Staatsgründung den Libanon beherrschen und seine ökonomischen Ressourcen unter sich aufteilen. Noch heute steht die von Demonstrant:innen errichtete geballte Faust auf dem Märtyrerplatz in Beirut.
Auf unserer fünftägigen Bildungsreise in den Libanon wollen wir die historischen Wurzeln der religiösen Spaltung des Landes kennenlernen. Was umfasst das konfessionalistische Proporzsystem, wie funktioniert es im Alltag? Wir werden auch die neuen Bewegungen und Zusammenschlüsse kennenlernen, die versuchen, diese Spaltungen zu überwinden und ihr Programm auf Säkularismus und den Ausbau demokratischer Grundpfeiler auszurichten. Bei allen Unterschieden eint sie, dass sich ihre auf Demokratie und Partizipation aufgebauten Prinzipien, gegen die herrschenden politischen Akteure und ihr korruptes System des Machterhalts richten. Wie lauten die Zukunftsperspektiven und Forderungen der Aktivist:innen? Welche Erfolge konnten sie erringen, welche Rückschläge mussten sie seit Ausbruch der Revolte vor vier Jahren hinnehmen? Welche politischen Handlungsräume bestehen für die Protestbewegung gegenwärtig noch, angesichts der massivsten Wirtschaftskrise seit der Existenz des Staates, die die Bevölkerung vor immense soziale Herausforderungen stellt?
Bei Begegnungen und Gesprächen mit zivilgesellschaftlichen Initiativen vor Ort, mit Aktivist:innen und Basisgruppen, wollen wir uns diesen Fragen annähern. Neben Aufenthalten in Beirut sind Exkursionen u.a. nach Nabatieh und Mleeta vorgesehen, wo wir uns auch mit den Auswirkungen der verschiedenen Besetzungen des Landes als auch der Einflussnahme regionaler und internationaler Player beschäftigen werden.
Die An- und Abreise zum/vom Veranstaltungsort (Beirut) ist eigenständig zu organisieren. Das Seminarprogramm findet an fünf Tagen in Beirut statt sowie auf Exkursionen in Nabatieh und Mleeta.
Termine: Anreise Beirut, am 12.05.2024 (Sonntag), Abreise am 18.05.2024 (Samstag). Seminarprogramm von Montag bis Freitag (13.05. bis 17.05.2024).
Teilnahmebeitrag: 750 €. Er beinhaltet die Hotelunterkunft in Beirut im Casa D'or Hotel (sechs Übernachtungen im Doppelzimmer incl. Frühstück), das Reiseprogramm, die Dolmetschung (deutsch-arabisch), sowie den täglichen Bustransfer in Beirut und in der Region. Ein Einzelzimmerzuschlag beträgt 200 €. Für Menschen mit geringeren finanziellen Spielräumen wird ein um 200 € reduzierter Teilnahmepreis angeboten. Wir können max. fünf reduzierte Teilnahmeplätze realisieren. Ein Nachweis ist nicht erforderlich.
Sprachkenntnisse: Gute Englischkenntnisse sind voraussetzend für die Teilnahme da wesentliche Programmteile in englischer Sprache stattfinden, darüber hinaus ist eine Dolmetschung aus dem arabischen gewährleistet.
Vorbereitungstreffen: Rechtzeitig vor Reiseantritt erhalten alle Teilnehmer:innen eine Einladung zu einem gemeinsamen Vorbereitungstreffen.
Bildungsurlaub/Bildungsfreistellung: Die Reise wird als gesetzlicher Bildungsurlaub/Bildungsfreistellung angeboten.
Seminar- und Reiseleitung: Ulla Taha & Amando Salbach & Andreas Merkens
Veranstalter: Rosa Luxemburg Stiftung Hamburg in Kooperation mit dem Regionalbüro Beirut der Rosa Luxemburg Stiftung.
Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.
Kontakt
Andreas Merkens
Referent für politische Bildung / Studien- und Bildungsreisen, Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg
E-Mail: andreas.merkens@rosalux.org
Telefon: +49 40 28003709