18. Juni 2025 Diskussion/Vortrag Die politische Ethik der Unterdrückten

Über Freiheit, Solidarität und Selbstachtung – Walter-Benjamin-Lectures von Tommie Shelby

Information

Veranstaltungsort

Haus der Kulturen der Welt
Miriam Makeba Auditorium
John-Foster-Dulles-Allee 10
10557 Berlin

Zeit

18.06.2025, 18:00 - 20.06.2025, 20:00 Uhr

Themenbereiche

Kapitalismusanalyse, Gesellschaftstheorie

Zugeordnete Dateien

Die politische Ethik der Unterdrückten
Tommie Shelby, Harvard University, 2011 CC BY 2.0, Edmond J. Safra Center for Ethics, via Wikimedia

Vielleicht ist der wichtigste Beitrag, den die Tradition des Schwarzen radikalen Denkens zur Sozial- und zur politischen Philosophie geleistet hat, dass sie eine spezifische Ethik der Unterdrückten ausbuchstabiert und verteidigt hat. Den bedeutendsten Denker*innen dieser Tradition – beispielsweise Frederick Douglass, W.E.B. Du Bois, Ida B. Wells und Martin Luther King, Jr. – ging es zweifellos darum, die tiefgreifendsten gesellschaftlichen Übel zu diagnostizieren, wirksame Befreiungsstrategien zu finden und der Vision einer gerechten und friedlichen Welt Ausdruck zu verleihen. Aber es ging ihnen auch darum zu verstehen, wie unter den Bedingungen fortwährender Unterdrückung ein vertretbares und würdevolles Leben gelebt werden kann. Da die vollständige Emanzipation ein langfristiges und unsicheres Ziel ist, das (wenn überhaupt) nur nach vielen Generationen erreicht werden kann, wurde ihnen klar, dass es darauf ankam, Werte und Charaktereigenschaften zu bestimmen, die sich Schwarze Menschen und andere unterdrückte Gruppen zu eigen machen müssen, wenn sie nicht bloß überleben und ihre Freiheit erringen, sondern in ihrem Leben, das so grundlegend von Ungerechtigkeit geprägt ist, auch einen Sinn und Zweck finden wollen.

Drei Lectures an drei Tagen, jeweils 18 bis 20 Uhr:
Der Philosoph und Experte für African American Studies Tommie Shelby von der Harvard Universität hat 2025 den Benjamin Chair des Centre for Social Critique inne. Vom 18. bis 20. Juni 2025 entwirft Shelby in seinen Benjamin Lectures eine Politische Ethik der Unterdrückten.

Für ihre Untersuchung der politischen Ethik der Unterdrückten stützen sich die Vorträge auf die philosophische Belletristik und die literarischen Sachbücher von Richard Wright (1908–1960). Wright ist eine Schlüsselfigur der Tradition des Schwarzen radikalen Denkens und ein einflussreicher amerikanischer Denker und Autor. Immer wieder reflektiert er in seinen Schriften die Forderungen nach Solidarität und Selbstachtung – zwei zentrale Werte jeder vertretbaren politischen Widerstandsethik. Doch diesen Werten die Treue zu halten, erfordert von den Unterdrückten häufig Opfer. Im Kern ist die Frage der Vorträge deshalb: Welchen Platz hat individuelle Freiheit – einschließlich geistiger Unabhängigkeit, Individualität, Meinungsfreiheit und dem Streben nach Selbstverwirklichung – in der politischen Ethik der Unterdrückten?

Die Lectures finden auf Englisch mit deutscher Simultanübersetzung statt.

In Kooperation mit «Kritische Theorie in Berlin», The New Institute, Humboldt Universität zu Berlin und Haus der Kulturen der Welt.

Mehr Informationen

Standort

Kontakt

Franziska Albrecht

Referentin der Bereichsleitung des Zentrums für internationalen Dialog, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 520