31. Oktober 2019 Tagung/Konferenz Neosozialistische Klassenpolitik in der ökonomisch-ökologischen Doppelkrise

Arbeitstagung zur neuen Klassenanalyse und -politik

Information

Veranstaltungsort

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin

Zeit

31.10.2019, 18:30 - 02.11.2019, 17:30 Uhr

Themenbereiche

Demokratischer Sozialismus, Kapitalismusanalyse, Sozialökologischer Umbau, Wirtschafts- / Sozialpolitik

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Neosozialistische Klassenpolitik in der ökonomisch-ökologischen Doppelkrise

Die Erneuerung der Klassenanalyse steht weiterhin auf der Agenda. Neue Technologien etwa führen zu tiefen Veränderungen der Arbeits- und Lebensweise. Die Umwälzungen der Klassengesellschaften finden zudem in einer besonderen Situation statt: einer „ökonomisch-ökologischen Doppelkrise“ (PKJ). Die globale Ungleichheit hat sowohl zwischen den Ländern als auch innerhalb der meisten Länder ein nie gekanntes Ausmaße erreicht, mit dramatischen Folgen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt, Demokratie und letztlich auch die wirtschaftliche Entwicklung selbst: Akkumulation basiert weniger auf Produktion auf erweiterter Stufenleiter, sondern immer mehr auf Umverteilung, was zugleich Wachstum blockiert. Dazu treten die Folgen kapitalistischen Wachstums, die zu einer planetarischen ökologischen Krise geführt haben, die weitere soziale Verwerfungen und rasant steigende wirtschaftliche Schäden produziert. Die Frage der globalen Migration ist zu einer nicht mehr hintergehbaren Herausforderung geworden. Eine Abschottung gelingt den Gesellschaften des Nordens nur unter Aufgabe menschenrechtlicher Standards und linker Ansprüche. Kurz: Es handelt sich um Menschheitsprobleme, an deren Lösung der Kapitalismus bisher gescheitert ist und nach Lage der Dinge scheitern wird.

In Zeiten großer Krise und gesellschaftlicher Polarisierung ist daher eine radikale Perspektive entscheidend. Es geht nicht einfach um die Verteidigung des Sozialstaates, die Rückkehr zu einem nationalstaatlich regulierten Kapitalismus, dessen ökologische Einhegung. Es geht es uns auch um eine Perspektive, die Bernie Sanders unbekümmert Sozialismus nennt. Dazu gehören selbstverständliche Dinge wie eine kostenfreie Gesundheitsversorgung und Bildung sowie bezahlbares Wohnen für alle; entgeltfreie öffentlichen Dienste von Bibliotheken bis zum öffentlichen Nahverkehr; demokratische Mitsprache, die etwas bewegt; viel mehr Zeit füreinander und zum Leben; Mitbestimmung und wirkliche Demokratie; und ein ökologischer Umbau der Städte, des Verkehrs, der Energieversorgung und Landwirtschaft. Kurz: das Selbstverständliche, unmittelbar Einsichtige - ein grüner Sozialismus.

Klaus Dörre hat jüngst eine Debatte um den «Neosozialismus» angestoßen. Das Institut für Gesellschaftsanalyse (IfG) in Berlin verfolgt seit 2008 eine kritische Theorie und Praxis eingreifender sozialistischer Transformationsforschung und verbindender Klassenpolitik. Wie also kritisch an die Geschichte für eine Zukunft des Sozialismus anknüpfen? Wie sehen Konturen einer Strategie neosozialistischer Klassenpolitik aus?

Wir verfolgen also drei Linien: a) die Diskussion des ersten Entwurfs des Forschungsberichts des Projekts Klassenanalyse Jena (PKJ) um Klaus Dörre; b) klassenanalytische Fragestellung in Anknüpfung an die erste Tagung in Jena; c) Ansätze einer neosozialistischen und ökologischen Klassenpolitik.

Programmablauf

Donnerstag, 31.10.19, im Salon

18:30 - 20 Uhr Luxemburg Lecture: Philipp Staab (HU Berlin)
Digitaler Kapitalismus. Markt und Herrschaft in der Ökonomie der Unknappheit
Moderation: Horst Kahrs (IfG)
In Kooperation mit dem Suhrkamp-Verlag

Freitag, 1.11.19

12:30 - 14:30 Uhr, im Salon, Auftakt:
Neue Klassenanalyse und Neosozialismus
Mario Candeias (Institut für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung)
Kim Lucht und Klaus Dörre und das Projekt Klassenanalyse Jena (PKJ, Universität Jena): Vorstellung der Literaturstudie
Text wird vorher verschickt

14.30 - 15 Uhr: Pause

15 -16:30 Uhr: Parallele Workshops zur Neuen Klassenanalyse in den Seminarräumen 1-3

a) Fortsetzung Debatte Literaturbericht (Teil 2): Klasse und Geschlecht - S1
Sophie Bose, Greta Hartmann, Lena Reichardt, Livia Schubert (Projekt Klassenanalyse Jena)
Kommentar: Rhonda Koch (SDS)
Moderation: Daphne Weber (SDS)
Text wird vorher verschickt

b) Fragmentierungen und Fraktionierungen der Klasse - S2
Cornelia Koppetsch (TU Darmstadt, Autorin v. Die Gesellschaft des Zorns)
Kommentar: Klaus Dörre
Moderation: Horst Kahrs (IfG)

c) (Klassen)Politik eines Sozialstaates/Infrastruktursozialismus des 21. Jh. - S3
Thomas Goes (SOFI Göttingen, post-doc der RLS)
Hannes Strobel und Kalle Kunkel (AG Starthilfe/Deutsche Wohnen & Co enteignen)
Julia Dück (IfG)
Moderation: Moritz Warnke (IfG)

17 - 17:30 Uhr: Pause

17:30 - 19 Uhr: Parallele Workshops zur Neuen Klassenanalyse in den Seminarräumen 1-3

a) Fortsetzung Debatte Literaturbericht (Teil 3): Klasse digital - S3
Sebastian Sevignani (PKJ)
Kommentar Sabine Pfeiffer (Uni Erlangen-Nürberg) und Philipp Staab (HU-Berlin)
Moderation: Martha Dörfler (RLS)

b) 1,2,3 viel Arbeiterklassen – Lohnarbeiterklasse, populare Klassen, Fraktionen - S1
Joachim Bischoff (Sozialismus, Co-Autor v. Berliner Republik: eine Klassengesellschaft)
Kommentar: Thomas Goes (SOFI Göttingen) und André Leisewitz (Zeitschrift Z)
Moderation: Janis Ehling (Die LINKE)

c) Transformationskonflikte, Konversion und gerechte Übergänge – S2
organisiert vom Gesprächskreis Auto-Umwelt-Mobilität der RLS,
mit Janna Aljets (RLS)
Stefanie Hürtgen (RLS-Beirat/Uni Salzburg)
und Markus Wissen (HWR Berlin)
Moderation: Susanne Steinborn (Die LINKE)

19 - 20 Uhr: Abendessen

20 - 21:30 Uhr, Abendveranstaltung im Münzenbergsaal:
Neosozialistische Klassenpolitik in der ökonomisch-ökologischen Doppelkrise
Bernd Riexinger (Die LINKE)
Tithi Bhattacharya (Co-Autorin des Manifestes «Feminismus für die 99 Prozent», Purdue University, USA)
Moderation: Barbara Fried (RLS)

Samstag, 2.11.19

10 - 12 Uhr im Salon: Ökonomisch-ökologische Krise und Grüner Sozialismus!
G
espräch zwischen Julia Kaiser (Students for Future/SDS, Leipzig), Nina Papenfuß  (Students For Future/SDS, Berlin) und Hans-Jürgen Urban (IG Metall) über radikal-ökologische Klassenpolitik und Grünen Sozialismus
Moderation: Florian Wilde (IfG)

12 Uhr: Mittagessen

13 - 15 Uhr: Parallele Workshops zu ökologischer Klassenpolitik in den Seminarräumen 1-3

a) Klassen- und Identitätspolitiken und die sozialistische Frage – S1
Alex Demirovic (IfG)
Kommentar: Lia Becker (Die LINKE)
Moderation: Rhonda Koch (SDS)

b)  Fortsetzung Debatte Literaturbericht (Teil 4): Klassen- und Naturverhältnisse - S2
Hans Rackwitz und Armin Szauer (PKJ)
Kommentar Stefanie Hürtgen (RLS-Beirat/Uni Salzburg)
Moderation: Steffen Kühne (RLS)
Text wird vorher verschickt

c) Mobilität für alle als ökologische Klassenpolitik - S3
Katharina Stierl (Fridays for Future)
N.N. (Verdi)
Violetta Bock (Initiative Nahverkehr für alle, Kassel)
Moderation: Fanny Zeise (RLS)

15 Uhr: Pause

15:30 - 17:30 Uhr, im Salon: Abschluss:
D(ies)er Kapitalismus ist gescheitert - bei der Lösung grundlegender Bedürfnisse
Alex Demirović (Vorsitzender des Wiss. Beirats der Rosa-Luxemburg-Stiftung, Senior Fellow am IfG): Klimakrise und sozial-ökologische Transformation
Katja Maurer (medico international) «Teilen statt Schießen»: Globale Soziale Rechte in Zeiten globalen Ungleichheit
Sabine Pfeiffer (Universität Erlangen-Nürnberg) – Klassenpolitik in Zeiten von Digitalisierung und Plattformkapitalismus
Moderation: Dagmar Enkelmann (RLS)


Anmeldungen: uta.tackenberg@rosalux.org
Bitte geben Sie eine Präferenz für die Workshops an.

Eine Tagung des Instituts für Gesellschaftsanalyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung und des Instituts für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena

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Uta Tackenberg