Eine zentrale Aufgabe der Linken sollte es sein, cyberphysische Innovationen über die engen Grenzen des Kapitalismus hinaus zu denken, ohne dabei in die Parolen eines Cyberutopismus zu verfallen oder sie als einfache neutrale Werkzeuge zu betrachten. Planwirtschaftliche Debatten sollten dafür ihren Fokus erweitern: Es geht nicht allein darum zu beweisen, dass man Ressourcen und Güter effizienter allokieren kann als der Markt. Naiv wäre es anzunehmen, der Übergang zum Sozialismus würde durch Fortschritte in Data Mining, vernetzten Fabriken und künstlicher Intelligenz zu einer rein technischen Frage, lösbar durch das "Umlegen eines Schalters" in den Konzernen und Logistikzentren.
Vielmehr geht es darum, die Logik wirtschaftlicher Entscheidungsfindung grundlegend zu transformieren und neue Formen sozialer Kollaboration zu entwickeln, die breites außerhalb der Vermittlung des Marktes existieren und funktionieren. Dabei bleibt es unerlässlich, die Komplexität und das Chaos der heutigen Welt anzuerkennen und dem Drang zur Reduktion zu widerstehen.
Eine kritische Auseinandersetzung mit der aktuellen Technologielandschaft ist unabdingbar - sowohl hinsichtlich des praktischen Nutzens dieser Technologien als auch der Frage, was es bedeutet, wenn diese Infrastruktur in privatem Besitz bleibt. Auch sollte in einer derartigen Auseinandersetzung eine Kritik der Bedürfnisse nicht umgangen werden. Die Unfähigkeit, der existenziellen Bedrohung z.B. durch den Klimawandel entschieden entgegenzutreten, offenbart erneut die Widersprüche der kapitalistischen Produktionsweise: Einerseits treibt sie Innovationen voran, andererseits beschränkt sie diese auf das Ziel Profitmaximierung, selbst wenn dies langfristig ihre eigene Existenzgrundlage untergräbt.
Um echte Innovation zu ermöglichen, muss unser Verständnis von Fortschritt über die bloße Steigerung von Produktivitätskennziffern hinausgehen. Die Frage nach dem "Warum" jeder ökonomischen Entscheidung muss in einer Zukunft jenseits des Marktes eine zentrale werden.
Wir wollen an diesem Abend diskutieren, wie aktuelle Entwicklungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie eine Neuausrichtung der Planwirtschaftsdebatte unterstützen können.
mit:
- Samia Zahra Mohammed
ist Politische Theoretikerin und interessiert sich für sozialistische Utopien, Debatten um demokratische Planwirtschaft und Vergesellschaftung, feministische Theorie und Black Studies. Zur Zeit arbeitet sie am Graduiertenkolleg Contradiction Studies an ihrer Dissertation zur Frage einer emanzipatorischen Neubestimmung des Freiheitsbegriffs, der die ökonomischen und ökologischen Krisen unserer Zeit berücksichtigt. - Barbara Eder
studierte Soziologie, Philosophie und Informationstechnologie. Als freie Autorin, Journalistin und Lehrbeauftragte lebt sie in Wien und Berlin. - Rabea Berfelde
hat am Goldsmiths College (University of London) zu Auswirkungen von Finanzmarktakteuren und digitalen Plattformen auf städtische Raumproduktion promoviert. Derzeit ist sie Research Fellow am Centre for Social Critique der Humboldt-Universität zu Berlin. Dort forscht sie rund um das Konzept der Vergesellschaftung. Ihre Forschung untersucht, ob und wie vergesellschaftete Infrastrukturen eine sozial-ökologische Transformation ermöglichen könnten. Der Fokus der Betrachtung liegt dabei auf der Demokratisierung der Energiewirtschaft und dem Zugang zu ländlichen Boden. - Moderation: Mascha Neumann
hat Politikwissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Zeitgeschichte studiert. Sie hat u.a. an Ausstellungen über Marx in Frankreich und das ArbeiterInnenmilieu im Kreuzberg der Weimarer Republik mitgewirkt, Führungen gegeben und arbeitet jetzt am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam.
Auf dem Büchertisch des Buchladen Sputnik zur Veranstaltung vorrätig u.a.:
- LuXemburg 1/2024:
Sind neue Modelle der Wirtschaftsplanung eine Alternative zum Krisenkapitalismus?
Die Zeitschrift kann auch hier kostenlos als*pdf heruntergeladen werden: https://www.rosalux.de/publikation/id/51985/zukunft-mit-plan - Barbara Eder:
Das Denken der Maschine, Marx, Mumford, Simondon
Mandelbaum, 116 Seiten,
https://www.mandelbaum.at/buecher/barbara-eder/das-denken-der-maschine/ - Samia Mohammed:
Zukunft jenseits des Marktes
Nomos, 2023, 152 Seiten
https://www.nomos-shop.de/de/p/zukunft-jenseits-des-marktes-gr-978-3-7560-0350-1
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Weitere Infos zur gesamten Veranstaltungswoche „Planstelle #1 – Blicke ins Mögliche. Science Fiction, Debatten, Spekulationen“:
- FR 18.10.24
(Kapsel) Magazin Nr 6
Fantastische Geschichten aus China. Zhurong auf dem Mars
mit: Regina Kanyu Wang, Lukas Dubro, Felix Meyer zu Venne, Brueder Selke (CEEYS)
Lesung, Konzert, Gespräch - MO 21.10.24
Der unmögliche Planet
Philip K. Dick, Fulldome (18 Min.) von Tobias Wiethoff
plus APOCLYPSE LATER von FYK
Kurzfilme in der Kuppel des Planetarium Potsdam - DI 22.10.24
Carcosa und Memoranda
Klassisches, Relevantes und Neues in der SF
mit Hannes Riffel, Hardy Kettlitz und Lesebeiträgen von Kate Hannah Weinrieb
Lesung, Einblicke, Gespräch, Bücher, Besonderes - MI 23.10.24
Hyphen
Romanvorstelleung
mit der Autorin Luise Meier und Vincent Sauer
Lesung, Gespräch - DO 24.10.24
Technologie und Planwirtschaft
Keine Lösung auf Knopfdruck in Sicht
mit: Barbara Eder, Samia Mohammed und Rabea Berfelde
Vorträge, Podium, Debatte - FR 25.10.24
Das Grosse Fressen
Thomas Gsella
Die Bildgedichte aus Titanic und konkret
plus: Potsdams Andere Welten
plus dj multi zum Thema SF
Standort
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Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg
E-Mail: info@bbg-rls.de
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