30. Juni 2021 Diskussion/Vortrag Das Treuhandschicksal des Möbelwerkes Eisenberg

Erzählsalon

Information

Veranstaltungsort

Stadtbibliothek Eisenberg, Innenhof
Steinweg 36
07607 Eisenberg

Zeit

30.06.2021, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Kapitalismusanalyse

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Stolz blicken die Menschen zurück, die im VEB Möbelkombinat Eisenberg beschäftigt waren. In und um dem Städtchen Eisenberg, gelegen im thüringischen Saale-Holzland-Kreis auf halbem Weg zwischen Jena und Gera, gab es einst viele kleine private Unternehmen, die Möbel herstellten. Die Betriebe wurden Ende der 1960er-Jahre zusammengeführt. Aus dem neu gegründeten Möbelkombinat gingen täglich zwei Waggons nach Russland. Schrankwände aus Eisenberg waren hochbegehrt: in der Sowjetunion warteten Abnehmerinnen und Abnehmer mitunter zehn Jahre auf neue Schrankwände aus Thüringen. Mit der Wende kam der wirtschaftliche Umbruch und damit der Niedergang ganzer Industrien - was auch das Ende des Eisenberger Möbel-Erfolgs besiegelte. DDR-weit sollte die Treuhandanstalt 9.000 volkseigene Betriebe mit 4,1 Millionen Arbeitsplätzen innerhalb kürzester Zeit »markttauglich« machen. Sie wurden privatisiert oder liquidiert, Millionen Menschen in der Folge arbeitslos - mit spürbaren Auswirkungen bis heute.

Der Zeitzeuge Roland Steudel (*Jahrgang 1951) berichtet über die Jahre nach 1989/90 im Erzählsalon »Das Treuhandschicksal des Möbelwerkes Eisenberg«. Steudel, der von 1995 bis 2005 die Geschäfte der verbliebenen 165 Mitarbeiter des Möbelwerkes führte, war zu DDR-Zeiten Mitarbeiter beim Betriebsleiter - bis 1990. Danach sah er als Personalleiter fünf Jahre lang verschiedene »sogenannte Investoren« kommen und gehen. Von 2000 Angestellten, die das Möbelwerk 1989 hatte, musste Roland Steudel 1354 Entlassungsgespräche führen und anschließend die schriftlichen Kündigungen schreiben. "Das war unheimlich belastend", sagt der heute 70jährige ehemalige Geschäftsführer der Möbel GmbH. "Vor allem bei den Leuten, die man über Jahre kannte und wusste, wie es um sie und ihre Familien steht." Er erstellte den ersten Sozialplan für einen Betrieb in Ostthüringen, der die Entlassungen abfedern sollte.

Den Erzählsalon moderiert Katrin Rohnstock, Kuratorin der von der Rosa-Luxemburg-Stiftung beauftragten Wanderausstellung »Schicksal Treuhand – Treuhandschicksale«. Nach einer Einführung über die Treuhand-Politik moderiert sie das Gespräch mit Roland Steudel zur Entwicklung des Möbelwerkes nach der Wende. Anschließend ist das Publikum eingeladen, über das Schicksal des einst so wichtigen Betriebes zu erzählen.

Informativer Film über das Möbelkombinat:
https://www.youtube.com/watch?v=GIZi919hoT4

Standort

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Thüringen

Telefon: 0361 5504115