26. April 2017 Diskussion/Vortrag Ohne Kampf geht es nicht! Queer, Gender, polymorphe Sexualität und Rechtsruck

Information

Veranstaltungsort

Technische Universität
Altes Heizhaus
Straße der Nationen 62
09111 Chemnitz

Zeit

26.04.2017, 18:30 - 20:00 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse

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Mit Roswitha Scholz (Publizistin)

Eine gemeinsame Veranstaltung der RLS Sachsen und des Referates Antidiskriminierung an der TU Chemnitz

Nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in den 1990er Jahren feierte der Neoliberalismus Triumphe. Auch  im Feminismus kam es dabei zu Veränderungen. Die Frauenforschung mutierte zur Genderforschung. Judith Butlers prominentes Buch „Das Unbehagen der Geschlechter“ war dabei eine Art Klammer zwischen Gender- und Queer-Orientierung. Männlichkeit und Weiblichkeit wurden nun als diskursiv hervorgebracht gedacht und sollten in der Travestieshow radikal unglaubwürdig gemacht werden. War  bis zu den 1990ern von Patriarchat und Zwangsheterosexualität die Rede, so ging es nun in einer kraftlos neutralisierenden Sprache  eben um Gender und „Heteronormativität“. In diesem durch und durch unerotischen Kontext fand sodann auch ein Anspruch auf polymorphes Ausleben von  Sexualität statt.  In den Medien war viel von der Verwirrung der Geschlechter die Rede. Dem Neoliberalismus mit seinen Flexi-Anforderungen an die Individuen kam dies zu pass. Manche Linke dachten nun jedoch schon das Ende von Patriarchat und Heterosexualität sei gekommen.
Schon früher, insbesondere aber seit dem Finanzcrash 2007/8 wird nun mehr als deutlich, dass ein oberflächliches Gendern und Queeren von Sprache, den Medien, von Politik, Ökonomie usw. nicht ausreicht das dominierende Hetero-Patriarchat  zu unterminieren, wenn die Verhältnisse immer prekärer werden. Es kam zu einem massiven Rechtsruck (AFD, Pegida, Querfrontbewegungen), der u.a. im Versuch der Restaurierung traditioneller  Geschlechtsmuster bis hin zur Gewalt gegen Schwule, Lesben und Transpersonen zeigt. Überdeutlich wird nun auch, dass objektive, materielle Strukturen und die psychische Disposition der Subjekte nicht außer Acht gelassen werden können und eine härtere Gangart gegenüber den kapitalistisch- hetero-patriarchalen  Zuständen einzuschlagen ist. Eine polymorphe Sexualität ist dabei jenseits der Vergesellschaftungsformen von Markt, Staat und Arbeit, Abspaltung einzufordern und einer dementsprechenden Instrumentalisierung. Dabei ist allerdings zu reflektieren, dass (u. a. querfrontartige) Verwerfungen auch  in feministischen und LGBT-Bewegungen sichtbar werden und aus einer emanzipativen Perspektive vor der Kritik derartiger Tendenzen  nicht zurückgewichen werden kann.      

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