20. Oktober 2020 Diskussion/Vortrag Agiler Kapitalismus

Agile Arbeit und das Leben als Projekt

Information

Veranstaltungsort

Rosa-Luxemburg-Stiftung
Seminarraum 1
Franz-Mehring-Platz 1
10243 Berlin

Zeit

20.10.2020, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Arbeit / Gewerkschaften, Digitaler Wandel, Digitalisierung der Arbeit

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Agiler Kapitalismus

Vor bald zwanzig Jahren erblickte das Agile Manifest das Licht der Welt, 17 Softwareexperten propagierten darin eine neue Arbeitsorganisation, die auf Teamwork, Eigenverantwortung und Selbststeuerung beruht. Teams sollen ihre Aufgaben planen und sie auch eigenverantwortlich abarbeiten, gleichzeitig wird ihnen hohe Flexibilität und Selbststeuerung abverlangt, Empowerment und Gruppenautonomie sind Trumpf.

Die Ideen des Manifests haben nicht nur die Softwarebranche revolutioniert, sie werden mittlerweile an Hochschulen gelehrt und von Agilitätsberater*innen propagiert. Die Art und Weise, wie Software entwickelt wird, IT-Projekte gemanagt, Arbeitsabläufe organisiert und Teams gesteuert werden, hat sich seitdem von Grund auf geändert. Die agilen Prinzipien und Werte versprechen eine humanere Arbeitskultur, die auf Teamarbeit, Eigenverantwortung und flache Hierarchien setzt. Die meisten der weltweit über 40 Millionen Programmierer*innen, aber auch viele Kreative arbeiten mit ihnen.

Die neue Arbeitskultur erlebte in der Corona-Pandemie eine Bewährungsprobe, und wie digitale Kapitalismus selbst, haben auch diese Methoden gut überlebt und stellen sich als überaus passende Methoden für die Organisation kognitiver Arbeit heraus. Kundenorientierung und schnelles Reagieren auf veränderte Anforderungen werden zu Kernkompetenzen einer neuen Klasse, gleichzeitig werden diese Leitbilder auf weitere gesellschaftlichen Ebenen projiziert. Agile Prinzipien halten sogar Einzug weit über das Arbeitsleben hinaus.

Die Prinzipien und Werte des Agilen Manifests werden gleichzeitig zu Angeboten und Anforderungen, zur Blaupause für das erfolgreiche Individuum selbst: Es soll sich selbst verbessern und sich dabei sozial und affektiv kompetent, selbstständig und selbststeuernd in den Dienst des Kapitals stellen, auf dass dieses einen konstanten Strom an kreativer Tätigkeit abschöpfen kann. Die Werte und Prinzipien, die das bald zwanzig Jahre alte Manifest für Agile Softwareentwicklung propagiert – etwa Kundenorientierung, Eigenverantwortung, innere Führung, Resilienz und Selbstoptimierung – werden nicht nur zum Imperativ kognitiver Arbeit überhaupt, sondern fließen darüber hinaus in die Konstitution eines agilen Subjekts ein, das in allen Lebenslagen intellektuellen Mehrwert für das Kapital zu generieren verspricht.

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Die Veranstaltung ist bereits ausgebucht

Alle Teilnehmenden sind auf Grund der aktuellen Vorschriften zur Eindämmung der Corona-Pandemie angehalten die geltenden Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten und auf den Wegen zum und vom Sitzplatz einen Mund-Nasenschutz zu tragen. Die Anzahl der Teilnehmenden ist auf 30 begrenzt, eine Anmeldung vorab ist zwingend erforderlich.

Standort

Kontakt

Patrick Stary

Social Media/ Adressdatenbank/ Digitaler Wandel, Rosa-Luxemburg-Stiftung

Telefon: +49 30 44310 455