19. November 2020 Ausstellung/Kultur Alles nur Glitzer?

Information

Veranstaltungsort

online

Zeit

19.11.2020, 18:00 - 06.12.2020, 18:00 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse, Soziale Bewegungen / Organisierung, Kunst / Performance

Zugeordnete Dateien

Von Mirjana Mitrovic (freiberufliche Künstlerin, Wissenschaftlerin und Journalistin, Berlin/Mexiko-Stadt)

In Kooperation mit dem ak geschichtsversessen und der RLS Sachsen

Im vergangenen Sommer wurden unabhängig voneinander zwei Fälle von Minderjährigen bekannt, die berichteten, von Polizisten in Mexiko-Stadt vergewaltigt worden zu sein. Eine 16-Jährige gab an, dass die Vergewaltigung während ihres Praktikums im Museum Archivo de la Fotografía passierte. Eine 17-Jährige sagte aus, dass sie nachts auf dem Heimweg nur zwei Straßen von ihrem Zuhause im Norden der Stadt von vier Polizisten in deren Patrouillenwagen vergewaltigt wurde. Bei der Aufnahme der Beweise wurde nicht ordnungsgemäß vorgegangen und somit ein ordentlicher Gerichtsprozess verhindert. Darüber hinaus wurde der Name der 17-Jährigen an die Presse weitergegeben. Dies sind keine Einzelfälle, aber sie brachten das Fass zum Überlaufen.
Zunächst demonstrierte am 12. August eine überschaubare Gruppe von Frauen vor dem Gebäude für städtische Sicherheit in Mexiko-Stadt gegen Polizeigewalt und für die Aufklärung der Taten sowie die Bestrafung der Täter. Dabei trafen pinkes Glitzer und die Scherben einer eingeworfenen Tür aufeinander. Die Bürgermeisterin von Mexiko-Stadt, Claudia Sheinbaum, nannte die Proteste eine „Provokation“. Daraufhin wurden spontan und dezentral in über 30 Städten Mexikos für Freitagabend zu neuen Protesten aufgerufen. Bilder mit pink glitzernden Fäusten wurden verschickt und Hashtags wie „Sie schützen mich nicht, sie vergewaltigen mich“ und „Wir wollen Gerechtigkeit!“ begleiteten den Aufruf.
Am Abend des 16. August 2019 glänzten dann in einem ganz anderen Ausmaß Glasscherben und pinkes Glitzer auf dem Asphalt von Mexiko-Stadt. Die Konnotation von pinkem Glitzer veränderte sich radikal und es entfachte sich eine breite gesellschaftliche Diskussion über Gewalt. Zum einen ging es um die tödliche Gewalt im Land, welche durch tief verwurzelte machistische Strukturen in der Bevölkerung, in den Medien als auch in den staatlichen Institutionen seit Jahren täglich mehrere Frauen das Leben kostet. Zum anderen fokussierte sich der öffentliche Diskurs aber auch auf die zerstörerische Gewalt der protestierenden Frauen an diesem Abend, welche sich an Busstationen, Monumenten und Polizeistellen entlud. Die vornehmlich jungen Frauen zerschlugen, mit Tüten voller pinkem Glitzer in der Hand, jegliche gesellschaftliche Erwartung an sie.
Wie kann dieser Protest, zwischen Popfeminismus und zerstörerischer Gewalt, dokumentiert und im öffentlichen wie privaten Raum, wahrgenommen, dargestellt und erinnert werden?

Über die Künstlerin
Mirjana Mitrovic arbeitet als freiberufliche Künstlerin, Wissenschaftlerin und Journalistin zwischen Berlin und Mexiko-Stadt. Sie kombiniert ihre künstlerische Praxis mit ihrer akademischen Forschung, dabei sind ihre Schwerpunkte neue Technologien, insbesondere das Internet und Smartphones; die Lebenswelten von Frauen* und feministischer Aktivismus; geografische, körperliche und mentale Grenzen sowie deren Überschreitung. Aktuell promoviert sie an der Universität der Künste Berlin und forscht zum virtuellen wie öffentlichen Stadtraum und der Flâneuse.

Hybride Zeiten und Räume
Die Ausstellung „Alles nur Glitzer?“ von Mirjana Mitrović kann vom 19.11.2020 bis 6.12.2020 auch online besucht werden unter www.aundv.org/ausstellung-mexiko/

Vortrag
Online Eröffnungsvortrag von Mirjana Mitrović im Gespräch mit dem ak geschichtsversessen: live am 26.11.2020 um 19.00 Uhr
Der Zoomlink findet sich auf www.aundv.org/ausstellung-mexiko/

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.

Kontakt

RLS Sachsen

Telefon: +49 341 96085 31