10. Juni 2020 Diskussion/Vortrag Covid 19: Weitreichende Maßnahmen – unsichere Zahlen?

Wie gut ist die Datengrundlage zum Infektionsgeschehen und wie sollte man diese verbessern?

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Online- Vortrag & Diskussion

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10.06.2020, 18:00 - 19:15 Uhr

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Bildungspolitik

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Online-Talk mit Prof. Hans-Peter Piepho (Universität Hohenheim)

 


Spätestens seit Mitte März diesen Jahres hält die sich rapide verbreitende Lungenkrankheit Covid-19 die Gesellschaft in Atem. Angesichts der Heftigkeit des Infektionsgeschehens in europäische Nachbarländern wie Italien reagierte die Politik in Deutschland mit gesetzlich vorgeschriebenen weitreichenden Maßnahmen auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes. Diese Maßnahmen führten zu Einschränkungen im Bereich der persönlichen Freiheiten, des Wirtschaftslebens und z.T. auch des politischen Lebens. Niemand bezweifelt die grundsätzliche Sinnhaftigkeit dieser Maßnahmen, um das Recht auf Gesundheit zu gewährleisten. Progressive Akteur*innen – in Form von Gewerkschaften, Parteien, Initiativen z.B. für ein Corona-Elterngeld – traten von Anfang an für eine soziale Ausgleich der mit ihnen einhergehenden sozialen Härten ein und richteten entsprechende Forderungen an Politik und Arbeitgeber.

In dieser Veranstaltung soll noch ein weiterer Aspekt in diesem Zusammenhang hervorgehoben werden: Auch der Auf- und Ausbau des wissenschaftlichen Wissens über den Krankheitserreger und die durch ihn ausgelöste Infektionskrankheit selbst ist von politischer Bedeutung. Eine fundierte Kenntnis wesentlicher epidemiologischer Parameter – z.B. der Anteil erkrankter Personen (Prävalenz), Letalität, Neuerkrankungsrate (Inzidenzdichte) oder Reproduktionszahl – bildet die Grundlage der politischen Abwägung bei der Bestimmung von Maßnahmen, die geeignet sind sowohl Gesundheit als auch soziale und Freiheitsrechte zu schützen. Zugleich gilt es, ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken, was das Spezifikum der verwendeten wissenschaftlichen Methoden ist, mit denen diese Parameter zum einen berechnet bzw. korrekter: geschätzt werden, um dann zum anderen in mathematisch-statistischen Modellen zur Vorhersage des Infektionsgeschehens und seiner Dynamik verwendet zu werden.
 
Mit Prof. Hans-Peter Piepho, Biostatistiker an der Universität Hohenheim (Baden-Württemberg), wollen wir über diese beiden Aspekte sprechen. Wie modellieren Wissenschaftler eigentlich das Infektionsgeschehen der Covid-19-Pandemie? Was können diese Modelle mit welcher Sicherheit und mit welcher Genauigkeit sagen und prognostizieren? Wie lässt sich die Wirksamkeit einzelner politischer Maßnahmen zur Eindämmung des Infektionsgeschehens schätzen? Und schließlich, da jedes Modell mit der Gültigkeit seiner Annahmen und der Qualität seiner Daten steht und fällt:  Welche Daten stehen zur Verfügung? Was sind die Stärken und Schwächen ihrer Aussagekraft? Welche Verbesserungen der Datengrundlage wären in Deutschland wünschenswert?

Prof. Dr. Hans-Peter Piepho ist Statistiker im Bereich der Bio- und Agrarwissenschaften. Seit 2001 leitet er den Fachbereich Biostatistik an der Universität Hohenheim. Er ist Mitglied zahlreicher Fachgesellschaften wie der Internationalen Biometrischen Gesellschaft und Mitglied der Redaktion zahlreicher wissenschaftlicher Fachzeitschriften wie dem Biometrical Journal.

Eine Veranstaltung der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

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