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30. Oktober 2020 Tagung/Konferenz Gender Studies trifft Jineolojî

Wieviel Gesellschaftskritik braucht eine feministische Wissenschaft?

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Veranstaltungsort

Online

Zeit

30.10.2020, 09:30 - 17:30 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse

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Die kurdische Frauenbewegung mit ihren Ideen und ihrer Praxis zur Verwirklichung einer demokratischen, geschlechterbefreiten und ökologischen Gesellschaft steht für einen eigenständigen Ansatz von Gesellschaftsanalyse. Aus dem Verständnis, dass Gesellschaftsveränderung Bildung und neue Wissensformen zur Grundlage braucht, wurde die Jineolojî („die Wissenschaft von der Frau“) als neue Wissenschaftsform entwickelt. Dabei werden bestehende feministische Theorien und Erfahrungen von Frauenbewegungen aus anderen Weltregionen kritisch ausgewertet und weiterentwickelt. Die Idee ist, „über den Feminismus hinauszugehen, den Feminismus zu übertreffen und gleichzeitig zum Feminismus beizutragen“ (Jineolojî Komitee Europa 2018: 44).

Wissenschaftskritik und die Kritik bestehender sozialer Ungerechtigkeiten und (umwelt-)zerstörerischer Praktiken werden nicht als abgetrennte theoretische Analysen, sondern in Verbindung mit konkreten gesellschaftlichen Projekten durchgeführt, wie beispielsweise in Rojava (Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien: Seit 2012 selbstverwaltetes multikulturelles multireligiöse Gebiet.). Das meint sowohl neue Bildungsinstitutionen für höhere und gesellschaftliche Bildung, Orte der Begegnung und Stärkung von Frauen(-rechten), neue Formen des Zusammenlebens wie das Frauendorf Jinwar, ökologische Produktionsweisen u. a. in (Frauen-)Kooperativen, die Gestaltung der gesellschaftlichen Entscheidungsprozesse in autonomen Frauenstrukturen sowie in der gleichberechtigten Beteiligung unter anderem mit Doppelspitzen in allen Leitungsaufgaben und nicht zuletzt auch die jineolojische Prägung des Gesellschaftsvertrags.

In dieser Fachtagung werden Kenntnisse und Diskurse zu dem Ansatz der Jineolojî vermittelt und die Auseinandersetzung mit den Gender Studies gesucht. Dafür werden Expert*innen beider Ansätze von Wissenschaft - Jineolojî und Gender Studies - eingeladen, die eine rege Diskussion um die Angemessenheit und Intentionen vielfältiger Zugänge zur geschlechterkritischen Gesellschaftsanalyse anregen werden.

Koordinator*innen: Dr. Muriel González Athenas, Ruhr Universität Bochum; Dr. Mechthild Exo, Hochschule Emden/Leer; Dersim Dagdeviren, Co-Vorsitzende des Netzwerkes kurdischer AkademikerInnen e.V.; Münevver Azizoglu-Bazan, Universität Bremen

PROGRAMM

Eröffnungsrede: Dersim Dagdeviren, Co-Vorsitzende des Netzwerkes kurdischer AkademikerInnen e.V.
Grußworte: Dr. Beate von Miquel, Geschäftsführerin des Marie Jahoda Center for International Gender Studies – Ruhr-Universität Bochum

I. Was ist Jineolojî? Was machen Gender Studies?
Einführung in die Ansätze und deren Gegenstandsbereiche

▸ Dr. Dilar Dirik, Soziologin, Universität Oxford: Jineolojî: von einem Begriff zur Theorie
▸ Dr. Christine Löw, Politikwissenschaftlerin, Universität Frankfurt a.M.: Gender Studies: Von Frauen*bewegungen, dem Verhältnis zwischen Praxis-Theorie und feministischer Kritik an gesellschaftlichen Ungleichheiten
▸ Impulsreferat: Servîn Nûdem, Jineolojî Akademie Qamislo, Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien: Gender Studies und Jineolojî: eine Begegnung unterschiedlicher Ansätze
▸ Moderation: Münevver Azizoglu-Bazan, Sozialwissenschaftlerin, Universität Bremen

II. Genderfragen im politischen Kontext
Verbindungen zum Ziel der radikalen Veränderung der Gesellschaft

▸ Havin Güneser, Internationale Initiative Freiheit für Abdullah Öcalan – Frieden in Kurdistan: Rojava/Demokratische Föderation Nord- und Ostsyrien – gelebte Jineolojî
▸ Dr. Muriel Athenas, Historikerin, Ruhr-Universität Bochum: Feminismus – Kritik und Herausforderungen
▸ Moderation: Dr. Mechthild Exo, Friedens- und Konfliktforscherin, Hochschule Emden/Leer

Abschlusskommentar: Dr. Marlene Schäfers, Politische Anthropologie, Universität Gent

  • Teilnahmemodalitäten
    Es wird um Anmeldung bis zum 25.10.20 an info@kurd-akad.com gebeten. Der Zoom-Link wird nach Ende der Anmeldefrist per Email zugeschickt.


Eine Kooperationsveranstaltung des Mari-Jahoda Center for International Gender Studies – Ruhr Universität Bochum, der Hochschule Emden/Leer und des Netzwerkes kurdischer AkademikerInnen e.V. Mit Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung.

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Nordrhein-Westfalen

Telefon: 0203 3177392