14. Juli 2020 Seminar Von Isla Vista nach Halle: Der Terrorakt als Form der Mannwerdung

Reihe: Aktuelle Formen des Antifeminismus

Information

Veranstaltungsort

ONLINE

Zeit

14.07.2020, 19:00 - 20:30 Uhr

Themenbereiche

Geschlechterverhältnisse, Neonazismus / Rassismus, Feminismus

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Von Isla Vista nach Halle: Der Terrorakt als Form der Mannwerdung

Achtung - Anfangszeit hat sich geändert. Das Seminar beginnt um 19:00 Uhr und endet um 20:30 Uhr.

Offensichtlich befindet sich die Männlichkeit in einer Krise. Zwar befinden wir uns gesellschaftlich nach wie vor in patriarchal-kapitalistischen Strukturen, aber dennoch geraten Vorstellungen von männlicher oder weißer Vorherrschaft immer mehr ins Wanken. Anstatt diesem gesellschaftlichen Wandel und dem damit einhergehenden Abschied von einem Männlichkeitsbild, das auch Jungen und Männern selbst gegenüber immens restriktiv ist, zu begrüßen, fühlen sich viele Männer von diesem Hegemoniewandel bedroht. Je wirkmächtiger und sichtbarer die Kämpfe und Emanzipation bisher unterdrückter Bevölkerungsgruppen werden, umso härter ist der Backlash: es gilt zu beweisen, dass man trotz allem noch der Herr im Haus ist.

Obwohl "der weiße Mann" nach wie vor auf der Gewinnerseite der Verhältnisse steht, fühlt er sich als Opfer eines Kulturkampfes, der es auf ihn abgesehen hat. Seinem Frust lässt er auf der Straße oder im Internet freien Lauf, wo er sich Verschwörungen über einen von jüdisch-kommunistischen Strippenziehern geführten "Großen Austausch" hingibt, der in einem "Genozid an den Weißen" enden soll. Diesem imaginierten Opferstatus will er durch die Organisation in rechten Gruppierungen oder in Workshops, in denen er durch die "Bosstransformation" das richtig harte Mannsein wiederentdeckt, entkommen. Er will zum tapferen Soldaten im Krieg gegen den "Kulturmarxismus" aufsteigen.

Im radikalsten Falle mündet dieser Krieg im Terrorakt: Utoya, Christchurch, Isla Vista oder Halle sind nur einige Orte, in denen sich von der Moderne und ihren Errungenschaften bedroht fühlende Männer an der narzisstischen Kränkung Rache genommen haben, nicht mehr unangefochtene Krone der Schöpfung zu sein. Bei diesen Tätern handelt es sich um Männer, die glauben, als Vertreter eines übergeordneten Rechtes zu handeln, das sie legitimiert, anderen Gewalt anzutun um so schließlich als Helden in die Annalen ihrer Geschichtsvorstellung einzugehen.

In ihrem Vortrag analysiert die Veronika Kracher das Zusammenspiel von gekränkter Männlichkeit, antisemitischen Verschwörungsideologien und letztendlich dem Terrorakt als Akt der Wiedergutmachung narzisstischer Kränkung und Mannwerdung anhand der Auseinandersetzung mit rechten Terrorangriffen.

Veronika Kracher ist Journalistin. Sie beschäftigt sich mit der Incel-Subkultur, der Alt-Right, Imageboards wie 4chan und Rechtsterrorismus. Weitere Forschungsschwerpunkte sind Feminismus und Patriarchatskritik, Antisemitismus, Literaturtheorie und Popkultur.

Zur Durchführung des Online-Seminars verwenden wir den Kommunikationsdienst „zoom“.

Eine Anmeldung für das Seminar ist unter anmeldung@rls-hamburg.de  erforderlich. Eine Teilnahme nur nach Bestätigung durch uns möglich.

Gefördert von der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg

Telefon: 040 28003705