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3. Mai 2022 Lesung/Gespräch Der Karl Dietz Verlag

Sebastian Klauke im Gespräch mit Verlagsleiter Martin Beck und dem Grafiker Andreas Homann

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Veranstaltungsort

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Zeit

03.05.2022, 18:15 - 19:45 Uhr

Themenbereiche

Kapitalismusanalyse

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Der Karl Dietz Verlag

Den meisten fallen als erstes die »blauen Bände« ein, wenn es um den Karl Dietz Verlag Berlin geht. Ganz zurecht: Die Marx-Engels-Werke (MEW) sind bis heute die wichtigste Studienausgabe der Schriften von Karl Marx und Friedrich Engels. Der Karl Dietz Verlag Berlin firmiert aber nicht nur deshalb als der »Marx-Verlag«. Das Verlagsprogramm umfasst aktuelle Beiträge zur Kritik der politischen Ökonomie und theoretische Debatten zur Analyse des Kapitalismus. Das Ziel: Mit Marx die gesellschaftlichen Verhältnisse und ihre Widersprüche besser verstehen lernen.

Damit ist aber nur ein Ausschnitt eines viel weiteren Verlagshorizontes beschrieben. Im Karl Dietz Verlag Berlin erscheinen auch die Gesammelten Werke von Rosa Luxemburg; in neuen Editionen sollen nicht nur ihre polnischen Schriften herausgegeben werden, auch das damalige politische Umfeld hat einen festen Platz in unserer Verlagsarbeit. Zum Beispiel in der »Roten Reihe« zur Geschichte des Kommunismus und Linkssozialismus.

Gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg noch teilweise in der Tradition des sozialdemokratischen Vorgängers, wurde der Dietz Verlag bald nach seiner Taufe 1946 zum zentralen Verlag der SED-Führung. Hier erschienen nicht nur die als wichtig erachteten ideologischen Werke, sondern auch das SED-Theorieorgan »Einheit«. Bis etwa 1948 wurden noch Bücher aus sozialdemokratischem Geiste veröffentlicht, später dominierte das Verlagsprogramm die Anschauung der jeweils »herrschenden Linie« der SED, nicht zuletzt in den zahlreichen Büchern zur Geschichte der Arbeiterbewegung, in der Herausgabe der Werke von Lenin, Stalin bzw. der jeweiligen Granden der Staatsparteien auch aus den »sozialistischen Bruderländern«.

Anfang der 1990er-Jahre legte der Verlag die Reihe »Soziales Denken des 19. und 20. Jahrhunderts« auf, in der Schriften vormals verfemter Autoren veröffentlicht wurden

Der demokratische Aufbruch Ende der 1980er-Jahre in der DDR bedeutete auch für den Verlag einen, wenn auch sehr späten politischen Frühling – ein zweites Leben begann. Zunächst als Folge des Kollaps der Staatspartei, später auch aus eigenem Antrieb. In der Wendezeit wurden bisher verbotene oder unterdrückte Dokumente, Ausgaben, Schriften einem lesehungrigen Publikum geboten. Dietz Berlin wurde zur wichtigen Adresse der publizistischen Aufarbeitung des Stalinismus und des autoritären Staatssozialismus. Ins Programm rückten kontroverse Debatten über die Möglichkeiten eines demokratischen Sozialismus.

1997 können Überlegungen in der damals als Gesellschafter fungierenden PDS über eine Schließung des Verlags durch solidarische Intervention von Wissenschaftlern und Autoren abgewendet werden. Nach einem langen juristischen Streit über den Namen mit dem SPD-Verlag J. H. W. Dietz Nachf. Bonn trägt der Verlag seit Anfang 1999 den Namen Karl Dietz. 2007 schließlich verkauft die PDS den Verlag an die Michael-Schumann-Stiftung, die wiederum von der Rosa-Luxemburg-Stiftung verwaltet wird, später geht die Michael-Schumann-Stiftung auf in der Clara-Zetkin-Stiftung.

»Ein Verlag wie Dietz«, so hat es zum 60. Geburtstag im Jahr 2006 der damalige Geschäftsführer Jörn Schütrumpf mit Blick auf die eigene Vergangenheit formuliert, habe »keine Existenzberechtigung, wenn er sich nicht auch selbstkritisch daran beteiligt«, den »alten Menschheitstraum von Gerechtigkeit und Freiheit« ins Zentrum zu stellen. Unter anderem mit dem Handbuch »Deutsche Kommunisten« hat der Verlag versucht, Opfern des Stalinismus ihre Ehre zurückzugeben. Ein wichtiger Teil des Nachwendeprogramms drehte sich darum, das vergessen gemachte Werk der emanzipatorischen Linken zu heben und zu vervollständigen.

Im Jahr 2017 haben Sabine Nuss und Gerd-Rüdiger Stephan die Geschäftsführung des Verlags übernommen, Martin Beck wurde neuer Verlagsleiter, seit 2019 ist Ingo Stützle für die Edition der Marx-Engels-Werke verantwortlich. Unter dieser neuen Ägide erfährt der Verlag einen umfassenden Relaunch. Das Corporate Design ist rundum erneuert, das Verlagsprogramm um zwei neue Reihen, Analyse und Theorie, reicher. Einzelne Titel, die die theoretischen Auseinandersetzungen von Marx, Engels und Luxemburg auf der Höhe des aktuellen Forschungsstands für ein besseres Verständnis des Gegenwartskapitalismus produktiv machen möchten, ergänzen das neue Programm.

Am 3. Mai, von 18:15 bis 19:45 Uhr wollen wir per Zoom mit Verlagsleiter Martin Beck und dem Grafiker Andreas Homann über den Verlag sprechen.

Die Veranstaltung findet als sogenanntes Zoom-Meeting statt. Wenn Ihr Eure Kameras anschaltet, seid ihr sichtbar. Eurer Zoom-Namen ist auf jeden Fall sichtbar. Wir werden die Veranstaltung auch über den YouTube-Kanal der RLS SH streamen (wenn es klappt). Dort könnt Ihr Euch die Veranstaltung auch anschauen.


https://us02web.zoom.us/j/85649441302?pwd=ODFHY0dGa0RQU1Z0NWViK1htcmNMQT09

Meeting-ID: 856 4944 1302
Kenncode: 691245

Die Teilnahme ist kostenlos.


 

Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Schleswig-Holstein

Telefon: (0431) 2607043