25. Juni 2021 Diskussion/Vortrag Mit den Ohren gedacht. Musikalische Erfahrung nach Adorno

Information

Veranstaltungsort

Webvortrag
Online

Zeit

25.06.2021, 20:00 - 22:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Gesellschaftstheorie, Kunst / Performance

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Mit Iris Dankemeyer
Eine Veranstaltung der Gruppe Minus in Kooperation mit Kunst, Spektakel, Revolution und der Rosa Luxemburg Stiftung Sachsen.
Die Veranstaltung wird aller Voraussicht nach online stattfinden. Aktuelle Infos und Stream auf der Homepage: https://gruppe-minus.de/

Adorno fühlte sich zeitlebens als Musiker. Zu seinem eigenen Bedauern wurde nur ein berühmter Philosoph aus ihm und kein Komponist. Sein Werk besteht zur Hälfte aus Musikalischen Schriften und zur anderen Hälfte auch, denn Adornos Stil ist stets an kompositorischen Verfahren und an klanglichen Parametern orientiert. Seine Vorliebe fürs Ästhetische brachte Adorno nicht nur mit dem politisch denkenden Horkheimer in Konflikt, sondern auch mit sich selbst – so sehr er die Musik metaphysisch beschwor und höhere Erkenntnis von ihr erwartete, so bewusst war ihm dabei, dass auch die revolutionärste Dissonanz kaum zu realen gesellschaftlichen Veränderungen beiträgt. Oder doch?
Adorno witterte immer wieder autoritäres und faschistisches Potenzial „in Bereichen, die zunächst unmittelbar mit Politik überhaupt nichts zu tun haben, in denen aber Denkstrukturen, Begriffe, Wünsche, Kategorien, Verhaltensweisen konserviert werden“. Darum hat er den Jazz kritisiert, weil dieser Subversion mit Kommerzialisierung und kulturelle Integration mit politischer Emanzipation verwechselte. Darum hat er den Jazz verteidigt, weil dessen musikalische Regressionen immer noch tausendmal progressiver waren als das Renegatentum der deutschen Jugendmusikbewegung, die der Aktivist Adorno engagiert bekämpfte.
der Vortrag skizziert zunächst rhapsodisch den Konflikt von Musik und Politik bei Adorno. Anschließend stellt er sich und allen, die es hören wollen, Fragen wie diese: Was hat es mit dem „dritten Ohr“ auf sich? Was hat Adorno als musikalischer Direktor der ersten marktwirtschaftlichen Radiostudie in New York gemacht? Was hat Jazz mit Sex zu tun? Worin unterscheidet sich „gute schlechte Musik“ von „schlechter guter Musik“?
Vor allem aber: Kann man auch ein halbes Jahrhundert nach Adorno noch mit den Ohren denken und wenn ja: was?!
Iris Dankemeyer schreibt, lehrt und singt beim Kommunistischen Tresen Berlin. 2020 veröffentlichte sie im Verlag Edition Tiamat das Buch „Die Erotik des Ohrs. Musikalische Erfahrung und Emanzipation nach Adorno“."

Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. 

Kontakt

RLS Sachsen

Telefon: +49 341 96085 31