26. Oktober 2017 Diskussion/Vortrag 100 Jahre Russische Oktoberrevolution ‒ Lehren und Legenden

Information

Veranstaltungsort

Ebene 3 im Theaterforum (K3)
Berliner Platz 12
74072 Heilbronn

Zeit

26.10.2017, 20:00 - 22:00 Uhr

Kosten

Normalpreis: 6,00 €

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Diskussion/Vortrag mit Dr. Werner Röhr

In der Nacht zum 8. November (25. Oktober) 1917 stürmten Tausende Rotgardisten das Winterpalais des russischen Zaren, Regierungssitz der Provisorischen Regierung unter Ministerpräsident Alexander Kerenski. Die Oktoberrevolution beseitigte die aus der Februarrevolution hervorgegangene Doppelherrschaft, die aus der liberalen Übergangsregierung einerseits sowie den Arbeiter- und Soldatenräten (Sowjets) andererseits bestand, und schuf einen neuen ‒ sozialistischen ‒ Staat unter Führung der Kommunistischen Partei Russlands (Bolschewiki).

Bis heute wird im Westen hartnäckig an der Behauptung festgehalten, bei der Oktoberrevolution habe es sich gar nicht um eine echte Revolution, sondern lediglich um einen Staatstreich gehandelt. In seinem Vortrag wird Werner Röhr zeigen, dass die Bolschewiki ohne die Unterstützung der Bevölkerung ihre Macht nicht hätten festigen können. Tatsächlich hatten die Bolschewiki das Proletariat von Petrograd fest hinter sich, die Bauernschaft brachten sie hinter sich. Die hierfür nötige Massenmobilisierung gelang ihnen mit der Losung «Frieden und Land». Auf beides hatten die Massen seit der Februarrevolution 1917 vergeblich gehofft. Obwohl als einzige Partei von Anfang an gegen den Krieg, bezogen auch die Bolschewiki erst konsequent Stellung, nachdem Lenin Anfang April aus dem Exil nach Russland zurückgekehrt war. Es bedurfte eines dreiwöchigen intensiven politischen Kampfs, bis es ihm gelang, seine Partei dahin zu bringen, ihre Unterstützung der Provisorischen Regierung aufzugeben und stattdessen den revolutionären Sturz des kapitalistischen Staats und die Machtübernahme durch die Sowjets auf die Tagesordnung zu setzen.

Während die Revolution selbst weitgehend unblutig verließ, da die Revolutionäre nur auf minimalen Widerstand stießen, kostete der darauffolgende Bürgerkrieg, die Invasion britischer, amerikanischer, deutscher, französischer und japanischer Truppen Hunderttausende Menschen das Leben und verwüstete große Teile des Landes. Nur unter Aufbietung der letzten Kräfte und dank der entschlossenen Führung von Lenin und Trotzki gelang es dem jungen Sowjetstaat, alle imperialistischen Aggressionen zurückzuschlagen.

In seinem Vortrag wird sich der Referent auch mit der Frage auseinandersetzen, worin die historische Bedeutung der Oktoberrevolution besteht und welche Lehren wir heute ‒ angesichts ihrer Pervertierung durch den Stalinismus sowie des späteren Niedergangs und Zerfalls der Sowjetunion ‒ aus ihr ziehen können.

Werner Röhr, Dr. phil., Historiker, bis 1991 Akademie der Wissenschaften der DDR, 1981 gemaßregelt und aus der SED ausgeschlossen, hat sich seit den 1980er Jahren vor allem mit Forschungen und Veröffentlichungen zur Faschismus- und Weltkriegsgeschichte sowie zum Stalinismus einen Namen gemacht. 1990 wurde er zum Professor für Philosophie an der Universität Zielona Góra (Polen) berufen. 1993-2008 gab er das »Bulletin für Faschismus- und Weltkriegsforschung« heraus.

Eintritt: 6 € (empfohlen)

Veranstaltung in Kooperation mit dem Rosa-Luxemburg-Club Heilbronn und der Initiative für globale Gleichheit

Standort