27. November 2022 Diskussion/Vortrag Kühne+Nagel: ‚Arisierung‘

Sponsoring und Schweigen.

Information

Veranstaltungsort

Fabrique im Gängeviertel - Seminarraum 4. OG
Valentinskamp 34a
20355 Hamburg

Zeit

27.11.2022, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Erinnerungspolitik / Antifaschismus, Kapitalismusanalyse, Sozialökologischer Umbau, Partizipation / Bürgerrechte

Zugeordnete Dateien

Kühne+Nagel: ‚Arisierung‘
Aktion-auf-raub-gebaut1.jpg CC BY-SA 4.0, Halisandor

Die ursprünglich in Bremen und Hamburg beheimatete Firma Kühne+Nagel (K+N), heute drittgrößtes Logistikunternehmen der Welt, ist tief in die Verbrechen des Nationalsozialismus verstrickt. 1933 drängten die Inhaber Alfred und Werner Kühne ihren jüdischen Teilhaber, den Hamburger Kaufmann Adolf Maass, aus dem Unternehmen. Später profitierte K+N von den ‚Arisierungen‘ in den von Deutschland besetzten Ländern: Im Zuge der sogenannten ‚M-Aktion‘ transportierte K+N im großen Maßstab Möbel aus den Wohnungen geflohener und deportierter Jüdinnen und Juden nach Deutschland. Das Unternehmen hat diese Verstrickung lange verschwiegen und nie aufgearbeitet; der Patriarch und Firmenerbe Klaus-Michael Kühne wehrt sich bis heute dagegen, seine Familien- und Unternehmensgeschichte öffentlich untersuchen zu lassen. In Hamburg, wo der 1944 in Auschwitz ermordete Adolf Maass tätig war und wo lange Zeit der Hauptsitz von K+N lag, erinnert nichts an die Beteiligung des Unternehmens an NS-Verbrechen. Zugleich ist Klaus-Michael Kühne in Hamburg vor allem als wohltätiger Sport- und Kulturmäzen bekannt und omnipräsent.


Beim diesjährigen Harbour Front Literaturfestival, das von Kühnes Stiftung mitgegründet worden war, zogen dann zwei Autor:innen, die mit ihren Romandebüts für den diesjährigen Klaus-Michael Kühne-Preis nominiert waren, ihre Teilnahme zurück – mit Verweis auf die verweigerte Aufarbeitung der NS-Geschichte. Diese Rücktritte sorgten für einen Eklat, der einige öffentliche Kritik an Kühne nach sich zog, während er und seine Stiftung keinerlei Verständnis zeigten. Mit dem Rückzug der Kühne-Stiftung aus der Finanzierung des Festivals und der Umbenennung des Preises wurde die Debatte vorläufig beendet.


Die entscheidenden Fragen, die der Eklat um den Kühne-Preis freigelegt hat, sind allerdings immer noch offen. Wir wollen daher mit etwas zeitlichem Abstand zu diesem Eklat diskutieren: Warum gibt es in Hamburg keinen kritischen Umgang mit der NS-Geschichte von Kühne+Nagel? Wie könnten Erinnerung, Aufklärung und Konsequenzen aussehen? Wie kann mit Klaus-Michael Kühne als Kultur-Sponsor umgegangen werden? Welche Probleme der privatisierten Kulturförderung stehen dahinter? Und was ist in der im Hinblick auf diese Fragen in der Diskussion um den Kühne-Preis gut gelaufen, was blieb unterbelichtet?

Vortrag und Diskussion mit:
Henning Bleyl (Bremen), Journalist und Initiator des Bremer ‚Arisierungs‘-Mahnmals

In Kooperation mit der Redaktion des Blogs Untiefen - Das Stadtmagazin gegen Hamburg und der Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg.

Gefördert durch die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg.

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▸Keine Anmeldung erforderlich.
▸Bitte beachten: Aus Solidarität mit den anderen Teilnehmenden bitten wir darum, im Veranstaltungsraum eine FFP2-Maske zu tragen.

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Kontakt

Rosa-Luxemburg-Stiftung Hamburg

Telefon: 040 28003705