22. November 2018 Diskussion/Vortrag «Sagen, was ist ...»

Eine Hommage an Rosa Luxemburg mit Blick auf eine unvollendete Revolution

Information

Veranstaltungsort

junge welt. Ladengalerie
Torstraße 6
10119 Berlin

Zeit

22.11.2018, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Rosa Luxemburg

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Premiere des Programms zu Rosa Luxemburg mit Gina Pietsch und Frauke Pietsch

Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden, sagt Rosa Luxemburg. Der dumme Helmut Kohl sagt, dies sei das einzig Gute, was diese Frau jemals geschrieben hat. Natürlich wollte er sie nicht verstehen. Denn Rosa meinte es so, wie der große Saint Just es meinte: Pas de liberté pour les ennemis de la liberté – Keine Freiheit für die Feinde der Freiheit.

Drei Jahre und 4 Monate ihres kurzen Lebens saß Rosa in Gefängnissen und Festungen, in Warschau, Berlin, Wronke und Breslau. Warum? Der Berliner Polizeipräsident 1916 hatte keine Zweifel daran, dass die Luxemburg eine der gefährlichsten und rührigsten Agitatorinnen des extrem-radikalen Flügels der Sozialdemokratie sei.

Lenin, der um eine Reihe ihrer Irrtümer hinsichtlich der russischen Revolution wusste, hörte nie auf, sie für einen Adler unter Hühnern zu halten, der den Kommunisten in der ganzen Welt immer teuer sein wird.

Dass Stalin verächtlich vom «Luxemburgismus» sprach, hatte schlimme Auswirkungen für die auch sehr späte Rezeption ihrer Werke in der DDR.

Wir sehen in ihr eine der wichtigsten und charismatischsten Persönlichkeiten in der deutschen Antikriegsbewegung, den Inbegriff des Kampfes für Frieden.

Die die Kriege führten, nannten sie die blutige Rosa, wir, denen sie nahe ist, nennen sie gerne einfach Rosa, oder wie Brecht Die rote Rosa.

Hannah Arendt meint: Für Rosa Luxemburg war die Welt von sehr großer Wichtigkeit, sie interessierte sich überhaupt nicht für sich selbst. Dem wollen wir widersprechen, denn die Tausenden ihrer Briefe sprechen viel von ihren Lieben, zu Leo, zu Kostja, zu Paul und Hans, zu Sonitschka, zu Wolken und Pflanzen, zu Goethe und Chopin und immer zu tüchtiger, intensiver Arbeit, die einen ganz in Anspruch nimmt mit Hirn und Nerven als vom größten Genuß im Leben.

Als sie 17 war, konnte man folgendes von ihr lesen: Mein Ideal ist eine Gesellschaftsordnung, in der es mir vergönnt sein wird alle zu lieben. Und Leo Jogiches, den sie liebte, erfährt, sie wolle auf die Menschen wie ein Blitz wirken, nicht durch Pathos, sondern durch die Weite der Sicht, die Macht der Überzeugung und die Kraft des Ausdruck. Wer sie liest, weiß, dass sie sich diesen Wunsch erfüllen konnte und uns sicher in unvorstellbarer Weise mehr, wenn sie sie nicht umgebracht hätten.

Das Ende jedes Menschen ist schlimm, das dieser körperlich kleinen und lebenslang gehbehinderten – eine Biografin sagt, dreifach Stigmatisierten, als Frau, als Jüdin, als Krüppel – aber eben ungeheuer starken, weisen, mutigen, lebens- und liebensfrohen Frau, ein schwer beschreibbarer Verlust, für uns bis heute.
 

Eintritt: 7,00 €/ermäßigt: 4,00 €
Zur Veranstaltung bitten wir um Anmeldung
Veranstaltung in Kooperation mit der jW-Ladengalerie

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