19. Oktober 2021 Diskussion/Vortrag Kolonialismus, Rassismus und Krieg am Beispiel Chinas

Vortrag mit Erhard Korn

Information

Veranstaltungsort

Haus der Gewerkschaften Ulm
Weinhof 23
89073 Ulm

Zeit

19.10.2021, 19:00 - 21:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, China

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Kolonialismus, Rassismus und Krieg am Beispiel Chinas

Vortrag & Diskussion mit Erhard Korn (Rosa Luxemburg Stiftung)

Vor 120 Jahren endete der Boxerkrieg in China, bei dem das deutsche Kaiserreich seine Weltmachtstellung untermauern und seine Kolonialherrschaft festigen wollte. Über Ursachen und Verlauf, aber auch die Bedeutung für das moderne China, berichtet Erhard Korn, der Vorsitzende der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg.

Vor rund 120 Jahren schlug eine «heilige Allianz» (Rosa Luxemburg) europäischer, amerikanischer und japanischer Truppen den «Boxeraufstand» in China mit extremer Grausamkeit nieder. Im deutschen Expeditionskorps, das sich vieler Gräueltaten schuldig machte, befanden sich zahlreiche Soldaten aus Württemberg. Die alliierte Invasion gegen die »Boxer» in Nordchina eröffnete im Sommer 1900 nicht nur das «Jahrhundert der Katastrophen», sie war auch die erste multinationale Intervention zur Durchsetzung «zivilisatorischer Werte». Der Boxerkrieg steht in vielen Dingen exemplarisch für den Zusammenhang der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen durch Kolonialmächte, von Rassismus und moderner, propaganda-gestützter Kriegsführung

Die Bewegung der «Boxer» (benannt nach einem traditionellen Faustkampf, der von den aufständischen Gruppen eingeübt wurde) nahm in den später 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts in der Provinz Shantung ihren Anfang, die seit 1887 vom deutschen Kaiserreich beansprucht wurde. Die katholischen Missionen waren wichtige intellektuelle Zentren des deutschen Kolonialismus.

Die Verelendung breiter Bevölkerungsschichten war eine der Triebkräfte der Bewegung. Ursachen hierfür waren u. a. die erzwungene Öffnung der chinesischen Wirtschaft für billige Textilexporte, die die Weberei in Heimarbeit zerstörte oder der Hunger durch agrarische Krisen und Flutkatastrophen. Die Berg- und Eisenbahnbauprojekte der Kolonialherren ohne Rücksicht auf Siedlungen, Kanalsysteme zur Be- und Entwässerung sowie die Entweihung von religiösen Stätten tat ihr übriges, um der Bewegung Auftrieb zu geben.

Die «Boxerbewegung» wuchs in den Hungerregionen schnell zu einer antikolonialen und antichristlichen Massenbewegung, die schließlich 500.000 Kämpferinnen und Kämpfer vor allem aus der dörflichen Jugend umfasste. Bis auf wenige Ausnahmen wurden nun die «imperialistischen Kirchen» in den Nordprovinzen abgebrannt und Tausende chinesische Christen umgebracht.

Als die «Boxer» 1900 in die Hauptstadt Beijing vordrang und den Anspruch erhob, die Kolonialmächte zu vertreiben und dabei auch die traditionellen chinesischen Autoritäten auf seine Seite zog, entschied sich eine Allianz der Kolonialmächte zu einem militärischen Feldzug gegen die Boxer. Die Tötung des deutschen Botschafters am 16. Juni 1900 durch einen chinesischen Wachsoldaten unter unklarem Umständen diente dem Kaiserreich als Legitimation für die folgende Strafexpedition.

Hintergründe und Fakten des Boxerkrieges wurde durch eine rassistische Propagandaschlacht gegen die «gelbe Gefahr» und mit zahlreichen Fehlinformationen im deutschen Reich erfolgreich niedergehalten. Es war das Verdienst der Sozialdemokratie, in Teilen der Bevölkerung für Aufklärung zu sorgen.

Hinweis: Für die Veranstaltung gelten die Regeln der aktuellen Corona-Verordnung.

Eine Veranstaltung der Ulmer Freidenker e.V. in Kooperation mit der Rosa Luxemburg Stiftung Baden-Württemberg.

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Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württemberg

Telefon: +49 711 99797090