18. Dezember 2019 Diskussion/Vortrag Vom Herbst ´89 zum Widerstand gegen die Treuhand

im Rahmen der Ausstellung 'Schicksal Treuhand - Treuhand-Schicksale'

Information

Veranstaltungsort

Schleswig-Holstein-Haus
Puschkinstr. 12
19055 Schwerin

Zeit

18.12.2019, 19:00 - 21:30 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Parteien- / Bewegungsgeschichte, Arbeit / Gewerkschaften, Soziale Bewegungen / Organisierung, Demokratischer Sozialismus

Zugeordnete Dateien

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Das in der laufenden Ausstellung ‚Schicksal Treuhand – Treuhand Schicksale‘ (bis 8.Januar im Schleswig-Holstein-Haus & VHS ‚Ehm Welk‘ in Schwerin) thematisierte Agieren der Treuhand ab 1990 war einer der Endpunkte gesellschaftspolitischer Veränderungen der ‚Wenden‘ in den Jahren 89 und 90. Auch wenn diese bis heute wirkenden Entwicklungen durch das entschiedene und visionäre Eintreten oppositioneller Akteure für radikale Reformen in der DDR im #Herbst89 eingeleitet wurden, ist die folgende Transformation der DDR in die heutige BRD bei weitem nicht die Erfüllung der Ziele dessen was sich die Akteure des #Herbst89 mit ihren Demonstrationen, Streitschriften, Aktionen und Runden Tischen 89/90 vornahmen.

Heiko Lietz und Bernd Gehrke haben den Herbst 89 mitgestaltet, waren wichtige Aktive, Identifikationsfiguren und Vertreter des #Herbst89. Im Podiumsgespräch am Mittwoch, 18.Dezember um 19 Uhr geben sie Einblicke, wie es zu dem Um- und Aufbruch 89 kam, was die eigentlichen Intentionen ihres Handelns waren und wie es trotz erfolgreichem Mobilisieren der Massen, dem Sturz der Regierungen und verkrusteten Machtstrukturen doch zu einem aus ihrer Sicht Scheitern der Ziele und Visionen des Herbst 89 kam. Wie viele mussten auch sie sich den anders gewollten Entwicklungen mit der Wiedervereinigung nach Artikel 23 stellen, ohne ihre Prämissen aufzugeben. Auch heute vertreten sie Forderungen für gesellschaftlichem Wandel, die mit ihrem Zukunftsbildern des Herbst 89 zusammenhängen. Forderungen wie sie von beiden im Zuge des breit getragenen Versuches eines Verfassungsentwurfes oder des Widerstandes gegen die Treuhand-Politik erscheinen in der heutigen gesellschaftspolitischen Situation hoch aktuell und müssen gegen die Versuche der Instrumentalisierung und Verfälschung des Herbst89 klargestellt und behauptet werden.

Heiko Lietz

war evangelischer Pfarrer und engagierte sich früh in der Bürgerrechts- und DDR-Friedensbewegung. Als Totalverweigerer kam er in Untersuchungshaft. Später stellte ihn die SED zeitweise unter Hausarrest. Der MfS zählte ihn 1989 zum harten Kern der Opposition. Das Pfarramt gab er 1981 aus theologischen Gründen auf und arbeitete bis 1988 als Hauswirtschaftspfleger bei der Volkssolidarität. Während der Wende saß er als Mitbegründer und Sprecher des Neuen Forums am Zentralen Runden Tisch. Nach der Einheit wurde er einer der Sprecher von Bündnis 90. Nach deren Vereinigung mit den Grünen war er Landesvorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern und Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 1994. 1997 trat er aus und gründete eine eigene Wählergemeinschaft. Er lebt in seiner Geburtsstadt Schwerin, wo er ein Büro für Menschenrechte unterhält.<?xml:namespace prefix = "o" ns = "urn:schemas-microsoft-com:office:office" /><o:p> </o:p>

Bernd Gehrke

studierte Ökonomie im Anschluss zu seiner Ausbildung als Elektromonteur. 1970 wurde er Mitglied der SED. Bereits ab 1972 war er in konspirativen, oppositionellen Kreisen tätig. Von 1973 bis 1975 war er in der FDJ als Sekretär im Kreis Berlin-Mitte und von 1975 bis 1977 als Wissenschaftlicher Assistent am Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften der Akademie der Wissenschaften tätig. 1976 initiierte er mit anderen illegalisierte Solidaritätserklärungen mit streikenden Arbeitern im polnischen Radom und gegen die Ausbürgerung von oppositionellen DDR-Künstlern. Im November 1977 wurde Gehrkes konspirative Gruppe durch das Ministerium für Staatssicherheit aufgelöst. Im Januar 1978 folgte sein Ausschluss aus der SED wegen ‚staatsfeindlicher Gruppenbildung‘. Es folgte ein Berufsverbot und die fristlose Entlassung. Erst 1984 fand Gehrke wieder eine feste Anstellung als Ökonom im Möbelkombinat Berlin. Ende der 1980er Jahre arbeitete Bernd in der DDR-Umweltbewegung und im September 1989 war er in der Vereinigten Linken (VL) als zeitweiliger Vertreter am Zentralen Runden Tisch und als Sprecher aktiv. Zudem ist er Mitgründer des Robert-Havemann-Kreis und der Grünen Liga. Für den Aufruf ‚Für unser Land‘ wurde er von den Verfassern als einer der 31 Erstunterzeichner ausgewählt. Nach dem Anschluss der DDR nach Artikel 23 war Bernd Gehrke u.a. im Bündnis kritischer Gewerkschafterinnen Ost/West und als parlamentarischer Mitarbeiter der Gruppe Neues Forum/Bürgerbewegung in Berlin tätig. Später wird er ist als kritischer Historiker und  im Bereich der politischen Bildung tätig. Im Jahr 2004 unterstützte er die Montagsdemonstrationen gegen Sozialabbau und unterzeichnete die Erklärung von Angehörigen ehemaliger DDR-Oppositionsgruppen gegen Hartz IV. Im Dezember 2014 initiierte den Aufruf ‚Pegida – Nie wieda!‘ gegen die Bewegung Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes mit.

Stefan Nadolny

ist Mitarbeiter des Regionalbüros der RLS MV und moderiert das Gespräch.</o:p>

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