Fast alle kennen Verschwörungsgläubige: Der Onkel, der während der Familienfeier die neuesten Infos zu den Rothschilds auspackt. Die Hebamme, die weiß, dass Impfen tötet. Der Arbeitskollege, der sich vorm 'Great Replacement' fürchtet.
Woher kommt diese Faszination für Weltverschwörungsgeschichten? Wie kann es sein, dass in unserer Gesellschaft Verschwörungsglaube zu einem Massenphänomen wird?
Sebastian Schuller gibt in seinem neuen Buch «Die Freiheit, die sie meinen» darauf eine überraschende Antwort: Verschwörungsglaube ist für ihn nur ein Symptom eines entstehenden autoritären Neoliberalismus.
Die Dauerkrisen der letzten 10 – 15 Jahre stellen den Bestand des Kapitalismus ernsthaft in Frage. Auf diese Provokation reagieren Teile der Gesellschaft autoritär: Sozialdarwinistische Ansichten, Rassismus und Antisemitismus sind gesellschaftliche und individuelle Strategien, den Status quo zu stabilisieren. Den Kern dieser Bewegung, die beinahe global zu beobachten ist, macht dabei ein radikal-individualistischer Freiheitsdiskurs aus. Dieser ist untrennbar mit Verschwörungserzählungen verbunden, da er hinter jeder Form von Solidarität immer schon die kommunistische Weltverschwörung vermutet.
Schuller nutzt die politischen Debatten während er Covid-19 Pandemie als Ausgangspunkt, um die Entstehung des autoritären Neoliberalismus und seine Verbindungen zu Rechtsextremismus, Verschwörungsdenken und Hass auf Minderheiten auf den Grund zu gehen. «Die Freiheit, die sie meinen» wirft so nicht nur einen ganz neuen Blick auf die meistens verdrängte Zeit der Pandemie, sondern hilft auch die erschreckende, politische Entwicklung der Gegenwart zu verstehen.
Veranstaltung in Kooperation mit dem Infoladen Tübingen
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