In der honduranischen Karibik entsteht derzeit die weltweit erste extraterritoriale Modellstadt – indigene Gemeinden kämpfen indes um ihre Landrechte und ihre Existenz
Die Existenz der afroindigenen Garífuna an der Karibikküste von Honduras ist akut in Gefahr: Eisenerz-Tagebaue, ein Schwerölkraftwerk, riesige Ölpalmenplantagen, Hafenprojekte, Anleger für Kreuzfahrtschiffe und Luxusressorts, aber auch durch die Klimakrise vermehrte Hurrikans und schwimmende Müllinseln bedrohen ihre Zukunft. Hinzu kommt die starke Präsenz des organisierten Verbrechens, landraubender Drogenbarone und die Komplizenschaft des Staates mit diesen Kräften.
Gleichzeitig entsteht auf der Karibikinsel Roatán eine Próspera genannte Zone für Beschäftigung und Ökonomische Entwicklung (ZEDE). Próspera ist die weltweit erste „Charter City“, eine extraterritoriale Modellstadt für private Investoren mit eigener Gesetzgebung und Rechtsprechung. Die Pläne werden ohne die vorherige Information und Beteiligung der lokalen Bevölkerung umgesetzt, die Enteignung und Vertreibung befürchtet. Ein Tochterunternehmen der Technischen Universität München, die TUM International GmbH, entwickelt nach eigener Aussage die wirtschaftlichen Aktivitäten der ZEDE Próspera auf Roatán und will einen ebenfalls als ZEDE geplanten Industriestandort in der Küstenstadt La Ceiba verwalten. Weitere internationale Unternehmen wie das Architekturbüro Zaha Hadid aus London und die Unternehmensberater von Ernst & Young sind ebenfalls an der Entwicklung von Próspera beteiligt.
Das Seminar erläutert die bisher in der deutschen Öffentlichkeit kaum bekannten rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen der honduranischen ZEDE, informiert über die Situation auf Roatán, wo sich derzeit breiter Widerstand gegen die ZEDE Próspera formiert und blickt auf die Kämpfe der organisierten Garífuna-Gemeinden an der Karibikküste. Im Anschluss soll diskutiert werden, wie die Einrichtung von ZEDE und das Engagement einer renommierten deutschen Universität für dieses dezidiert libertäre Projekt zu bewerten sind.
Wir stellen den Teilnehmenden vorab Informationen und Links (auf Deutsch und Englisch) zur Verfügung.
Referentin (aus Honduras zugeschaltet, mit konsekutiver Übersetzung ins Deutsche): Miriam Miranda, Generalkoordinatorin der Garifuna-Organisation OFRANEH
Seminarleitung:
› Jutta Blume, Journalistin und Autorin (HondurasDelegation, Berlin)
› Andrea Lammers, Referentin Honduras/Menschenrechte (Ökubüro, München)
Falls ein Präsenzseminar nicht möglich ist wird die Veranstaltung in Form einer Zoom-Konferenz stattfinden.
Teilnahme ausschließlich per Anmeldung mit Namen, ggf. Organisation/Funktion und E-mail-Adresse bis 23.November an: elsal@oeku-buero.de
Veranstaltende: Ökumenisches Büro für Frieden und Gerechtigkeit e.V. München und Honduras Delegation für die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) in Kooperation mit dem Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung in Bayern e.V.
Standort
Kontakt
Dr. Julia Killet
Regionalbüroleiterin Bayern, Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern / Kurt-Eisner-Verein
E-Mail: julia.killet@rosalux.org
Telefon: +49 89 51996353