27. August 2019 Diskussion/Vortrag Sechs Tage im September

Wilde Streiks 1969

Information

Veranstaltungsort

Vortragsraum Futterstraße
Futterstraße 17-19
66111 Saarbrücken

Zeit

27.08.2019, 18:00 - 20:00 Uhr

Themenbereiche

Deutsche / Europäische Geschichte, Arbeit / Gewerkschaften

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Anfang September 1969 hatten Stahlwerker im Ruhrgebiet genug von der steigenden Arbeitsbelastung. Sie legten die Arbeit nieder, es war ein wilder Streik, ein Arbeitskampf, der weder vom Betriebsrat noch von der IG Metall geplant war und nicht verantwortet wurde. Dieser breitete sich in der Montanindustrie, wie sie die Bundesrepublik in solchem Umfang noch nicht erlebt hatte. Innerhalb weniger Tage erreichte die Streikwelle das Saarland.
Problematische Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung und ebenso unzureichend ausgehandelte Tarifverträge sorgten auch hier dafür, dass die Arbeiter auf die sprichwörtlichen Barrikaden gingen. Der gesamte Saar-Bergbau und das Neunkirchener Eisenwerk waren lahmgelegt. Arbeitermassen strömten nach Saarbrücken und protestierten vor dem Direktionsgebäude der Saarbergwerke. Auch die unweit residierenden Gewerkschafter bekamen Besuch von den Kollegen. „Schloofköpp“ war noch eine der harmlosesten Rufe, die sich die Beschäftigten im DGB-Haus anhören mussten.
Vertreter von Arbeitgeber und Arbeitnehmer reagierten umgehend. Fast ohne weitere Ausstände kam es zu Verbesserungen bei den Löhnen, die in vielen Fällen weit über das hinausgingen, was bei regulären Tarifverhandlungen denkbar war.
Der Wilde Streik von 1969 hatte sein Ziel erreicht und leitete nebenbei eine Wende ein: Noch im gleichen Monat kam es zur Abwahl der Großen Koalition und zur Wahl Willy Brandts zum Bundeskanzler.
50 Jahre später erinnern sich streikerfahrene Akteure daran, wie sich gesellschaftliche und politische Stagnationen in der Vergangenheit haben überwinden lassen und wie wichtig heute wieder eine „Streikkultur“  zur Beantwortung von Zukunftsfragen geworden ist. Es diskutieren:

Hubert Kesternich, Zeitzeuge und Buchautor
Julia Holzhauser, Vorsitzende des Bezirksfachbereichsvorstandes Gesundheit, Soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen in ver.di Region Saar-Trier
Ein/e Vertreter/In von Friday for Future, Saarland
Moderation: Silvia Buss, Journalistin

Standort

Kontakt

Peter Imandt Gesellschaft/Rosa Luxemburg Stiftung Saarland

Telefon: 0681 5953892