Antisemitismus ist in vielfältigen Formen virulent: Die EU in ihrer heutigen Form sei «nichts anderes als eine neoliberalistische Globalisierungsagentur, die den volkszerstörenden und als pervers zu bezeichnenden Ungeist eines George Soros exekutiert«, erklärte Björn Höcke von der AfD. Bei Aufmärschen von Corona-Leugner*innen wurde der Holocaustüberlebende und Finanzinvestor Soros als Drahtzieher geschmäht. Die QAnon-Legende, wonach Kinder entführt und geschlachtet werden, um Verjüngungselixiere zu fabrizieren, ist eine Neuauflage der mittelalterlichen Ritualmordlegende.
Die Documenta 15 in Kassel zeigte die Karikatur eines Soldaten mit Schweinsgesicht, Halstuch mit Davidstern und Helm mit der Aufschrift «Mossad» und einen Clown mit Schläfenlocke, Wolfszähnen, Zigarre und SS-Zeichen auf dem Hut. Das Pogrom der Hamas am 7. Oktober in Israel ist vor dem ideologischen Hintergrund dieser Terrororganisation zu begreifen: In der Hamas-Charta werden «Protokolle der Weisen von Zion», wonach die Juden nach Weltherrschaft streben, als seriöse Quelle zitiert.
In dem Seminar werden die vielfältigen Formen des Antisemitismus von der Antike bis zur Gegenwart vorgestellt. Definitionen und Erklärungsansätze werden anhand von ausgewählten Textpassagen erarbeitet, die gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Im Mittelpunkt steht dabei der Ansatz von Moishe Postone, der den modernen Antisemitismus als wahnhafte Wahrnehmung der unpersönlichen Struktur kapitalistischer Ausbeutung und Herrschaft bezeichnete. Behandelt wird außerdem der Zusammenhang von Antisemitismus, Zionismus und Nahostkonflikt.
Referent: Peter Bierl ist freier Journalist, Politikwissenschaftler, Mitglied der Gruppe LEA (Left Ecological Association) und der Gewerkschaft Verdi und lebt in der Nähe von München. Zuletzt sind von ihm erschienen «Unmenschlichkeit als Programm» (2022), «Die Legende von den Strippenziehern: Verschwörungsdenken im Zeitalter des Wassermanns» (2021), «Die Revolution ist großartig – Was Rosa Luxemburg uns heute noch zu sagen hat» (2020) sowie «Einmaleins der Kapitalismuskritik» (2018).
Eine Kooperation des Kurt-Eisner-Vereins mit der DGB Jugend Schwaben.
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Fritz Burschel
Regionalbüroleiter Bayern, Rosa-Luxemburg-Stiftung Bayern / Kurt-Eisner-Verein
E-Mail: friedrich.burschel@rosalux.org