"Das Ende des Kapitalismus"

– Potentiale zeitgemäßer künstlerischer Methoden in der politischen Arbeit –
Eine Lecture Performance von Tina Turnheim & Flo Thamer

Mit ihrer Theaterarbeit PAST FORWARD wollten Tina Turnheim und Flo Thamer mit ihrer freien Gruppe EGfKA dahin zurück, wo’s nach vorne geht und entwickelten dafür den ZeitRaumMaterialisierer ZRM3000: eine Theatermaschine mit der man die Geister vergangener Revolutionen und Aufstände anrufen und beschwören – aber auch von ihnen heimgesucht werden kann. Die Toten als Dialogpartner (und Dialogstörer) akzeptierend, sollten deren Geschichte(n) und Erfahrungen für heutige Anliegen fruchtbar gemacht werden.
Für ihre Lecture bringen sie nun eine Mini-Variante des ZRM3000 mit nach Mannheim und begeben sich auf die Suche nach den Spuren historischer Polittheater-Avantgarden, insbesondere der Geist des Agitprop der 1920er Jahre in Deutschland und der Sowjetunion, aber auch die zweite Welle Agitprop-Aktiver ab den 1960er-Jahren sollen angerufen werden – und da das Mannheimer JUZ in seiner Entstehungszeit auch politisch engagierten Laienspielgruppen einen Raum der Entfaltung bot, werden womöglich einige Geister der Jugendzentrumsbewegung erscheinen. Anschließend soll gemeinsam über die heutigen Möglichkeiten (und Grenzen) einer künstlerischen Politpraxis / politischen Kunstpraxis diskutiert werden.

Tina Turnheim studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaften in Wien und Berlin und arbeitet als freie Theatermacherin, Dramaturgin, Autorin, Regisseurin und Theoretikerin v.a. in Berlin und im Ruhrgebiet, aber auch in Griechenland, Österreich und Rumänien. Sie ist Mitbegründerin des Theaterkollektivs EGfKA, das mit zeitgemäßen Formen politischen Theaters experimentiert. Sie lehrte an der FU Berlin zu theatralen Manifestationen von Flucht und Migration am dortigen Institut für Theaterwissenschaft. 2014 war sie Gastwissenschaftlerin am Goldsmiths College der University of London. In ihrer Doktorarbeit analysiert sie performative Experimente mit Zeit- und Geschichtsabläufen in Bezug auf eine veränderte gesellschaftliche Wahrnehmung von Zukunft. Darüber hinaus forscht und publiziert sie kontinuierlich über politisches Theater, soziale Reproduktion, kulturellen Antifaschismus, Protest und Aufstände und ist in antifaschistischen Zusammenhängen von Kunst- und Kulturschaffenden aktiv.
www.egfka.eu/pastforward

Flo Thamer studierte Theaterwissenschaft und Neuere deutsche Literatur in Berlin. Derzeit ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Internationalen Forschungskolleg Interweaving Performance Cultures der FU Berlin und schreibt in diesem Rahmen seine Doktorarbeit über Inszenierungs- und Kommerzialisierungsstrategien im globalen Männerfußball. Er ist Mitbegründer des freien Theaterkollektivs EGfKA, das sich an der Schnittstelle von Kunstarbeit, Theorieproduktion und politischem Aktivismus verortet. Gemeinsam mit Tina Turnheim entwickelte er das Produktionsmodell «Theater der Sorge» als eine zeitgemäße Weiterentwicklung von Brechts Lernstück-Konzeption für ein politisch gemachtes Politisches Theater. 2013 mitbegründete er das fünfköpfige Session-Kollektiv Flimm, das im Berliner Untergrund mit hybriden Verschmelzungen von analoger und digitaler Klangerzeugung experimentiert. Momentan ist er mit Thomas Ebermann und Thorsten Mense mit dem theatralen Vortragsabend «Heimat – Eine Besichtigung des Grauens» auf Tour.

Bereits um 18 Uhr findet der Vortrag «Historische Konfliktlinien und blinde Flecken» am selben Ort statt. Nach den Veranstaltungen bleibt das JUZ für euch geöffnet. Ihr könnt den Abend mit Musik, Snacks und Getränken ausklingen lassen.

Veranstaltung in Kooperation mit INPUT Jugendbildung Mannheim